#mobberstobber

Schüler des Beruflichen Schulzentrums beschäftigen sich mit Extremismus im Netz

Beleidigungen, Hasskommentare, Drohungen: In den sozialen Netzwerken spielt sich so einiges ab. Fake News und Mobbing verbreiten sich ebenso schnell wie lustige Katzenvideos. Doch zu oft wird bei dem Thema geschwiegen, zu oft weggeschaut, zu oft geschwiegen. Schüler des Beruflichen Schulzentrums Backnang haben sich nun damit auseinandergesetzt.

Angelina Stotz, Angelika Pirogov, Monika Herrmann und Bahar Edemen (von links) haben mit dem Handy ein Video gedreht.Foto: A. Becher

© Pressefotografie Alexander Beche

Angelina Stotz, Angelika Pirogov, Monika Herrmann und Bahar Edemen (von links) haben mit dem Handy ein Video gedreht.Foto: A. Becher

Von Sarah Schwellinger

BACKNANG. Nachrichten verbreiten sich heutzutage wie ein Lauffeuer. Unter die zahlreichen News am Tag mischen sich jedoch auch schwarze Schafe, Fake News, die sich unter den Neuigkeiten verbergen und eine Wahrheit vorgaukeln. „Darum geht es bei der Digitalakademie: Im Netz tummelt sich so viel, was die meisten gar nicht einschätzen können“, erklärt Carmen Unger von der Konrad-Adenauer-Stiftung, „die Jugendlichen sollen Unwahrheiten im Netz erkennen können.“ In den vergangenen Tagen fand am Backnanger Berufsschulzentrum unter dem Titel „Extrem im Netz – Gefahren erkennen und abwehren“ die Digitalakademie statt. Rund 110 Schüler haben sich drei Tage lang mit Unterstützung mit jungen Journalisten mit dem Thema Extremismus und Mobbing im Netz auseinandergesetzt, gestern haben sie ihre Ergebnisse der Workshops vorgestellt.

„Ich bin das Gesicht gegen Hass im Netz – und du?“, lautet der Slogan der Social-Media-Kampagne, die mit einem Instagram-Account, Videos, Podcasts und den Hashtags #facereality und #mobberstobber ausgestattet wird.

Die Jugendlichen haben sich in den Workshops einiges einfallen lassen, das zeigen die Videosequenzen, die unterschiedliche Gesichtspunkte des Themas aufgreifen und beleuchten. Da sind Umfragen, Szenen zum Schmunzeln, nachdenkliche Videos in Schwarz und Weiß.

Im Team „Instagram – Bilder und Stories gegen Hass“ gehen die Berufsschüler in kleinen Gruppen den Fragen nach: Was sind die Folgen von Mobbing? Was können die, die gemobbt werden, tun? Und was tun diejenigen, die davon wissen? Eine schlichte Videoumfrage im Schulgebäude soll für Aufklärung sorgen. Die Schüler zogen los und stießen auf erstaunlich ehrliche Antworten. Fast jeder der Befragten gab an, schon Erfahrungen mit Mobbing im Netz gemacht zu haben. Einer gab sogar zu, eine Morddrohung erhalten zu haben. Wie es dazu kam? „Ich habe denjenigen gefragt, wie es ihm geht. Und dann ist es eskaliert.“ Immerhin, der Schüler hat sein Lachen dadurch nicht verloren. Die Drohungen übers Netz nehmen sich einige der Schüler nämlich zuerst nicht zu Herzen. „Manchmal belastet einen das, aber da muss man drüberstehen“, sagt eine der befragten Jugendlichen. Ein anderer gibt zu: „Man hört oft davon, aber man glaubt nicht, dass es einem selber passiert.“

Aus Liebe Nacktfotos geschickt –

die waren dann auf vielen Handys

So sehen es auch Bahar Edemen und Angelika Pirogov: „Wir haben das von anderen schon oft mitbekommen.“ Die Schülerinnen haben im Rahmen des Workshops „Mobile Journalism – Handyfilme für mehr Toleranz“ ein Video gedreht, das nicht nur technisch anspruchsvoll gemacht, sondern auch mit einer guten Story heraussticht. Ein junger Mann fordert per WhatsApp Nacktbilder seiner Freundin. Die willigt irgendwann ein. Doch am nächsten Tag haben sich die Fotos bereits auf den Handys der gesamten Schule verbreitet, das Mädchen bekommt Hassnachrichten und Beleidigungen aufs Smartphone. Edemen und Pirogov wollen mit ihrem Video darauf aufmerksam machen, dass Hass im Netz jeden treffen kann. „Diejenigen, die zugeschaut haben, nehmen hoffentlich mit, dass so etwas schlimm enden kann. Darüber sollte man sich bewusst sein.“ Für die beiden war neben dem sozialen Aspekt auch die Technik interessant. „Wir konnten einiges lernen, was das Drehen von Videos und den Videoschnitt angeht.“

Auch das ist ein Aspekt, den die Konrad-Adenauer-Stiftung bei dem Projekt an die Schulen bringen will. „Wir verbinden Extremismus mit digitalen Medien“, erklärt Unger. Die Schüler sollen so in aktiver Mitarbeit lernen, Nachrichten zu prüfen und zu filtern. Die Stiftung ist mit der Digitalakademie an Haupt-, Real-, Berufsschulen und auch Gymnasien zu Gast. Gerade für die Jugendlichen ist so ein Projekt besonders wichtig: „Bei der jungen Zielgruppe handelt es sich um Jugendliche, die zu Erwachsenen heranreifen und dann selbst entscheiden müssen, wie sie zu Extremismus und Hass stehen.“ Auch sei Mobbing im Netz gerade für Lehrer nicht ersichtlich, da sie oft nicht wissen, was sich in den sozialen Netzwerken abspielt.

Christiane Engelmann-Pink, Leiterin der Bibliothek im Schulzentrum, hat die Veranstaltung organisiert. Sie hat in der Vergangenheit mitbekommen, dass Mobbing im Netz bei den Schülern durchaus ein Thema ist: „Deshalb finde ich es wichtig, den Finger in die Wunde zu legen.“ Die Digitalakademie ist für sie ein Unterricht, der ganz nah am Leben der Schüler ist. Katrin Frost und Gülsüm Ügdül haben sich entschlossen, über die Digitalakademie eine GFS (Gleichwertige Feststellung von Schülerleistungen) zu machen: „Uns hat es sofort interessiert und das Projekt ist mal was anderes, deshalb wollten wir das unbedingt machen.“

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Erstellt:
8. Februar 2019, 06:00 Uhr

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