Matarazzo zu Aufstieg ohne Fans: „Andere Bilder im Kopf“

dpa Stuttgart. Der VfB Stuttgart will gegen den SV Darmstadt 98 den Aufstieg in die Fußball-Bundesliga perfekt machen. Neben dem Erreichen des Saisonziels wird auch der Abschied von Mario Gomez gefeiert. Trainer Pellegrino Matarazzo kündigte bereits ein Geschenk an.

Der Stuttgarter Trainer Pellegrino Matarazzo steht vor Spielbeginn auf dem Platz. Foto: Daniel Karmann/dpa/Archivbild

Der Stuttgarter Trainer Pellegrino Matarazzo steht vor Spielbeginn auf dem Platz. Foto: Daniel Karmann/dpa/Archivbild

Auch Pellegrino Matarazzo hat sich die Aufstiegsfeier mit dem VfB Stuttgart ganz anders vorgestellt. 60 000 Zuschauer im Stadion, weitere Zehntausende beim Public Viewing auf dem Cannstatter Wasen - das hätte ihm als Szenario für den größten Erfolg seiner Karriere und den Abschied von Stürmerstar Mario Gomez vermutlich gefallen. Doch in Zeiten der Coronavirus-Krise mit Geisterspielen und strikten Abstandsregeln ist eine solche Massen-Party wie bei der Bundesliga-Rückkehr vor drei Jahren an diesem Sonntag undenkbar.

Stattdessen bittet der Verein diesmal darum, von ausgelassenen Feiern abzusehen. „Wir haben uns sicher alle andere Bilder im Kopf gemalt, wo die Reise begonnen hat. Eine Aufstiegsfeier hätte sicherlich mit Fans eine andere Emotionalität gehabt“, sagte Matarazzo am Freitag. Zwei Tage vor dem Saisonfinale gegen den SV Darmstadt lächelt der 42-Jährige oft. Seine Mission ist so gut wie erfüllt.

Eigentlich kann nichts mehr schiefgehen, nur ein Fußball-Wunder könnte dem VfB den direkten Aufstieg noch entreißen. Die Schwaben müssten deutlich gegen Darmstadt verlieren, Heidenheim zeitgleich ein Torfestival bei Arminia Bielefeld feiern. Nur dann könnte der VfB bei drei Punkten Vorsprung und der um elf Treffer besseren Torbilanz noch auf den Relegationsrang abrutschen.

Schon nach dem vergangenen Spieltag war die Erleichterung bei „ein paar Bierchen im Bus“ (Matarazzo) immens. „Es ist für mich persönlich auch eine gewisse Bestätigung, dass ich es kann, dass die letzten Zweifel weggeräumt werden“, sagte der Coach und warnte zugleich: „Ich thematisiere nicht, dass es schief gehen könnte, aber ich thematisiere, dass wir noch nicht über der Ziellinie sind.“

Matarazzo hat bei all dem Druck im Umfeld des Traditionsvereins entspanntere Tage hinter sich. Nach dem wegweisenden letzten Spieltag habe man schon gemerkt, dass die Spannung in der Mannschaft zunächst gefehlt habe, räumte er ein. „Klar ist noch Druck da. Aber wenn man rechnen kann, haben wir sehr gute Chancen, das Ding zu ziehen. Deshalb ist es schon ein bisschen entspannter als die Wochen davor.“

Der direkte Aufstieg reicht Matarazzo aber noch nicht, er will den erfolgreichen Saisonabschluss mit einem Heimsieg veredeln. Ein zu hohes Risiko will er in der Startelf dabei nicht eingehen und stattdessen auf eine „gewisse Kontinuität“ setzen. Kapitän Marc Oliver Kempf fällt allerdings verletzt aus und eine Veränderung ist bereits abgemacht.

Der frühere Nationalstürmer Gomez, zuletzt nur Ersatz, wird bei seinem letzten Auftritt für die Schwaben von Beginn an spielen. Ob er seine Karriere beendet oder noch einmal ins Ausland wechselt, hat der ehemalige Bayern-Profi noch nicht kommuniziert.

„Es ist unser Job und unsere Verantwortung, ihm einen würdigen Abschied zu schenken“, sagte Matarazzo und hoffte, dass dem 34-Jährigen ein Tor gelingt. „Er ist ein Spieler, der eine enorme Karriere hingelegt hat. Er ist nicht nur fußballerisch, aber auch menschlich ein Topmann: intelligent, bodenständig, professionell ohne Ende“, schwärmte Matarazzo. Er habe viel von Gomez gelernt. „Wenn er eine Zuschauerzahl verdient hätte, hätte er mehr als ein volles Stadion verdient.“

Nach dem Saisonfinale wird Matarazzo sicherlich auch mit Gomez anstoßen. „Richtig zelebrieren werde ich am Sonntag nach dem Spiel - vielleicht mit einem Glas Whiskey“, kündigte er an. Damit hatte Sportdirektor Sven Mislintat schon am vergangenen Wochenende auf den Aufstieg angestoßen.

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Erstellt:
26. Juni 2020, 15:07 Uhr

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