Narretei an heimischen Bildschirmen

Dank virtueller Fasnetsumzüge und gestreamter Narrenbälle kann jeder Faschingsfreund Karneval zu sich nach Hause holen. Die hiesigen Vereine haben teils ein umfangreiches Programm auf die Beine gestellt, um miteinander im Internet fröhlich zu feiern.

Eines der virtuellen Highlights war der Narrenball in Althütte, der als Livestream mit DJ Oli bis weit nach Mitternacht dauerte. Foto: Rechaspitzer

Eines der virtuellen Highlights war der Narrenball in Althütte, der als Livestream mit DJ Oli bis weit nach Mitternacht dauerte. Foto: Rechaspitzer

Von Nicola Scharpf

BACKNANG/ALTHÜTTE. Ein Faschingsnarr wäre kein Faschingsnarr, wenn er die Fasnet tatenlos und Trübsal blasend vorbeigehen lassen würde. Oder mit dem Schalk des fränkischen Kabarettisten Michl Müller gesprochen: „Das wird die längste Polonaise auf der Welt, weil jeder einen Meter fünfzig Abstand hält.“ Nachdem es nach den aktuellen Kontaktbeschränkungen mit Abstandhalten alleine nicht getan ist, haben die Verantwortlichen in den Karnevalsvereinen in und um Backnang ihre coronakonformen Aktionen teils ins Internet verlagert. Wenigstens virtuell lässt’s sich närrisch sein: Karneval im Herzen und daheim auf den Computerbildschirmen.

„Es feiert sich ganz anders, nämlich fast gar nicht“, gesteht die Vorsitzende des Unterweissacher Carnevals-Clubs Heike Strohmaier. Am Rathaus hängt ein großes Banner, das auf die närrische Zeit aufmerksam macht, ein Schaufenster hat der Verein dekoriert und Kinder zum Malwettbewerb aufgerufen, bei dem die Bilder mit Fasnetmotiven im Rathaus aufgehängt und prämiert werden. Für einen virtuellen Umzug oder Rathaussturm brauche es technikaffine Vereinsmitglieder. Bei Aktionen wie diesen habe sich der UCC herausgehalten.

Umso toller trieb man es in der Nachbargemeinde Althütte, wo die Narrenzunft unter dem Motto „Nichts ist beständiger als die Unbeständigkeit“ ein umfangreiches virtuelles Narrenwochenende mit Narrensprung, Rathaussturm und Narrenball gefeiert hat, das großen Zuspruch fand. Für den virtuellen, etwa 30-minütigen Umzug haben sich über 30 Vereine den Rechaspitzer angeschlossen und extra für diesen Anlass gefilmte, kurze Videoclips geschickt, die sich zu einem bunten virtuellen Narrensprung kombinieren ließen. „Um 17.01 Uhr stürmten wir dann mit digitalen Hilfsmitteln das Rathaus“, berichtet Pressewart Johannes Zeidler. „Trotz intensiver Gegenwehr konnte unser Schultes Reinhold Sczuka uns nur wenig entgegensetzen und musste uns dann doch seinen Rathausschlüssel überlassen, welchen wir nach ausgiebiger Desinfektion auch in Empfang nahmen.“ Zum Abschluss sei es gelungen, einen digitalen Narrenball zu streamen, bei dem DJ Oli einen unterhaltsamen Abend mit Partymusik und eingeblendeten Tänzen der vergangenen Saison bot. „Bis Mitternacht rockte unser DJ den Abend, während die Zuschauer im heimischen Wohnzimmer feierten und gemeinsam chatteten“, schildert Zeidler. Begleitet wurden die virtuellen Aktionen vom Häuserschmückwettbewerb und einer vom örtlichen Künstler Jo Nagel koordinierten Freiluftausstellung von Masken, die die Schüler der Anna-Haag-Grundschule gebastelt hatten. Insgesamt sei es ein sehr erfolgreiches Wochenende gewesen, findet Zeidler. „Trotzdem fiebern wir jetzt schon einem hoffentlich normalen Narrenwochenende 2022 entgegen.“

Der Narrenbaum bringt einen Hauch Fasnet nach Auenwald.  Foto: Narrenzunft Auenwald

Der Narrenbaum bringt einen Hauch Fasnet nach Auenwald. Foto: Narrenzunft Auenwald

Der Faschingsverein Burgstetten kommentiert: „Das war von Althütte genial“, so Alexander Sturm über den virtuellen Umzug. Selbstverständlich haben sich die Spatzen via Videoclip am Narrensprung der Rechaspitzer beteiligt und manches Mitglied hat als Zuschauer dem Livestream des Narrenballs beigewohnt. Trotzdem sei so ein virtueller Umzug „ganz weit weg von dem, was Fasching ausmacht“. Der Faschingsverein grüßt daher mittels Banner alle närrischen Freunde am Ortseingang, hat aber auf eine virtuelle Variante seines Spatzenumzugs verzichtet. Stattdessen gab es eine Aktion, bei der man 129 Luftballons – ausgestattet mit Karten – in den Himmel steigen ließ. Den Grüßen auf der Karte inklusive Freikarte für die nächste Faschingsparty war die Bitte an den Finder beigefügt, ein Bild des Ballons sowie den Fundort über die Facebook-Seite des Vereins zu posten, um so zu zeigen, wo die Ballons angekommen sind. Bis in den fast 200 Kilometer entfernten bayerischen Landkreis Dillingen an der Donau hat es ein Bündel Ballons geschafft. Die Finderin verspricht, mit Mitgliedern des dortigen Schützenvereins zur nächsten Faschingsparty zu kommen, um die Freikarten einzulösen.

Ohne Pandemie hätte gestern das große Sitzungswochenende des Backnanger Karnevals-Clubs begonnen. Auch mit Pandemie gab es gestern für die Aktiven und heute für die Kinder eine Sitzung – via Zoom-Meeting. Die virtuelle Sitzung beginnt mit einem Film, in dem die Künstler, die an den diesjährigen Prunksitzungen nicht auftreten können, grüßen. Das Video zeigt außerdem Mitschnitte von Tanz und Musik der zurückliegenden Jahre, Präsidentin Gabi Kallfaß hält eine Anmoderation vor der Kulisse des leeren Saals. „Es ist, wie wenn wir unsere Prunksitzung beginnen.“ Dementsprechend saßen gestern alle Elferräte auch in „Dienstkleidung“ vor ihren Bildschirmen. Das Video ist ab diesem Wochenende auf der BKC-Homepage zu sehen. Auf der Facebook-Seite des Vereins soll es auch eine Foto-Wall mit allen Trägern des Jahresordens geben. „Wir wären keine Karnevalisten, wenn wir nichts vorbereitet hätten“, sagt Kallfaß. Und mit Blick auf die Zukunft reimt der Verein auf Facebook: Corona bleibt nicht alle Tage, wir kommen wieder, keine Frage.

Abgesehen vom virtuellen Häsabstauben Anfang Januar hat der Sulzbacher Carnevalsverein darauf verzichtet, seine Veranstaltungen ins Internet zu verlagern. Der Höhepunkt, der Umzug am Faschingsdienstag, findet coronakonform statt: Birgit Kollak und ihre Mitpräsidentin nehmen sich einen Leiterwagen und gehen die Strecke. „Mir laufet auf jeden Fall“, sagt sie. Ob das als Video im Netz zu sehen sein wird, ist noch ungewiss. Fakt ist, dass ein Narrenbaum steht – wie auch in Auenwald, wo das erste Exemplar seiner Art von der 1. Narrenzunft Auenwald mit Zunftmeister Dieter Eisele ein wenig Fasnet nach Unterbrüden bringt. Ein Hauch von Fasching.

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Erstellt:
13. Februar 2021, 06:00 Uhr

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