Mehr Sicherheit für Bürger in Auenwald

Die EnBW präsentiert ihr Sicherheitskonzept „Safe Places“ im Gemeinderat. Künftig sollen die Mehrzweckhalle sowie die beiden Rast- und Spielplätze Ebersberg und Zwiebelberg durch anonymisierte Kamerabilder und Audiosignale überwacht werden.

Das Stichwort bei der Videoüberwachung heißt Anonymisierung. Datenschutz und die Wahrung der Persönlichkeitsrechte sind beim Sicherheitskonzept „Safe Places“ gegeben, wie hier bei der Überwachung des Marktplatzes im badischen Gernsbach. Animation: EnBW

Das Stichwort bei der Videoüberwachung heißt Anonymisierung. Datenschutz und die Wahrung der Persönlichkeitsrechte sind beim Sicherheitskonzept „Safe Places“ gegeben, wie hier bei der Überwachung des Marktplatzes im badischen Gernsbach. Animation: EnBW

Von Florian Muhl

AUENWALD. Vandalismus und Diebstahl, nächtliche Ruhestörung und illegale Müllablagerungen – diese Straftaten und Ordnungswidrigkeiten sollen in der Gemeinde Auenwald bald der Vergangenheit angehören. Das Sicherheitsgefühl der Bürger auf öffentlichen Plätzen will man verbessern. Aus diesem Grund hatte die Gemeindeverwaltung die EnBW zunächst mit der Erstellung eines „groben Sicherheitskonzepts“ beauftragt, wie Bürgermeister Karl Ostfalk sagt, und dann mit einer Feinkonzeption.

Dass die Maßnahmen, die im Rahmen des Sicherheitskonzepts getroffen werden müssten, ihren Preis haben, wurde bei der Präsentation des EnBW-Konzepts „Safe Places“ in der Gemeinderatssitzung am Montagabend in der Auenwaldhalle deutlich. Je nach Anzahl und Umfang der Überwachungsstandorte bezifferte der Bürgermeister die Investitionskosten auf „mehrere Zehntausend Euro“ und die Betriebs- und Wartungskosten in den Folgejahren auf „jährlich einige Tausend Euro“. Einstimmig wurde die Verwaltung vom Gremium letztlich beauftragt, nun einen Finanzierungsvorschlag zu erarbeiten.

„Bei Safe Places handelt es sich um eine intelligente Bewachung öffentlicher Plätze unter Wahrung der Persönlichkeitsrechte“, sagte EnBW-Projektleiter Ayhan Sönmez. Mittels künstlicher Intelligenz würde die EnBW die individuellen Gefahrensituationen an kritischen Stellen in der Gemeinde aufdecken beziehungsweise feststellen und dann Schäden bereits in oder vor der Entstehung vermeiden können. An gewünschten Standorten – von der Gemeinde Auenwald waren die Mehrzweckhalle Hohnweiler sowie die beiden Rast- und Spielplätze Ebersberg und Zwiebelberg vorgegeben – würde man intelligente Kamerasysteme aufstellen.

Hauptaspekt des Projekts ist das Thema Anonymisierung. Das heißt, dass die Überwachungskameras kein Klarbild an die Monitore in der Leitstelle weitergeben. Personen und auch Fahrzeuge sind nicht als solche erkennbar, nur deren Konturen, sie werden flächig in Weiß wiedergegeben. Es geht also nicht darum, personenbezogene Daten zu erfassen und weiterzugeben, was im öffentlichen Raum auch gar nicht erlaubt ist, sondern Auffälligkeiten und Gefahrensituationen in Echtzeit unter Wahrung der Persönlichkeitsrechte zu erkennen, mithilfe künstlicher Intelligenz zu analysieren und dann entsprechend – nach Vorgabe der Gemeinde – zu reagieren.

Wie der EnBW-Projektleiter sagte, handelt es sich bei den Überwachungsanlagen um eine Kopplung von optischen und akustischen Systemen. Sönmez sprach von einem Multisensoransatz. Die mobilen Anlagen, die auf den beiden Rast- und Spielplätzen aufgestellt werden sollen, können noch mehr. Sie benötigen keinen Stromanschluss, sondern die Energie wird selbst produziert, und zwar einerseits mit einer Vertikalwindkraftanlage und andererseits mit einer kleinen Fotovoltaikanlage. Die Pufferbatterie soll genügend Kapazität haben, um eine Woche lang ohne Wind und Sonne überbrücken zu können und die Überwachungssysteme mit Strom zu versorgen.

Anhand eines kurzen Videos zeigte Sönmez, wie die Überwachungsbilder aussehen würden. Aufgenommen wurden diese im badischen Gernsbach. Die Portalgemeinde des Naturparks Schwarzwald Mitte/Nord war vor einem Jahr der Pilotkunde für die EnBW. Überwacht wird dort der Marktplatz. „Wir kommen mit zwei Kameras 120 Meter weit in die Tiefe“, sagte der Projektleiter. Die Gemeinderäte sahen den Platz im Klarbild, aber alles, was sich bewegt hat, Autos und Menschen, nur flächig weiß.

Sönmez betonte mehrfach, dass die Gemeinde alle Rahmenbedingungen vorgibt. Ein Beispiel: Die Gemeindeverwaltung möchte, dass sich an einem beliebigen Ort ab 2 Uhr nachts nur noch maximal drei Personen aufhalten und keinen Krach verursachen. Die Kameras entdecken aber an besagtem Ort nach 2 Uhr fünf Personen und die eingebauten akustischen Sensoren melden, dass gegrölt und laute Musik abgespielt wird.

Diese Daten werden an die Alarmempfangsstelle (AES) der EnBW in Karlsruhe gesendet, die rund um die Uhr an sieben Tagen in der Woche rund ums Jahr mit zwei Personen besetzt ist. Die intelligente Software erkennt, dass die Vorgaben der Gemeinde nicht mehr eingehalten werden, und gibt ein entsprechendes Warnsignal. Das Wachpersonal in der Leitstelle schaut auf den Monitor und entscheidet – wiederum nach Vorgaben der Gemeinde –, was zu tun ist. Beispielsweise könnte die Polizei vor Ort gerufen werden. Oder es werden am bewachten Ort Scheinwerfer angeschaltet. Oder es ertönt eine Stimme, die über Lautsprecher sagt: „Bitte verlassen Sie diesen Ort oder verhalten Sie sich ruhig.“ Eventuell mit dem Zusatz: „Die Polizei ist informiert und auf dem Weg zu Ihnen.“ Oder es ist eine Kombination aus den genannten Möglichkeiten.

Ostfalk ist überzeugt: „Das hilft schon viel. Allein schon, wenn’s Licht angeschaltet wird, sind die beeindruckt.“ Der Bürgermeister wies in der Sitzung darauf hin, dass es im Gemeindegebiet sehr viel Vandalismus gegeben hatte und dieser rapide abgenommen habe, als der Zwiebelberg mittels Kameras überwacht worden sei und die Citystreife begonnen habe, durchs Gemeindegebiet zu fahren. Die Dienste dieses Wach- und Sicherheitsdiensts wolle man auch weiterhin in Anspruch nehmen, ob in vollem Umfang wie bisher, stehe noch nicht fest.

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Erstellt:
30. September 2020, 06:00 Uhr

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