Massengrab indigener Kinder: Trudeau sagt Unterstützung zu

dpa Montreal. Die Nachricht war ein Schock: Überreste von 215 Kindern kanadischer Ureinwohner wurden auf dem Grundstück eines ehemaligen Internats entdeckt. Premier Trudeau verspricht „konkrete Maßnahmen“.

Justin Trudeau: „Traurigerweise ist dies keine Ausnahme oder ein einzelner Vorfall.“. Foto: Sean Kilpatrick/The Canadian Press via ZUMA/dpa

Justin Trudeau: „Traurigerweise ist dies keine Ausnahme oder ein einzelner Vorfall.“. Foto: Sean Kilpatrick/The Canadian Press via ZUMA/dpa

Nach der Entdeckung eines Massengrabs mit Überresten von 215 Kindern bei einem früheren staatlichen Internat für Indigene hat Kanadas Premierminister Justin Trudeau den Überlebenden solcher Einrichtungen mehr Unterstützung zugesagt.

„Wir haben konkrete Maßnahmen versprochen, und auf diese Weise werden wir Überlebende, Familien und indigene Völker unterstützen“, sagte der Regierungschef, ohne Einzelheiten zu nennen.

„Traurigerweise ist dies keine Ausnahme oder ein einzelner Vorfall. Wir werden uns nicht davor verstecken. Wir müssen die Wahrheit anerkennen“, sagte Trudeau weiter. Diese Schulen seien eine Realität gewesen. „Eine Tragödie, die hier in unserem Land existierte, und wir müssen uns dazu bekennen.“

Vom 17. Jahrhundert bis in die 1990er wurden die als „residential schools“ bekannten Einrichtungen von der Regierung verwaltet und finanziert. Betreiber waren größtenteils Kirchen und religiöse Organisationen. Indigene Kinder wurden ihren Familien entrissen und in diesen Einrichtungen untergebracht, wo sie die Traditionen der europäischen Kolonialisten lernen mussten, um ihre eigenen Sprachen und Kulturen zu vergessen. Gewalt und sexueller Missbrauch gehörten in diesen Schulen zur Tagesordnung.

Das Massengrab bei der Kamloops Residential School in der westlichen Provinz British Columbia, die zwischen 1890 und 1978 betrieben wurde, wurde am Donnerstag von Rosanne Casimir, Oberhaupt vom Volk der Tk'emlups te Secwepemc, bestätigt. Die Ursache für den Tod der Kinder ist noch nicht bekannt. Einige von ihnen waren erst drei Jahre alt. Nach Bekanntwerden des Falls gab es Forderungen von Vertretern indigener Gruppen, alle früheren Einrichtungen dieser Art untersuchen zu lassen.

© dpa-infocom, dpa:210601-99-818307/2

Menschen gedenken in Edmonton der Kinder, deren Überreste bei dem ehemaligen Internat gefunden wurden. Foto: Jason Franson/The Canadian Press/dpa

Menschen gedenken in Edmonton der Kinder, deren Überreste bei dem ehemaligen Internat gefunden wurden. Foto: Jason Franson/The Canadian Press/dpa

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Erstellt:
1. Juni 2021, 11:57 Uhr

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