Nachts müssen Kontaktlinsen raus!

Augenärzte warnen vor einem hohen Entzündungsrisiko

Washington (dpa). Wer Kontaktlinsen trägt, bekommt häufiger eine Augeninfektion, denn der Tränenfilm unter der Linse wird nicht so häufig ausgetauscht wie bei einem Auge von Normalsichtigen. Daher können sich dort gut Bakterien und Pilze ansammeln. Die Folge sind häufig Bindehaut- oder eine mehr oder weniger schwere Hornhautentzündung. Besonders groß ist die Gefahr einer solchen Infektion, wenn man mit den Kontaktlinsen einschläft. Davor warnen nun US-Mediziner in der Januar-Ausgabe des Fachjournals „Annals of Emergency Medicine“. Schon ein Nickerchen mit Linsen könne das Risiko für eine Hornhautentzündung erhöhen. „Mit Kontaktlinsen zu schlafen ist riskant und kann zu Infektionen oder in manchen Fällen zu bleibenden Schäden führen“, heißt es im Bericht.

Die Autoren Jon Femling und Justin Baca haben Daten ausgewertet und nennen Fallbeispiele, bei denen der unsachgemäße Umgang mit Kontaktlinsen zu schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen führte. Einige Patienten entwickelten Geschwüre und Perforationen (Löcher), die eine Hornhauttransplantation erforderlich machten. Doch schon eine mikrobielle Hornhautentzündung erfordert häufig die stündliche Gabe von Antibiotikatropfen. Normalerweise bekommen von 10 000 Kontaktlinsenträgern demnach ein bis vier pro Jahr eine mikrobielle Hornhautentzündung, bei unsachgemäßer Pflege erhöhe sich das Risiko laut Studien um das Sechs- bis Achtfache. Das Verhältnis könne sich aufgrund neuer Linsen aber gebessert haben.

Grundsätzlich ist es wichtig, bei der Augenpflege auf eine gute Hygiene zu achten, sagt auch der Berufsverband der Augenärzte Deutschlands (BVA): Werden etwa Linsen länger als empfohlen verwendet, seien Komplikationen möglich. Händewaschen vor dem Einsetzen und Herausnehmen der Linsen, gründliche Reinigung und sorgfältige Aufbewahrung der Sehhilfen seien wichtig.

Linsen sollten nicht mit Leitungswasser in Berührung kommen. Das gelte auch für den Behälter. „Vernachlässigt man diese Regeln, ebnet man Krankheitserregern den Weg ins Auge.“ Wichtig ist es, stets die dafür vorgesehenen Reinigungsmittel zu verwenden. Denn sie unterliegen einer Norm, nach der Hersteller sicherstellen müssen, dass die Zahl der Bakterien und Pilze reduziert wird.

Nach Angaben des BVA liegt die Zahl der Kontaktlinsenträger in Deutschland bei etwa 3,4 Millionen Menschen. Das mache die Dimension und damit die Notwendigkeit umfassender Aufklärung deutlich. In den USA tragen schätzungsweise 45 Millionen Menschen Kontaktlinsen. Die von den US-Autoren genannten Fälle zeigen nicht nur, dass eine Infektion der Hornhaut auf banale Weise hervorgerufen werden kann. Sie belegen auch, wie kompliziert die Behandlung oftmals ist.

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Erstellt:
21. Dezember 2018, 11:42 Uhr

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