Neuer Investor, neuer Name

Der Gewa-Tower heißt künftig SLT 107 Schwabenlandtower– CG-Gruppe von Christoph Gröner hat junge Mieter im Blick

Das Fellbacher Pleite-Hochhaus ist rechtskräftig verkauft. Mit dem Verkauf an die CG-Gruppe des Investors Christoph Gröner ändert sich auch der Name. Ab sofort heißt der Gewa-Tower „SLT 107 Schwabenlandtower“. Die Warmmieten in den 192 Wohnungen sollen zwischen 16 und 25 Euro pro Quadratmeter liegen.

Gewa-Tower ist für 15 Millionen Euro verkauft worden, nun gibt es ein neues Konzept.Foto: zvw

Gewa-Tower ist für 15 Millionen Euro verkauft worden, nun gibt es ein neues Konzept.Foto: zvw

Von Andreas Kölbl

FELLBACH. Aus dem vermeintlichen Nobel-Tower für Manager und Sport-Promis wird ein Hochhaus mit kleinen, teilmöblierten Mietwohnungen. Ende 2020 sollen die Bewohner einziehen können. Nach fast zweijährigem Baustopp werden in den nächsten Tagen die Arbeiten wieder aufgenommen. Das wurde auch höchste Zeit, denn im November wäre die Baugenehmigung ausgelaufen. Danach wäre ein Verkauf des Turms nach Einschätzung des Insolvenzverwalters Ilkin Bananyarli schwierig bis unmöglich geworden. Das Hotel am Fuß des Towers wird um eine Etage aufgestockt und soll bei 165 Zimmern in etwa den Standard drei plus oder drei minus haben. Die unschön geratene Fassade wird abgerissen und nach den ursprünglichen Plänen wieder aufgebaut. Das Beton-Schrägdach, über das sich Investor Christoph Gröner schon vom Flugzeug aus amüsiert hat, will er „persönlich“ abreißen. Was der 50-jährige Multimillionär, der als junger Bauunternehmer groß wurde und „in allen Gewerken“ schon geschafft hat, teilweise sogar ernst meinen könnte.

In Kürze wird auf der Baustelle

wieder gearbeitet

Das Kürzel „SLT“ im neuen Namen steht für Schwabenlandtower, die Zahl für die Höhe des Gebäudes. Die Anlehnung an die Schwabenlandhalle wurde bewusst gewählt, sagt George Moutoulis von der vor einem Jahr gegründeten Stuttgarter Niederlassung der CG-Gruppe. Gesucht wird damit die Anbindung an die emotionale Identität der Fellbacher, die den Stillstand auf der Baustelle mit wachsender Sorge und auch mit Wut beobachteten. Zuerst werden diverse Bausicherungsmaßnahmen am Gebäude durchgeführt. Das Büro Wolf Architekten/Ingenieure arbeitet bereits die aktuellen Entwürfe in eine konkrete Bauplanung um. Der Umbau selbst wird voraussichtlich im Frühjahr 2019 starten.

Neben dem Böblinger City Carré und dem Schwabenlandtower will sich die bundesweit in Großstädten aktive Immobiliengesellschaft nun auch in Baden-Württemberg verstärkt engagieren. Ob Berlin, Leipzig oder Düsseldorf: Niemand baut in Deutschland so viele Wohnungen wie die CG-Gruppe. Zielgruppe für die kleinen Wohneinheiten, etwa sechs bis sieben pro Etage, sind vor allem junge Leute mit guten Jobs bei Daimler und Co. Insofern werde der Tower laut dem Vorstandsvorsitzenden Christoph Gröner „exakt auf die Bedürfnisse des wirtschaftsstarken Standortes zugeschnitten“. Erfahrungsgemäß würden außerdem rund 25 Prozent Senioren einziehen. Läuft der gescheiterte Luxus-Tower mit seiner Anonymität von 192 Wohnungen nicht Gefahr, ungewollte Nutzungen, etwa aus dem Rotlicht-Milieu, anzulocken? Ganz auszuschließen sei das natürlich nicht, räumt Gröner ein – notfalls müsse derlei per Anwalt unterbunden werden. „Ich hab auch schon eine Bauarbeiter-Unterkunft für 16 Männer in einer Zwei-Zimmer-Wohnung auflösen lassen.“

Investor setzt

auf Car-Sharing

Mit einem wachsamen Auge auf die Bewohnerstruktur behält sich die CG-Gruppe die Auswahl der Erstmieter selbst vor. In einem zweiten Schritt will sie die Wohnungen dann an „institutionelle Vermieter“ verkaufen. Also etwa an Versicherungen, die damit die Rentenzahlungen an ihre Anleger finanzieren. Gekostet hat der Gewa-Tower 15 Millionen Euro. Ohne die 44 Wohnungen, die bereits verkauft waren und den Erwerbern mit einem Aufpreis von fünf Prozent wieder abgekauft wurden. Unter bestimmten Bedingungen kann sich der Kaufpreis um eine Million erhöhen.

Der Investor setzt auf ein Mobilitätskonzept mit Car-Sharing und 100 Fahrrad-Stellplätzen – die Stadt Fellbach entwickelt sicherheitshalber einen neuen Parkierungsplan und versucht, in der Umgebung Stellplätze zu finden. Die Gewa-Anleihe machte diese Woche übrigens einen Satz von 24 auf 34 Prozent ihres Ursprungswerts.

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Erstellt:
29. September 2018, 06:00 Uhr

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