Mehr Mobilität für schnelle Hilfe des DRK Backnang
BKZ-Leser helfen Das DRK Backnang stößt mit seinen bisherigen Fahrzeugen an seine Kapazitätsgrenzen. Ein neues Einsatzfahrzeug soll Versorgungslücken schließen und die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer entlasten.
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Robin Huhnen mit dem in die Jahre gekommenen Fahrzeug aus dem Jahr 1999. Foto: Jörg Fiedler
Backnang. Wenn beim DRK Backnang der Alarmmelder schrillt, muss alles schnell gehen. Die Ehrenamtlichen lassen alles stehen und liegen, eilen zur Unterkunft in der Öhringer Straße in Backnang, besetzen die Fahrzeuge und rücken aus. So zumindest die Theorie. In der Praxis wird es für Bereitschaftsleiter Cedric Caspari und seinen Stellvertreter Robin Huhnen jedoch immer schwieriger, all diese Einsätze zuverlässig zu bewältigen. Denn der DRK-Ortsverein stößt mit seinen Fahrzeugen längst an seine Grenzen. „Wir kommen mit der Fahrzeugkapazität relativ schnell an den Punkt, an dem nichts mehr geht“, sagt Caspari.
Bei rund 140 bis 150 Sanitätsdiensten pro Jahr plus zusätzlich Einsatzlagen, Bränden, Unwetter- oder Betreuungssituationen ist es heute eher die Regel als die Ausnahme, dass die Ehrenamtlichen mit Privatfahrzeugen ausrücken oder dass Fahrzeuge von anderen Ortsvereinen ausgeliehen werden müssen. Für ein Team, das seine Einsatzbereitschaft rund um die Uhr sicherstellen muss, ist das ein ständiger Balanceakt.
Was wie eine pragmatische Notlösung klingt, birgt für die Helfer Risiken: Versicherung, Fahrtkosten und arbeitsrechtliche Fragen – all das muss einzeln geklärt werden. Vor allem aber kostet es Zeit, die im Einzelfall schlicht nicht vorhanden ist. Und manchmal scheitert schnelle Hilfe ganz genau daran. Caspari erinnert sich an die Evakuierung eines Regionalzugs nach einem Unwetter: „Wir hatten noch Einsatzkräfte hier, die hätten unterstützen können, aber sie konnten nicht ausrücken, weil kein Fahrzeug mehr verfügbar war.“ Ein zusätzlicher Mannschaftstransporter hätte die Lage spürbar entlastet und mehr Helfer an den Ort gebracht, an dem sie gebraucht wurden.
Auch bei Großschadensereignissen zeigt sich diese Lücke. Die kreisweit eingeplanten Fahrzeuge stehen im Ernstfall oft nicht in Backnang bereit, sondern werden landkreisweit eingesetzt. Für Aufgaben direkt vor Ort, beispielsweise bei Bränden, Hochwasserlagen oder der kurzfristigen Betreuung unverletzter Betroffener, fehlt dann ein flexibles Fahrzeug, das Material, Zelte, Aggregate und vor allem Menschen schnell und sicher an den Einsatzort bringen kann. Bei einem Brand in der Backnanger Marktstraße mussten Betroffene lange im Freien ausharren, bis eine Ausweichmöglichkeit gefunden wurde. Ein geeignetes Fahrzeug hätte diese Zeit überbrücken und die Erstbetreuung erleichtern können. „Solche Situationen“, sagt Caspari, „sind kein Einzelfall, sondern immer wieder Realität.“
Das geplante Fahrzeug soll multifunktional sein: Es soll fünf bis acht Sitzplätze bieten, über flexibel herausnehmbare Module für den Materialtransport verfügen und Platz für Betroffene in der Nachtkälte bieten. Zudem soll es über eine Sondersignalanlage für schnelle Alarmfahrten verfügen. Ein junges Gebrauchtfahrzeug steht für den Ortsverein zur Debatte. Doch selbst dann lägen die Kosten zwischen 35000 und 40000 Euro – inklusive Funkausstattung, Blaulichtanlage und notwendiger Umbauten. Für einen Verein, der seinen laufenden Betrieb Jahr für Jahr kostendeckend stemmen muss und keine Gewinne erwirtschaftet, ist das eine Summe, die ohne Unterstützung nicht zu bewältigen ist. „Große Investitionen sind aus Eigenmitteln kaum leistbar“, sagt Cedric Caspari und sein Stellvertreter Robin Huhnen nickt zustimmend. Schon jetzt zeigt sich bei vielen Projekten, dass Spenden nötig sind, um sie überhaupt realisieren zu können.
Mehr Mobilität stärkt das Helferteam
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Das Fahrzeug würde nicht nur die Einsatzgruppe stärken, sondern auch die sozialen Aspekte des Ortsvereins entlasten. Das Jugendrotkreuz wächst wieder, zwei große Gruppen sind regelmäßig mit lediglich einem Fahrzeug unterwegs. Heute müssen oft Eltern einspringen, wenn Übungen oder Ausflüge stattfinden. Ein weiterer Transporter würde die Abläufe vereinfachen und das Engagement fördern. Ähnlich sieht es bei Seniorenausflügen, der Seniorenweihnachtsfeier oder Projekten wie der „Hundetafel“ aus. Hier fehlen immer wieder Transportkapazitäten. Gerade hier zeigt sich, wie breit das DRK inzwischen aufgestellt ist und wie sehr es auf verlässliche Mobilität angewiesen ist, um bestimmte Angebote überhaupt durchführen zu können.
Die Wirkung eines zusätzlichen Fahrzeugs wäre für die gesamte Region spürbar: mehr Planungssicherheit, kürzere Wege und eine bessere Einsatzfähigkeit. Vor allem könnten mehr Ehrenamtliche ihre Zeit sinnvoll einsetzen, statt zuerst organisatorische Hürden zu überwinden. Bei allem Idealismus ist ihnen klar, wie belastend manche Einsätze sind, insbesondere wenn sie nachts im Einsatz sind und am nächsten Morgen wieder zur Arbeit müssen. Dass sie dennoch weitermachen, liegt am Teamgeist und an dem Gefühl, etwas bewegen zu können. „Am Ende zählt, dass wir Menschen helfen konnten“, sagt Caspari. Diese Motivation trägt viele durch schwierige Situationen und macht deutlich, wie viel Engagement hinter der Arbeit steckt.
Nun hofft das DRK Backnang auf Unterstützung durch die Menschen, die im Rahmen der Aktion BKZ-Leser helfen Geld spenden.„Wir wünschen uns, dass die Menschen sehen, warum dieses Fahrzeug notwendig ist“, sagt Cedric Caspari.
