Backnanger Straßenfest: Neue Ideen werden gut angenommen

Wenn die Organisatoren selbst über das Straßenfest laufen, haben sie auf alles einen ganz anderen Blick, als die Besucherinnen und Besucher. Von fehlenden Stromkabeln bis zu Streitigkeiten unter Standbetreibern. Zeit, um das Straßenfest selbst zu genießen, bleibt wenig.

Bei Sanoj Abraham und Violeta Zobel, den Organisatoren des Straßenfests, gehen über Funk und Handy ständig neue Nachfragen ein. Bisher ist das Team zufrieden mit dem Verlauf des Straßenfests. Foto: Tobias Sellmaier

© Tobias Sellmaier

Bei Sanoj Abraham und Violeta Zobel, den Organisatoren des Straßenfests, gehen über Funk und Handy ständig neue Nachfragen ein. Bisher ist das Team zufrieden mit dem Verlauf des Straßenfests. Foto: Tobias Sellmaier

Von Kristin Doberer

Backnang. Ganz entspannt an einem Samstagnachmittag über das Straßenfest bummeln, das ist für Eventmanager Violeta Zobel und Sanoj Abraham nicht möglich. Mal will ein Standbetreiber etwas abklären, mal kommt eine Rückfrage vom Techniker, mal wollen Besucherinnen und Besucher etwas vom Organisatorenteam erfahren. Und selbst wenn gerade auf der Straße keiner die beiden anspricht, so dauert es nie lange, bis entweder das Handy klingelt oder knackend eine Anfrage aus dem Walkie-Talkie kommt. „Wir müssen eigentlich ständig abrufbar sein“, sagt Violeta Zobel. Zwar gebe es schon grob eingeteilte Schichten, „aber jeder von uns hat einen bestimmten Bereich“. Und wenn gerade in dem Bereich etwas anfällt, klingele eben auch spät nachts oder früh morgens mal das Telefon. An dem Wochenende helfen ebenso wie bei der Vorbereitung natürlich viele weitere Mitarbeiter des Kultur- und Sportamts sowie des Bauhofs mit. Doch bei den Organisatoren, zu denen auch FSJlerin Lilli Büchele gehört, laufen eben alle Fäden zusammen. Wenn Zobel dann so über das Straßenfest läuft, sieht sie nicht nur die Stände mit Schokofrüchten und Festbier, sondern auch die ganze Arbeit, die dahinter steckt. Zum Beispiel ist ein kleiner Crêpes-Stand ganz spontan am Donnerstagabend erst eingesprungen, weil ein Standbetreiber direkt auf der Marktstraße krankheitsbedingt absagen musste. „Die haben am Donnerstagabend um 23.30 Uhr erst ihren Vertrag unterschrieben und noch schnell alles für ihren Stand organisiert“, erinnert sie sich.

Geregelte Arbeitszeiten gibt es an so einem Wochenende kaum

Aber sie sieht auch die vielen kleinen Probleme, die das Team im Tagesablauf eben lösen musste. An einem Stand fehlt Strom, weil nicht die richtigen Angaben gemacht wurden oder der Regen am Freitag Kabel beschädigt hat, am nächsten Stand benötigt man nun doch eine Wasserleitung, obwohl das zunächst nicht so kommuniziert wurde. Und wenn sie an den Bühnen vorbeiläuft, hat sie nicht nur die Bands und Auftritte im Blick, sondern auch die Fragen: Haben die Helfer dort genug Wasser? Funktioniert alles mit der Technik?

Dazu kommen dann natürlich noch die ganz alltäglichen Aufgaben, die bei so einer großen Veranstaltung eben rund um die Uhr anfallen: Absprachen mit Polizei und Sanitätern, mit den anderen Ämtern der Stadt sowie dem städtischen Bauhof, Verteilen von Wertgutscheinen an die auftretenden Vereine, Schulen und Bands sowie die Kommunikation mit den Standbetreibern und die Vermittlung, wenn es zwischen Ständen Probleme gibt. Noch dazu sei man im Festivalbüro für alle Eventualitäten gerüstet. Es gebe Notfallpläne für Gewitter, Stromausfälle, Probleme bei der Wasserversorgung und vieles mehr. „Wir haben da natürlich viele weitere Personen in Rufbereitschaft. Ob vom städtischen Bauhof oder sogar Elektriker. Und es gibt lange Listen mit allen möglichen Notfallnummern. Wir sind für alles gewappnet“, sagt Zobel. Größere Notfälle habe es bisher aber nicht gegeben. Um auch schnell vor Ort sein zu können, haben sie und Kulturamtsleiter Johannes Ellrott – beide wohnen nicht in der näheren Umgebung – sich fürs Wochenende im Bürgerhaus einquartiert.

Neues Konzept für den Stiftshof und Sportprogramm

Das neue Team wollte natürlich auch eigene Ideen einbringen. Eine war das Sportprogramm am Samstag- und Sonntagvormittag. „Das war ein totales Experiment“, sagt Zobel. Aber eines, mit dem sie sehr zufrieden ist. So sei es den verschiedenen Vertretern der Vereine und Initiativen sehr gut gelungen, die Menschen zum Mitmachen auf der Bühne zu begeistern. Am Samstag wurde das Sportprogramm am Marktplatz ausprobiert, am Sonntag auf der Bühne im Biegel. „Wir müssen mal schauen, auf welcher Bühne es besser passt, aber das wird es nächstes Jahr wieder geben“, weiß Zobel schon jetzt. Damit habe man nicht nur den Vereinen eine Möglichkeit gegeben, um neue Mitglieder zu werben, sondern auch gleich ein interessantes Programm für alle Mittagsgäste geboten.

Taekwondo für groß und klein zum Mitmachen auf der Bühne am Marktplatz. Foto: Tobias Sellmaier

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Taekwondo für groß und klein zum Mitmachen auf der Bühne am Marktplatz. Foto: Tobias Sellmaier

Auch die Entscheidung, den Kindertreff auf den Freithof hinter der Stiftskirche zu verlegen, sei eine ganz bewusste Entscheidung gewesen. „Etwas abseits bei der Stiftskirche und unter den Bäumen passt das besser, als auf dem Parkplatz mit der Rückwand der Geschäfte“, erläutert die Eventmanagerin die Entscheidung des Organisationsteams. Außerdem passe der Kindertreff gut zu dem Programm auf dem Stiftshof, das in diesem Jahr vormittags Kinderprogramm bot und abends dann weniger Partys und eher ein kulturelles Angebot.

Geschicklichkeitsspiel auf dem Kindertreff.

© Tobias Sellmaier

Geschicklichkeitsspiel auf dem Kindertreff.

Was genau sich als voller Erfolg herausstellen wird und was nächstes Jahr vielleicht überdacht werden muss, das werde sich aber erst bei der Aufarbeitung im Nachhinein herausstellen. Zwar gebe es im Team zwar täglich kurze und spontane Feedbackrunden, doch dabei stehen eher die sofort anfallenden Aufgaben auf dem Programm. Gibt es da überhaupt Zeit, um selbst mal kurz zu entspannen und das Fest zu genießen? „Zwischendurch gibt es schon immer mal wieder ruhige Momente.“ Zum Beispiel habe das Organisationsteam gemeinsam mit dem Bauhofleiter die Eröffnungsfeier am Freitag verfolgt. „Das war ein richtig schöner und ergreifender Moment.“

Erste Rückmeldungen fallen positiv aus

Für Violeta Zobel und Johannes Ellrott war es nicht nur das erste Straßenfest, das sie organisieren mussten, sondern das erste überhaupt. Gerade ganz am Anfang sei die Planung ohne persönliche Straßenfest-Erfahrung schwer gewesen. Einerseits gebe es das Grundgerüst, das jede so große Veranstaltung ausmacht: Müllkonzept, Strom- und Wasserkonzept, Sicherheitskonzept und vieles mehr. „Aber in Backnang ist das ja kein ganz normales Volksfest. Gerade weil es so traditionsreich ist, gibt es viele Befindlichkeiten, auf die man achten muss“, meint Zobel. Man müsse entweder an den typischen Abläufen festhalten oder etwaige Abweichungen gut begründen und kommunizieren. Als Senior-Eventmanager kam dann aber noch Sanoj Abraham ins Team, der nicht nur in Backnang aufgewachsen ist, sondern über die Jahre immer wieder bei der Organisation mit eingebunden war.

„Die ersten Rückmeldungen seien positiv“, sagt Abraham. Sowohl die Rückmeldungen von den Besucherinnen und Besuchern, als auch von den Standbetreibern. Allen sei anzumerken, wie sehr das Straßenfest in den vergangenen zwei Jahren doch gefehlt habe. „Und die Stimmung ist auf jeden Fall super.“ Das bestätigen auch viele Standbetreiber, zum Teil mussten diese schon am Samstag ihre Vorräte wieder auffüllen, damit diese über das Wochenende ausreichen.

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Erstellt:
27. Juni 2022, 17:00 Uhr

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