Kronenhöfe in Backnang stehen vor der Fertigstellung

Das Mammutprojekt im Herzen von Backnang ist in weiten Teilen bereits bezugsfertig. Deutlich mehr als die Hälfte der 44 Wohnungen ist bereits verkauft. In dem neuen Domizil sollen einmal mehr als 100 Menschen wohnen. Aktuell laufen die Außenarbeiten auf Hochtouren.

Vor allem die Pflasterer haben rund um die Kronenhöfe noch viel zu tun. Der Innenausbau hingegen ist weitgehend fertig.Foto: Alexander Becher

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Vor allem die Pflasterer haben rund um die Kronenhöfe noch viel zu tun. Der Innenausbau hingegen ist weitgehend fertig.Foto: Alexander Becher

Von Matthias Nothstein

Backnang. Stück für Stück fallen beim Großprojekt Kronenhöfe die Gerüste weg und geben den Blick auf das fertige Bauwerk frei. Für jeden ist sichtbar: Die Fertigstellung des Mammutprojekts liegt in den letzten Zügen. Mehr noch, die ersten Nutzer sind vergangene Woche bereits eingezogen, nämlich die 34 Mitarbeiter der Aspa-Gruppe, die bislang auf verschiedene Standorte in Großaspach und in der Backnanger Innenstadt verteilt waren. Und auch der Umzug des Versicherungsteams der Volksbank steht in nächster Zeit bevor.

In der Vergangenheit hat Werner Schmidgall, der Prokurist der Kronenhöfe GmbH, die Vermarktung des Gesamtobjekts eigenen Worten zufolge eher zurückhaltend betrieben. Umso mehr freut es ihn, dass bei den insgesamt 44 Wohnungen der unterschiedlichsten Größen bereits 60 Prozent verkauft werden konnten. Im Dezember werden die ersten Bewohner ihr neues Domizil beziehen, am Ende soll der Komplex einmal mehr als 100 Menschen eine neue Heimstatt in der Innenstadt bieten. Die Käufer stammen nicht nur aus Backnang oder der Umgebung. Inzwischen haben auch Investoren aus Stuttgart, Schwäbisch Gmünd, Ludwigsburg oder Münster ihre Entscheidung für Backnang getroffen.

Werner Schmidgall, der zusammen mit Andreas Benignus von der Aspa-Gruppe der Bauherr der Kronenhöfe ist, pocht bei der Vermarktung nicht zwanghaft aufs Tempo: „Die Kronenhöfe sind für uns eine Herzenssache, die müssen wir nicht heute oder morgen schon vermarktet haben. Wir können uns auch vorstellen, einige Wohnungen in eigener Regie zu vermieten.“

Gespräche mit Interessenten für das Stadthotel werden jetzt intensiviert

Qualität vor Geschwindigkeit ist auch das Motto beim künftigen Stadthotel, das den unteren Eckpfeiler der Kronenhöfe in der Eduard-Breuninger-Straße beleben soll. Vor Jahresfrist hatte Schmidgall die Suche nach einem Interessenten komplett auf Eis gelegt, damals lähmte Corona das Hotelgewerbe noch flächendeckend. Inzwischen lebt die Branche wieder auf. Und auch Schmidgall hat seine Fühler wieder ausgestreckt: „Die Gespräche werden jetzt intensiviert. Aber wir wollten nach der Coronapause auch erst einmal abwarten, bis wir etwas Repräsentatives vorweisen können, bislang waren doch viele Fassaden von Gerüsten verstellt und die Außenanlagen nicht fertig.“

Das ändert sich nun täglich. Sehr zur Freude von Benignus: „Nachdem an den meisten Stellen schon abgerüstet wurde, kommt jetzt die Architektur erst zum Vorschein. Und für mich kommt sie noch besser heraus als geplant.“ Schmidgall pflichtet dem bei und ergänzt: „Wenn jetzt die Stadt auch noch die Straßen ringsum aufhübscht, dann wird das ein stimmiges Ensemble.“ Benignus glaubt des Weiteren, dass auch die Kritik etwa an der Höhe der Bebauung nach der endgültigen Fertigstellung verstummen wird: „Wir lassen Fakten sprechen, das Gesamtensemble wird die Kritiker überzeugen.“ Wobei Schmidgall für die Phase der Bauzeit sogar Verständnis für die Kritiker hat, „die konnten bisher nur hohe Betonwände sehen“. Jetzt aber würden die verklinkerten Fassaden ihren Reiz erst zur Geltung bringen können.

Anvisierte Fertigstellung hat sich nur um wenige Monate verzögert

Obwohl die Baubranche vielerorts über Lieferprobleme und Fachkräftemangel klagt, zeigt sich der Kronenhöfe-Prokurist sehr zufrieden mit dem Bauverlauf. Klar habe sich die anvisierte Fertigstellung um wenige Monate verzögert, „aber in Anbetracht der Gesamtsituation sind wir sehr gut durch die Bauphase gekommen“. So habe es lediglich in einigen Gewerken krankheitsbedingt Personalmangel gegeben. Auch sind die Kosten nur geringfügig überschritten worden, „weil wir fairerweise an einigen Stellen Preisanpassungen zugunsten der Betriebe vorgenommen haben“, so Schmidgall. Zudem gab es im Laufe des Entstehens des Bauwerks einige bauliche Veränderungen, die am Anfang nicht erkennbar waren und die Mehrkosten zur Folge hatten. Das Fazit des Bauherrn: „Die Anpassungen haben das Budget belastet, aber nicht schmerzhaft.“

Die Vorstellungen des Kronenhöfe-Duos sind in der Hotelfrage klar umrissen: Es soll ein kleines aber feines, familiengeführtes Hotel mit einer angeschlossenen gutbürgerlichen Gastronomie werden. Vertreter von Hotelketten oder der Schnellimbissgastronomie brauchen ihre Visitenkarte erst gar nicht abzugeben.

Passage soll bis zum Ende des Jahres fertig sein

Nachdem der Innenausbau in vielen Bereichen schon abgeschlossen werden konnte, liegt der Schwerpunkt aktuell auf den Außenanlagen. Zum Beispiel auf der Passage, die künftig vom Obstmarkt direkt in die Albertstraße und im Anschluss – wenn die Stadt Backnang ihre Hausaufgaben erledigt hat – sogar bis zum Bahnhof führen soll. Die Passage durch die Kronenhöfe könnte bis Ende des Jahres begehbar sein, hofft Benignus. Grund zum Optimismus gibt die Tatsache, dass die Aspacher Firma Lukas Gläser für diesen Zweck einen eigenen Bautrupp entsandt hat, der in diesem Bereich die Treppen und Gehwege fertigstellt.

Auch für den Verkehr wird der Bereich Stück für Stück wieder freigegeben. Seit Oktober bereits ist die Dilleniusstraße wieder in Richtung Obstmarkt befahrbar. Und ab dem 28. November soll auch die Eduard-Breuninger-Straße nach der monatelangen Sperrung wieder für den Verkehr freigegeben werden. Mit der kleinen Einschränkung, dass entlang des Schillerplatzes bis zur sogenannten Engelkreuzung immer noch gebaggert wird. Das heißt: An der Kreuzung mit der Dilleniusstraße muss vorerst noch rechts abgebogen werden.

Wie auch Schmidgall betont Benignus die gute Zusammenarbeit mit der Stadt und lobt die Firmen, die sich an die extrem komplexen Tiefbauarbeiten gewagt hatten. Der Zustand der Wasser- und Abwasserleitungen in einigen Straßenabschnitten habe sie in Erstaunen versetzt. Benignus: „Der Austausch war dringend nötig. Da gab es Material, das stammte aus dem vorvorletzten Jahrhundert.“ Und auf die Kronenhöfe bezogen sagte Benignus: „Backnang ist meine Heimatstadt. Ich habe dieses Projekt ganz bewusst hier ausgesucht. Uns allen war klar, dass dies eine Herausforderung wird. Aber die haben wir – da bin ich ganz sicher – gut gemeistert.“

44 Wohnungen für Familien, Senioren, Singles oder Paare

Mischung Mit den Kronenhöfen werden in der Backnanger Innenstadt Wohnraum und Flächen für Gewerbe, Dienstleister, freie Berufe und Einzelhandel geschaffen.

Wohnungen Im Kronenhöfe-Areal entstehen 44 Wohnungen mit 4200 Quadratmetern Wohnfläche. Es handelt sich um Zwei-, Drei- und Vierzimmerwohnungen sowie Penthousewohnungen mit bis zu fünf Zimmern. Flachdächer ermöglichen das Wohnen auf einer Ebene im Dachgeschoss. Zudem gibt es Maisonettewohnungen unter den Steildächern. Es entsteht Wohnraum für unterschiedliche Zielgruppen: für Familien, Senioren, Singles oder Paare.

Gewerbeflächen Die Gewerbeflächen summieren sich (ohne Hotel) auf etwa 1200 Quadratmeter. Allein 800 Quadratmeter übernimmt die Aspa-Gruppe, weitere 170 Quadratmeter die Volksbank. Im Areal entstehen etwa 70 Arbeitsplätze.

Hotel Gebaut wird ferner ein Hotel mit 17 Zimmern und einer Wohnung auf etwa 820 Quadratmetern Nutzfläche.

Tiefgarage Gebaut wird ferner eine zweigeschossige Tiefgarage mit 83 Stellplätzen. Zudem entstehen sieben Außenstellplätze in der Eduard-Breuninger-Straße.

Passage Im Areal gibt es künftig einen neuen Durchgang für Passanten. Er dient als Bindeglied zwischen einigen hochfrequentierten Punkten Backnangs. So werden die Kronenhöfe zum Scharnier zwischen der Innenstadt, den Bildungs- und Kultureinrichtungen – etwa dem Bürgerhaus und dem Bildungshaus – sowie dem Bahnhof.

Historie Mit dem Abriss der Bestandsgebäude wurde im Mai 2018 begonnen.

Kooperation Bauträger ist die Kronenhöfe GmbH. Es handelt sich dabei um ein Gemeinschaftsprojekt der Aspa Bauträger GmbH und der Murrtal Werte GmbH.

Invest Die Gesamtinvestition des Projekts inklusive Grunderwerb und Nebenkosten beläuft sich laut Prokurist Werner Schmidgall auf etwa 30 bis 35 Millionen Euro.

Internet Weitere Infos unter www.kronenhoefe.de oder www.aspa-Gruppe.de.

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Erstellt:
17. November 2022, 06:00 Uhr

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Achtung: Diese Aufnahme stammt nicht aus Bartenbach, sondern ist ein Symbolfoto. Jene Fotos, die am Mittwoch im Sulzbacher Teilort aufgenommen worden sind, wurden bisher nirgendwo veröffentlicht. Sie werden erst noch von Experten überprüft. Quelle: FVA Baden-Württemberg
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