Neuer Käpt'n gegen alten Club: Castros und die Werkself
dpa/lsw Stuttgart. In Leverkusen begann für Stuttgarts Gonzalo Castro einst die große Fußballer-Karriere. Am Samstag trifft er Bayer in neuer Rolle wieder. VfB-Sportdirektor Sven Mislintat hält große Stücke auf den Routinier.
Für Gonzalo Castro schließt sich ein Kreis. Von der Jugend kämpfte er sich bei Bayer Leverkusen einst zu den Profis und bis zum Nationalspieler hoch. 286 Erstliga-Partien und etliche weitere im DFB- oder Europapokal bestritt er für den Werksclub, ehe er ihn 2015 Richtung Borussia Dortmund verließ und seitdem noch 99 weitere Partien im Oberhaus drauf packte. Am Samstag (15.30 Uhr/Sky) trifft er Bayer mit dem VfB Stuttgart in der Fußball-Bundesliga wieder. Nicht zum ersten Mal. Aber zum ersten Mal als Kapitän.
Dass ihn VfB-Coach Pellegrino Matarazzo in der Sommerpause zum neuen Spielführer der Schwaben ernannte, will der 33-Jährige zwar nicht überbewerten. Als Führungsfigur sah er sich auch schon ohne Binde. Als „eine Bestätigung dafür, dass man doch ein paar Sachen richtig gemacht hat“ habe er die Entscheidung „nach all den Jahren“ als Profi aber schon empfunden, sagte Castro kürzlich der „Frankfurter Allgemeine Zeitung“. Und eine kleine Überraschung war sie auch.
In seiner ersten Saison in Stuttgart, die im Frühjahr 2019 mit dem Abstieg endete, absolvierte der Mittelfeldmann zwar 25 Liga-Partien, unumstrittener Stammspieler war er aber nicht. Und Wortführer - zumindest nach außen - erst recht nicht. Auch in der vergangenen Spielzeit, in der er es in der 2. Liga immerhin auf 28 Einsätze und zehn Torbeteiligungen (drei Treffer, sieben Vorlagen) brachte, fiel Castros Name selten, wenn es um die Garanten für den Aufstieg ging.
„Gonzo zeigt seit Jahren beständig gute Leistungen, fliegt öffentlich aber immer ein bisschen unter dem Radar“, sagt VfB-Sportdirektor Sven Mislintat über den Routinier. Ein feiner Fußballer war der schon immer, aber eben keiner für große Schlagzeilen. „Nach außen wirkt es, als wäre er immer ruhig, aber intern können sein Ehrgeiz und sein Temperament schon mal durchkommen“, sagt Mislintat. Bei ihm, dem Trainer und den Teamkollegen kommt Castros Art auf jeden Fall gut an. Womöglich kann gerade dessen souveränes Auftreten im aufgeheizten Stuttgart, wo es zuletzt entweder gegen den Abstieg oder um den Aufstieg, aber selten ruhig zuging, auch extrem viel wert sein.
„Gonzo ist unser Gesicht. Er geht vorne weg“, sagte Matarazzo dem SWR nach dem 4:1-Sieg in Mainz am vergangenen Wochenende, bei dem Castro wieder mal als Vorbereiter glänzte. „Aber alle anderen haben auch Verantwortung für die Mannschaft.“ In der es noch eine Handvoll mehr Routiniers gibt - wie Daniel Didavi oder Marc Oliver Kempf. Die aber auch gespickt ist mit Talenten, die sich erst noch dauerhaft in der Bundesliga beweisen müssen. So wie Castro einst in Leverkusen. Jetzt soll er die anderen führen.