Wie gut ist das neue E-Auto?

Mercedes CLA im Test: Zwischen Fahrfreude und Touchscreen-Frust

Der neue elektrische CLA will ein empathischer Begleiter sein. Bei der Testfahrt in Kopenhagen zeigt sich: Fahren kann er sehr viel besser als zuhören.

Wirtschaftsredakteurin Veronika Kanzler testet den neuen elektrische Mercedes CLA. Der präsentiert sich sportlich, effizient – und mit eigenwilliger digitaler Persönlichkeit.

© Mercedes-Benz AG

Wirtschaftsredakteurin Veronika Kanzler testet den neuen elektrische Mercedes CLA. Der präsentiert sich sportlich, effizient – und mit eigenwilliger digitaler Persönlichkeit.

Von Veronika Kanzler

Wer bei der Testfahrt des neuen Mercedes CLA den integrierten Sprachassistenten aktiviert, versteht schnell, was der Stuttgarter Autohersteller meint, wenn er verspricht: Der CLA sei so „intelligent, gesprächig und empathisch wie ein Freund“. Auf die Frage, welche Gründe denn für dieses Auto sprechen, antwortet die Stimme prompt – mit einer Liste, die klingt wie auswendig gelernt, aber immerhin freundlich vorgetragen. Und auf ein „Danke Mercedes“ legt sie sogleich ungefragt nach. Wie das eben manchmal so ist mit Freunden. „Bist du in Weihnachtsstimmung? Da musst du dich noch gedulden. Frag mich ab dem 1. Dezember wieder“.

Nun gut, Weihnachten ist an diesem perfekten Sommertag in Kopenhagen tatsächlich noch weit weg. Worauf sich die Künstliche Intelligenz (KI) bezogen hat? Unklar. Vielleicht war sie einfach in Plauderlaune.

Mercedes CLA: sportlich aber sparsam

Glücklicherweise fährt sich der neue CLA deutlich besser, als er einen versteht. Vor allem in Sachen Effizienz setzt Mercedes ein Ausrufezeichen: Bei der Testfahrt mit dem CLA 250+ – ausgestattet mit Heckantrieb und einem 85-kWh-Akku – lag der Verbrauch auf einer rund zweistündigen Strecke durch Kopenhagen, entlang der Küste und über die Autobahn bei durchschnittlich etwa 15 kWh pro 100 Kilometer. Umgerechnet in Benzin entspricht das rein rechnerisch etwa 1,7 Litern Benzin. Selbst im Sportmodus bleibt der CLA erstaunlich genügsam und beweist, dass sich Dynamik und Effizienz nicht ausschließen müssen.

Angaben von Mercedes zur Reichweite durchaus realistisch

Ein Grund hierfür liegt im Antriebsstrang: Mercedes verbaut im neuen CLA ein Zweiganggetriebe – eine Seltenheit bei Elektroautos, aber kein völliges Novum. Auch der Porsche Taycan, der Audi e-tron GT und der MG Marvel R setzen auf diese Technik. Der Vorteil: Sie sorgt dafür, dass der Stromverbrauch auch bei höheren Geschwindigkeiten nicht wie üblich in die Höhe schnellt. Dadurch erscheinen die angegebenen 792 Kilometer im WLTP-Zyklus, also einem standardisierten Testverfahren zur Reichweitenmessung, durchaus realistisch.

Das Fahrverhalten des neuen CLA überzeugt auf ganzer Linie. In Kurven liegt das Coupé satt auf der Straße, bleibt stabil und vermittelt auch bei höheren Geschwindigkeiten ein sicheres Gefühl. Die Lenkung wirkt präzise, das Fahrwerk angenehm ausgewogen – butterweich im Alltag, aber nicht schwammig, wenn es flotter wird. Auf der Autobahn hält der Abstands- und Lenkassistent zuverlässig die Spur, auch über längere Strecken hinweg.

Im Stadtverkehr unterstützen zahlreiche Assistenzsysteme den Fahrer. Besonders hilfreich: die 3D-Darstellung von Abbiegepfeilen im Navigationssystem, die komplexe Kreuzungen deutlich übersichtlicher macht.

Superscreen im Mercedes CLA: Hightech mit Sternen

Das Cockpit des neuen CLA wird von einem riesigen Bildschirm dominiert, der sich fast über die gesamte Breite des Armaturenbretts zieht. Dahinter verbergen sich drei separate Displays: eines vor dem Fahrer, eines in der Mittelkonsole – und ein drittes für den Beifahrer. Letzteres ist allerdings optional und kostet rund 1.200 Euro extra. Wer sich das spart, blickt stattdessen auf eine schwarze Fläche, auf der Sterne aufleuchten – hübsch, aber auch ein ziemlich effektiver Staub- und Fingerabdruckmagnet.

Mit dem Beifahrer-Display erhält man Zugriff auf einige Apps, darunter auch Streamingdienste wie Disney+. Bei stabiler Internetverbindung – wie sie in Kopenhagen gegeben war – laufen Filme flüssig und ohne Ruckler. Etwas schwieriger gestaltet sich das Surfen im Internet während der Fahrt: Wer hier mit dem Finger zielt, braucht eine ruhige Hand – oder besser noch, wartet bis zum nächsten Stopp.

Bedienung beim Mercedes CLA: Touch first – nicht immer intuitiv

Apropos Bildschirm: Wer sich im neuen CLA zurechtfinden will, braucht etwas Geduld. Die Bedienlogik folgt dem Prinzip „Touch first“ – ein Trend, dem nicht nur Mercedes folgt. Vor allem mit Blick auf den asiatischen Markt, wo Touchbedienung besonders gefragt ist, setzen viele Hersteller zunehmend auf digitale Oberflächen. Das bekommen auch europäische Kunden zu spüren.

Wer etwa die Sitzheizung aktivieren möchte, muss sich durch das Menü auf dem zentralen Touchscreen tippen. Gleiches gilt für die Klimaanlage: Die Temperatur lässt sich nur digital einstellen. Das sieht modern aus, verlangt aber Aufmerksamkeit und Feingefühl – besonders während der Fahrt.

Mercedes CLA: Premium-Ambitionen in der Kompaktklasse

Insgesamt sitzt und fährt es sich ausgesprochen angenehm im neuen CLA. Für ein Modell, das den Einstieg in die elektrische Mercedes-Welt markiert, wirkt das Interieur überraschend hochwertig. Materialien, Verarbeitung und Design orientieren sich klar an den höheren Baureihen.

Doch ganz ohne Kompromisse geht es nicht: Besonders zwischen den Sitzen und an den Türverkleidungen fällt der Einsatz von Hartplastik auf – ein spürbarer Bruch mit dem ansonsten luxuriösen Gesamteindruck. Hier zeigt sich, dass der CLA zwar Premium-Ambitionen hat, aber dennoch in einer preislich sensiblen Klasse unterwegs ist.

Neben Wettbewerbern wie dem BMW i4 oder dem Tesla Model 3 bekommt der elektrische CLA auch Druck von unten. Modelle wie der Smart #5 oder der Hyundai Ioniq 5 sind deutlich günstiger, bieten aber ebenfalls moderne 800-Volt-Technik, hohe Ladeleistung und solide Reichweiten. Wer auf das Mercedes-Logo verzichten kann, findet hier technisch ernstzunehmende Alternativen – oft zum deutlich kleineren Preis.

Mercedes’ Luxusstrategie mit Spielraum

So überrascht es kaum, dass Mercedes trotz der beschworenen Luxusstrategie kürzlich bestätigt hat, die A-Klasse noch bis 2028 weiterzubauen – zwei Jahre länger als ursprünglich geplant. Das Auto komme eben bei den Kunden gut an. Eine komplette Abkehr vom Premiumkurs ist das zwar nicht, aber ein deutliches Signal: Der Einstieg in die Marke bleibt wichtig. Und der Preisvergleich zeigt, wie sich dieser Einstieg verändert hat. Die A-Klasse startet aktuell bei rund 34.000 Euro, der neue elektrische CLA kostet mindestens 55.000 Euro, die Hybridvariante ist ab etwa 48.000 Euro zu haben. Das ist die neue (Kosten-)Realität für alle, die einen Mercedes fahren wollen.

Der neue Mercedes CLA, hier in der neuen Farbe  Klarblau metallic

© Mercedes-Benz AG/ 

Der neue Mercedes CLA, hier in der neuen Farbe Klarblau metallic

Ein E-Auto braucht keinen Kühlergrill – Mercedes hat sich dennoch dazu entschieden, ihn beizubehalten. Das Panel wird beleuchtet durch 142 LED-Sternchen.

© Mercedes-Benz AG

Ein E-Auto braucht keinen Kühlergrill – Mercedes hat sich dennoch dazu entschieden, ihn beizubehalten. Das Panel wird beleuchtet durch 142 LED-Sternchen.

Der CLA ist serienmäßig mit einem Panoramadach ausgestattet.

© Mercedes-Benz AG/Mercedes-Benz AG

Der CLA ist serienmäßig mit einem Panoramadach ausgestattet.

Der Stern ist bei diesem Auto omnipräsent: Auch die Rückleuchten haben diese Form.

© Mercedes-Benz AG

Der Stern ist bei diesem Auto omnipräsent: Auch die Rückleuchten haben diese Form.

Sitze, Türen, Bedienelemente (hier in der AMG-Line): Alles ist hochwertig designt, wenn man bedenkt dass der CLA die neue Einsteigerklasse bei Mercedes sein wird.

© Mercedes-Benz AG

Sitze, Türen, Bedienelemente (hier in der AMG-Line): Alles ist hochwertig designt, wenn man bedenkt dass der CLA die neue Einsteigerklasse bei Mercedes sein wird.

Das vollelektrische Fahrzeug ermöglicht erstmals einen Extra-Stauraum unter der Motorhaube, eine Bierkiste mit 0,33-Liter-Flaschen passt rein.

© Mercedes-Benz AG

Das vollelektrische Fahrzeug ermöglicht erstmals einen Extra-Stauraum unter der Motorhaube, eine Bierkiste mit 0,33-Liter-Flaschen passt rein.

Ein Bildschirm fast so breit wie das Auto. Im Zusatzpaket kann der  Beifahrer sein eigenes Display bedienen.

© Mercedes-Benz AG

Ein Bildschirm fast so breit wie das Auto. Im Zusatzpaket kann der Beifahrer sein eigenes Display bedienen.

Zocken während der Fahrt? Ist theoretisch als Beifahrer im neuen CLA möglich.

© Mercedes-Benz AG

Zocken während der Fahrt? Ist theoretisch als Beifahrer im neuen CLA möglich.

Die Mittelkonsole des neuen CLA ist relativ hoch und hat zwei Ebenen.

© Mercedes-Benz AG

Die Mittelkonsole des neuen CLA ist relativ hoch und hat zwei Ebenen.

Zweifarbiges Leder, abgesetzte Nähte und ein Leuchtstreifen. Die Innentüre ist ein Blickfang – und deutlich hochwertiger   als beim Vorgänger.

© Mercedes-Benz AG

Zweifarbiges Leder, abgesetzte Nähte und ein Leuchtstreifen. Die Innentüre ist ein Blickfang – und deutlich hochwertiger als beim Vorgänger.

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Erstellt:
17. Juli 2025, 17:48 Uhr
Aktualisiert:
17. Juli 2025, 18:03 Uhr

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