Landkreis rüstet Fahrzeugflotte um

Mehr E-Mobile, weniger Fahrten mit Privatautos – „Wirtschaftlicher und klimafreundlicher“

Vorfahrt für Elektrofahrzeuge: Der Landkreis baut seinen Fuhrpark aus. Foto: Landratsamt

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Vorfahrt für Elektrofahrzeuge: Der Landkreis baut seinen Fuhrpark aus. Foto: Landratsamt

Von Armin Fechter

WAIBLINGEN. Der Landkreis baut seinen Fuhrpark aus und setzt dabei besonders auf E-Mobile. Gleichzeitig sollen Kosten gespart werden, indem Privatfahrzeuge seltener zum Einsatz kommen. Als Erstes wird das Jugendamt neu ausgestattet.

Derzeit umfasst die landkreiseigene Fahrzeugflotte 96 Wagen. Damit werden im Jahr knapp 1,1 Millionen Kilometer zurückgelegt. Das ist eine ganze Menge, aber noch nicht einmal die Hälfte der Strecken, die insgesamt für dienstliche Zwecke gefahren werden. Auf private Pkw entfallen nämlich fast 1,4 Millionen Kilometer zusätzlich. Und die werden zu 35 Cent abgerechnet, sprich: Der Landkreis muss rund 482000 Euro jährlich für die dienstliche Nutzung privater Autos an Mitarbeiter zahlen. Wobei die Kosten nicht das alleinige Problem sind: Der Landkreis hat, wie Haupt- und Personalamtsleiterin Anna Katharina Maier jetzt im Verwaltungs-, Schul- und Kulturausschuss des Kreistags erklärte, auch keinen Einfluss darauf, mit welchen Fahrzeugen diese Strecken zurückgelegt werden, wie die Autos motorisiert sind und wie alt sie sind.

Das soll sich ändern. „Wir wollen wirtschaftlicher und klimafreundlicher werden“, sagte Maier. Auch Landrat Dr. Richard Sigel unterstrich: „Wir haben eine Vorbildrolle.“ Ziel ist es, die Fahrten mit dem Privat-Pkw auf 25 Prozent zu reduzieren und gleichzeitig 75 Prozent mit kreiseigenen Fahrzeugen zu absolvieren. Bei dieser Aufteilung sei, so hat ein Gutachten ergeben, das Kosten-Nutzen-Verhältnis am günstigsten. Der Landkreis will zugleich Einsparpotenziale nutzen, die sich durch die Umstellung auf eine Leasingflotte ergeben. Auf diese Weise stünden dann immer auch die modernsten Mobile im Fuhrpark bereit. Davon erhofft man sich eine Reduktion der Schadstoffemissionen, um einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten.

Parallel wird eine neue Software zur Fahrzeugnutzung und Schlüsselausgabe eingeführt. Den Vorreiter bei der Neuausrichtung macht das Jugendamt. Für das Pilotvorhaben sollen insgesamt 27 Fahrzeuge beschafft werden: 14 konventionelle werden für 30000 Euro im Jahr geleast und 13 Elektrofahrzeuge mit einer Förderung vom Bundesverkehrsministerium für 250000 Euro gekauft. Ferner benötigt der Landkreis für den Betrieb sieben Ladestationen zu je 29000 Euro, ein Fleetmanagement-System für etwa 40000 Euro und drei Schlüsselausgabe-Terminals für 45000 Euro. Laut Maier sind die Investitionskosten ab dem vierten Jahr gedeckt, und der Landkreis beginnt dann einzusparen.

Überdies sollen weitere Überlegungen zu Carsharing-Modellen für die Mitarbeiter angestellt werden. So könne einerseits die Auslastung der Fahrzeuge und damit die Wirtschaftlichkeit verbessert werden. Andererseits werde das Bewusstsein der Mitarbeiter für nachhaltige Mobilität geschärft. Solche Möglichkeiten könnten aber auch dazu beitragen, als Arbeitgeber attraktiv zu sein.

Reinhold Sczuka (CDU) freute sich über die Neuausrichtung: „Wir hatten den richtigen Riecher. Da steckt einiges Potenzial drin.“ Dagegen äußerte sich Jürgen Hestler (SPD) skeptisch, was die anvisierten Kosteneinsparungen betrifft, wichtig sei aber die CO2-Reduktion. Bedenken wegen der Reputation des Landkreises hegt Andreas Hesky (Freie Wähler) beim Carsharing, wenn etwa Autos mit Rems-Murr-Design künftig im Pulk vor Gaststätten aufkreuzen. Christine Besa (Grüne) mahnte dagegen an, E-Fahrräder nicht außen vor zu lassen.

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Erstellt:
28. September 2018, 06:00 Uhr

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