Leben im Hier und Jetzt

Beim Naturheilverein Backnang dreht sich in diesem Jahr alles um das Thema Achtsamkeit

Der Naturheilverein Backnang beschäftigt sich im Jahr 2019 besonders mit dem Thema Achtsamkeit. Schon kleine Veränderungen im Alltag helfen dabei, achtsamer mit sich selbst umzugehen. Auch Bewegung und Ernährung spielen eine große Rolle und haben positive Auswirkungen auf Körper und Geist.

Leben im Hier und Jetzt

© francesco chiesa - stock.adobe.c

Von Simone Schneider-Seebeck

BACKNANG. Immer häufiger taucht der Begriff „Achtsamkeit“ auf. Sucht man auf Google, finden sich sofort über 11,5 Millionen Seiten zum Thema. Doch was ist Achtsamkeit? Sie hat ihre Wurzeln im Buddhismus und es geht darum, sich auf den Augenblick zu konzentrieren, sich körperlich und auch mental im Hier und Jetzt zu befinden. Klingt einfach? Ist es aber nicht.

Stichwort Multitasking: Beim Essen überlegt man sich beispielsweise, welche Aufgaben heute noch zu erledigen sind oder checkt kurz die E-Mails, anstatt sich auf das Essen zu konzentrieren. Oder man ärgert sich nachmittags immer noch darüber, dass man bei einem morgendlichen Gespräch nicht schlagfertig genug war. Liegt man abends im Bett, macht man sich vielleicht Sorgen darüber, ob der Ausflug in drei Wochen durch Regen vermasselt werden könnte. Eigentlich sind solche Gedanken müßig. Denn weder kann man die Gesprächssituation zurückholen und ändern, noch hat man einen Einfluss darauf, wie das Wetter sich entwickeln wird. Warum also Gedanken an das verschwenden, was durch uns nicht zu ändern ist? Achtsamkeit definiert sich zudem über bestimmte Geisteshaltungen wie beispielsweise „Nichtbewerten“, Akzeptanz, Geduld, Vertrauen, Dankbarkeit. Man macht sich bewusst, dass manche Situationen von uns schlichtweg nicht gesteuert und beeinflusst werden können. Solche Situationen können nur akzeptiert und sollten vor allem auch nicht bewertet werden. Gelingt dies, so ist das ein Weg zu mehr Zufriedenheit und Lebensfreude, was mittlerweile sogar wissenschaftlich untermauert ist.

Auf die Signale des Körpers zu achten, ist sehr wichtig

Das Jahr 2019 steht für den Naturheilverein Backnang (NHV) im Zeichen der Achtsamkeit und so ging es beim diesjährigen Tag der Naturheilkunde, den der Naturheilverein im Max-Born-Gymnasium Backnang veranstaltete, um den ganzheitlichen, achtsamen Umgang mit sich selbst. Patrick Hawle, Psychotherapeut und Heilpraktiker in Sulzbach an der Murr erläuterte, welch wichtigen Einfluss der achtsame Umgang in Hinblick auf Ernährung, Bewegung und die innere Haltung auf die eigene Gesundheit hat.

Kleine Veränderungen im Alltag helfen dabei, achtsamer mit sich selbst zu sein. Einen großen Raum nahm bei seinem Vortrag die Ernährung ein. Hochwertige Kohlenhydrate, gesunde Fette und Öle, sekundäre Pflanzenstoffe und auch intermittierendes Fasten unterstützen die Darmgesundheit, was sich wiederum positiv auf die körperliche und auch mentale Gesundheit auswirken kann. Zudem hob er die positiven Auswirkungen regelmäßiger Bewegung hervor, etwa in Form von langen Spaziergängen und moderatem Training. Um den alltäglichen Stress zu reduzieren, riet Hawle dazu, sich Inseln der Ruhe im Alltag zu schaffen. Meditation, Lachen, Singen, oder Massagen wirken stressreduzierend.

Für Birte Kneissl vom NHV liegt es nahe, die Achtsamkeit als Bewusstsein für den ganzen Menschen und seine Umgebung zu sehen, denn die Naturheilkunde hat den Menschen in seiner Gesamtheit im Blick. Sie kennt die Problematik, dass man immer erst noch etwas anderes erledigen möchte, bevor man sich Zeit für sich selbst erlaubt.

Auf die Signale des Körpers zu achten, ist für die Naturheilkundeberaterin dabei besonders wichtig. „Man wird oft erst durch ein einschneidendes Erlebnis achtsamer“, hat sie festgestellt. Nimmt man sich mehr Zeit für sich selbst, wird der alltägliche Stress reduziert, und das wirkt sich positiv aus. Auch für die 1. Vorsitzende des Vereins, Jutta Soehnle, ist Achtsamkeit ein persönliches Anliegen als „das bewusste Erleben, was im Hier und Jetzt passiert“. Selbst eine Krise sieht sie deshalb als ein Geschenk an – um etwas daraus zu lernen. Wichtig ist dabei das Nichtbewerten: „Jeder ist in Ordnung, so wie er ist. Es muss nicht immer so sein, wie ich es sehe.“ Kneissl bringt hier das Bild eines Regenbogens ins Spiel: „Man freut sich einfach am Anblick des Regenbogens, ohne etwas an ihm zu kritisieren oder zu bewerten. Und genauso ist jeder Mensch wertvoll und sollte entsprechend behandelt und geachtet werden.“ Ganz klar ist jedoch, dass es nicht einfach ist, etwas Neues in den Alltag zu integrieren.

Jutta Soehnle empfiehlt, kleine Schritte zu machen. Beim Tag der Naturheilkunde eröffnete sie die Veranstaltung mit einem Zitat von Charlie Chaplin: „Als ich mich selbst zu lieben begann, habe ich mich geweigert, weiter in der Vergangenheit zu leben und mich um meine Zukunft zu sorgen. Jetzt lebe ich nur noch in diesem Augenblick, wo alles stattfindet. So lebe ich heute jeden Tag und nenne es Bewusstheit.“ Hier findet sich wieder, was Achtsamkeit ausmacht – bewusst den Augenblick erleben.

Weitere Infos unter www.nhv-backnang.de.

Jutta Soehnle

© Pressefotografie Alexander Beche

Jutta Soehnle

Birte Kneissl

© privat

Birte Kneissl

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Erstellt:
22. Oktober 2019, 16:00 Uhr

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