„Man braucht eine Idee und Rückhalt“

Das Interview: Gespräch mit Kreissparkassenvorstand Ralph Walter über Schaffung von Arbeit – Seit 20 Jahren: Gründerpreis

20 Jahre gibt es ihn schon: Den Preis der Kreissparkasse für ideenreiche Tüftler und Schaffer, die den Schritt in die Selbstständigkeit wagen. 50 Preisträger wurden schon ausgezeichnet, rund 500 Beiträge wurden eingereicht. Ein Gespräch mit dem stellvertretenden Vorsitzenden des Kreissparkassenvorstands Ralph Walter.

Seit 20 Jahren ein erfolgreiches Konzept: Gründerpreis. In diesem Jahr überreichte Kreissparkassenvorstand Ralph Walter die Auszeichnung mit dem ersten Platz an den früheren Backnanger Sternekoch Sascha Wolter und dessen Projekt Frittenlove. Foto: G. Habermann

© Gabriel Habermann

Seit 20 Jahren ein erfolgreiches Konzept: Gründerpreis. In diesem Jahr überreichte Kreissparkassenvorstand Ralph Walter die Auszeichnung mit dem ersten Platz an den früheren Backnanger Sternekoch Sascha Wolter und dessen Projekt Frittenlove. Foto: G. Habermann

Von Martin Winterling

Herr Walter, der Gründerpreis feiert 2019 ein kleines Jubiläum. Wie lautet Ihr Fazit zu 20 Jahren Gründerpreis?

Insgesamt können wir ein positives Fazit ziehen. In den vergangenen Jahren haben rund 500 Neugründungen und Nachfolger ihre Pläne zunächst beim Start-up-Wettbewerb und später beim Gründerpreis Rems-Murr eingereicht. Über 50 Preisträger wurden öffentlichkeitswirksam ausgezeichnet und durften sich über Geldpreise und hilfreiche Expertisen freuen. Es ist uns als lokale Sparkasse gelungen, das Thema Gründer in den Fokus zu rücken und ganz konkrete Hilfestellungen für die Firmengründer an Rems und Murr zu geben. Zudem sind wir neben Esslingen die einzige Sparkasse in Baden-Württemberg, die noch einen eigenen, lokalen Preis für Existenzgründer ausschreibt. Unser Ansinnen, einen wichtigen Beitrag zur wirtschaftlichen Förderung der Region und der Gründerszene zu leisten, untermauern wir damit. Schließlich entstehen durch Gründungen Arbeitsplätze in der Region oder werden erhalten.

So mancher ausgezeichnete Gründer ist auch in der Insolvenz gelandet. Wie erfolgreich sind die ausgezeichneten Gründer gewesen?

Bei Existenzgründungen gehört Scheitern dazu. Aber es gibt auch Gründungen, die quasi durch die Decke gegangen sind und Arbeitsplätze im zweistelligen Bereich geschaffen haben. Dass die Quote von erfolgreichen Existenzgründungen bei Gründerpreisteilnehmern insgesamt deutlich besser ist, hat einen wesentlichen Grund: Durch die Erarbeitung eines durchdachten und nachvollziehbaren Businessplans erfolgt eine Strukturierung, die mögliche Stolperfallen frühzeitig erkennen lassen und Maßnahmen durchdacht werden, wie diese umgangen werden können. Und wie Sie wissen, ist der Businessplan ja seit jeher die Grundlage für die Teilnahme beim Gründerpreis Rems-Murr.

Wie hat sich die Gründerszene in den vergangenen 20 Jahren verändert?

Insgesamt geht die Zahl der Gründungen in Deutschland zurück. Ein Blick auf die Gründerquote (Anteil an Gründern an der Bevölkerung von 18 bis 64 Jahren) macht dies besonders deutlich. Lag die Quote 2003 noch bei fast drei Prozent, so liegt sie heute nur knapp über einem Prozent. Hauptgrund für diesen Rückgang ist die positive Entwicklung des Arbeitsmarkts. Potenziellen Gründern bietet sich heute eine Fülle attraktiver Beschäftigungsmöglichkeiten. Selbstständig sein kann aber nach wie vor Selbstverwirklichung, Eigenverantwortung, Unabhängigkeit und im Idealfall auch finanzieller Erfolg bedeuten. Chancen und Risiken einer Existenzgründung liegen dabei aber dicht beieinander. Deshalb brauchen Existenzgründer von Beginn an eine umfassende Beratung und Begleitung: von der Geschäftsidee bis hin zur Gründung eines Unternehmens. Darin waren sich alle Experten einig.

In wirtschaftlich schwierigen Zeiten getrauen sich mehr Menschen, sich selbstständig zu machen. Sterben Existenzgründer aus?

Nein, das glaube ich nicht. Vor allem innovative Start-ups im Handel und der Dienstleistungsbranche sprechen dagegen. Im Jahr 2017 gab es 108000 Start-up-Gründer mit 60000 Start-ups in Deutschland. Das sind bessere Zahlen als im Jahr davor. Start-up-Gründer sind innovations- oder wachstumsorientiert und deshalb von besonderem volkswirtschaftlichen Interesse. Ich sehe hier – auch mit Blick auf die Digitalisierung – viele Möglichkeiten in den kommenden Jahren auch bei uns im Rems-Murr-Kreis. Was ebenfalls erfreulich ist: Das Gründungsinteresse bei Frauen nimmt weiter zu. Auch hier sehe ich Potenziale für die Zukunft.

Schlägt sich dies schon bei der Zahl der Bewerbungen zum Gründerpreis nieder?

Aufgrund der genannten allgemeinen Entwicklungen gehen auch die Teilnehmerzahlen bei unserem Gründerpreis tendenziell zurück. Aber wir wollen ja mit dem Preis Mut machen und motivieren, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen. Vor allem die langjährige Kooperation mit den lokalen Zeitungsverlagen hat uns in diesem Punkt hervorragend unterstützt. Daher gehe ich davon aus, dass wir durch das Engagement unserer Firmenkundenberater und der Zusammenarbeit mit Zeitungsverlagen, der Wirtschaftsförderung Rems-Murr sowie der IHK und HWK es wieder schaffen werden, qualitativ und quantitativ einen guten Jahrgang zusammenzubekommen. Die Bewerbungsfrist läuft ja noch bis zum 7. Dezember.

Worauf kommt es bei einer erfolgreichen Existenzgründung an? Können Sie die fünf wichtigen Punkte nennen?

Erstens: Ein Gründer braucht eine gute und zündende Idee. Zweitens: Bevor man den Schritt in die Selbstständigkeit wagt, sollte man sich fragen, ob man als Person dafür geeignet ist. Drittens: Man braucht einen durchdachten und nachvollziehbaren Businessplan. Viertens: Zu Beginn einer Gründung sollte man Fachleute, nämlich die Hausbank, Kammern und Förderinstitute, mit ins Boot holen. Fünftens: Als Gründer braucht man den Rückhalt von Freunden und Familie.

Jetzt noch bewerben Info Interessierte können sich direkt für den Gründerpreis Rems-Murr anmelden, und zwar online über die Adresse www.kskwn.de/gruenderpreis. Fragen zum Wettbewerb beantwortet Claus Dinkelacker unter der Rufnummer 07151/5051919 oder per E-Mail an claus.dinkelacker@kskwn.de.
„Man braucht eine Idee und Rückhalt“

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Erstellt:
15. November 2018, 06:00 Uhr

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