Mehr Platz für die alten Schätze

Heimatmuseum Althütte bekommt größere Räume – Ehemalige Arztpraxis am Rathausplatz wird umgebaut – Erster Stock kommt später auch dazu

Bisher konnte das Heimatmuseum Althütte wegen Platzmangels nur einen Bruchteil seiner Bestände zeigen. Das soll sich jetzt ändern. Im ehemaligen Schulhaus am Rathausplatz werden Räume im Erdgeschoss für das Museum hergerichtet. In einem zweiten Schritt soll auch das erste Stockwerk und eventuell die Fläche des Jugendtreffs Revier einbezogen werden.

100000 Euro hat die Gemeinde in diesem Jahr für den Umbau des Geburtshauses von Anna Haag bereitgestellt. Animation: G. Brecht

100000 Euro hat die Gemeinde in diesem Jahr für den Umbau des Geburtshauses von Anna Haag bereitgestellt. Animation: G. Brecht

Von Annette Hohnerlein

ALTHÜTTE. Das stattliche Haus aus dem Jahr 1873 mit der holzverkleideten Fassade hat im Lauf der Zeit schon viele Nutzer erlebt. Die Althütter Schule, eine Lehrerwohnung, eine Arztpraxis, ein Künstleratelier, das Polizeirevier und der Jugendtreff waren beziehungsweise sind noch hier untergebracht. 1888 wurde hier die Politikerin und Schriftstellerin Anna Haag geboren. Im ersten Stock befindet sich seit 1988 das Heimatmuseum, das von Robert Eisenmann gegründet wurde.

Für die historischen Werkzeuge, die haus- und landwirtschaftlichen Geräte, die alten Maschinen und von Hand gefertigten Holzrechen steht aber bisher nur ein einziger Raum zur Verfügung. Jetzt soll die Sammlung eine größere und angemessene Bleibe finden, und zwar zunächst im Erdgeschoss des Gebäudes. Denn seit die Allgemeinärzte Walter Mast und Benjamin Tscheuschner vor etwa einem Jahr mit ihrer Praxis in das neue Ärztehaus umgezogen sind, steht dort eine Fläche von rund 120 Quadratmetern leer.

Nun soll im ersten Bauabschnitt die ehemalige Praxis saniert und umgebaut werden. 100000 Euro hat die Gemeinde als Eigentümerin in diesem Jahr dafür bereitgestellt. Architekt Günter Brecht erläutert das Konzept. Die Besucher sollen in einem Rundkurs von einem Raum zum anderen geführt werden; dadurch könnten sie sich gut orientieren und wären am Ende ihres Besuchs sicher, alle Räume gesehen zu haben.

Dabei soll die bisherige Raumaufteilung erhalten bleiben, die Türöffnungen sollen verglast und als Vitrinen genützt werden. Auch der alte Linoleumboden wird trotz einiger Gebrauchsspuren in den Räumen belassen. „Eine gute Beleuchtung und eine gute Präsentation sind wichtiger als ein neuer Boden“, sagt Brecht. Am Beginn des Rundgangs wird eine kleine Empfangstheke installiert, ansonsten ist wenig Betreuung vorgesehen, die Besucher sollen sich selbst anhand von Lesetafeln über die Exponate informieren können. Sobald der Haushalt 2020 genehmigt ist, sollen die Arbeiten ausgeschrieben und die Aufträge an die Handwerker vergeben werden. „Wir wollen beim Hobbykünstlermarkt schon was zeigen“, verrät Markus Frank, Vorsitzender des Heimatkulturvereins Althütte, der das Museum betreibt. Im Planungsteam des Vereins ist auch der bildende Künstler Jo Nagel, der im zweiten Stock des Hauses sein Atelier hat.

Das Gebäude Rathausplatz 3 scheint auf den ersten Blick ideal geeignet zu sein, um darin ein Museum einzurichten. Das historische Gebäude ist gut erreichbar, und hat in der Geschichte der Gemeinde eine wichtige Rolle gespielt. Allerdings stellen die Anforderungen an Barrierefreiheit und Brandschutz den Bauherren und den Architekten vor Herausforderungen. Dazu kommt, dass das Denkmalamt ein Wörtchen mitzureden hat.

Diese Dinge fallen besonders ins Gewicht, wenn später auch das erste Stockwerk für das Museum umgebaut wird. Dann muss ein Aufzug ins Treppenhaus eingepasst und eine Außentreppe als zweiter Fluchtweg gebaut werden. Das führt dazu, dass der zweite Bauabschnitt wesentlich teurer werden wird als der erste. Insgesamt rechnet die Gemeinde mit Kosten von 411000 Euro brutto, von denen 167000 Euro für die Museumsnutzung bestimmt sind. In der Wohnung im ersten Stock, die im Lauf dieses Jahres frei wird, soll, wie im Erdgeschoss, ein Rundgang durch mehrere Räume eingerichtet werden. Dort, wo heute das Museum untergebracht ist, wird ein Raum für Mitmachaktionen entstehen. Zum Beispiel könnten Schüler hier beim Rechenmachen selbst Hand anlegen.

Möglicherweise werden auch die Räume im Erdgeschoss, in denen heute der Jugendtreff Revier untergebracht ist, der Museumsfläche zugeschlagen. In dieser Sache ist die Verwaltung derzeit im Gespräch mit den Jugendlichen. Dort könnte eine Werkstatt entstehen, in der Exponate repariert und alte Handwerkskünste demonstriert werden. Museumsleiter Helmut Dreher hat dafür einige Experten an der Hand, auch für ausgefallene Berufe, zum Beispiel einen Schindelmacher oder einen Fachmann für Spinnräder.

Bürgermeister Reinhold Sczuka ist es wichtig, dass neben der Dauerausstellung auch Wechselausstellungen in den neuen Räumen gezeigt werden. „Sonst kommen die Leute einmal und dann nicht mehr“, vermutet er. Architekt Brecht hat dafür eine ganze Reihe von Ideen: Weihnachtskrippen, Osterbräuche, Blumenbilder oder Reisesouvenirs aus früheren Zeiten. Bei derartigen Projekten möchte man die Bürger von Althütte miteinbeziehen, sagt Markus Frank. Und zwar auch die jüngeren. Ihm schwebt ein Medienraum vor, in dem zum Beispiel die Entwicklung vom Wählscheibentelefon zum Smartphone aufgezeigt wird. Darüber hinaus sind Kooperationen mit Schulen, Vereinen und benachbarten Museen, etwa dem Glasmuseum in Spiegelberg, geplant.

Aber hat denn das Museum überhaupt genug Exponate, um so viele Räume zu füllen? Helmut Dreher muss herzlich lachen. Denn auf dem Dachboden des Schulhauses und in einem weiteren Gebäude lagern noch jede Menge Schätze, die nur darauf warten, der Öffentlichkeit präsentiert zu werden, sagt er.

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Erstellt:
31. Januar 2020, 06:00 Uhr

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