Nicht kaputt genug

Erhoffte Zuschüsse für den Kindergarten Oberweissach fallen aus – Gemeinderat drängt dennoch auf Modernisierung

Der Gemeinderat drängt darauf, die Sanierung und Modernisierung des Kindergartens Oberweissach zügig anzugehen – und zwar im vollen Umfang. Das Problem: Die erhofften Zuschüsse fließen nicht, weil der Bau nicht kaputt genug ist. Daher überlegt das Rathaus, das Vorhaben in Abschnitte zu teilen.

Der Kindergarten in Oberweissach soll auf Vordermann gebracht werden. Aber mit Zuschüssen für das Vorhaben sieht es mau aus. Foto: A. Becher

© Pressefotografie Alexander Beche

Der Kindergarten in Oberweissach soll auf Vordermann gebracht werden. Aber mit Zuschüssen für das Vorhaben sieht es mau aus. Foto: A. Becher

Von Armin Fechter

WEISSACH IM TAL. Die Gemeinde hatte sich viel vorgenommen: Zwei Kindergartenprojekte sollten in diesem Jahr anlaufen – zusätzlich zum Neubau des Kinderhauses bei der Schule in Unterweissach auch die Modernisierung des Kindergartens in Oberweissach. Pläne dafür liegen vor, die geschätzten Kosten belaufen sich auf eine knappe Million Euro.

Um das Vorhaben stemmen zu können, baute die Gemeinde darauf, dass sie Zuschüsse von Land und Bund in Höhe von 374000 Euro genehmigt bekommt. Doch daraus wird nichts: Weder das Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum lässt sich anzapfen, noch schüttet Berlin über das Investitionsprogramm zur Kinderbetreuung sein Füllhorn aus. Lediglich für einen Teilbereich, der im Untergeschoss realisiert werden soll – zehn Plätze für Kinder unter drei Jahren –, gibt es magere 10000 Euro. Ansonsten geht die Gemeinde leer aus, insbesondere was den dicken Brocken im Obergeschoss betrifft.

Vorgaben für den Ganztagsbetrieb werden derzeit nicht erfüllt

Dabei müssten die Räume dringend auf Vordermann gebracht werden. Denn im jetzigen Zustand taugen sie nicht für den Ganztagsbetrieb, und damit wackelt dann auch die Betriebserlaubnis, die an die Vorgaben das Kommunalverbandes für Jugend und Soziales in Baden-Württemberg gekoppelt ist.

Voraussetzung für eine Förderung wäre aber, dass die bestehenden Betreuungsplätze ohne die Sanierung wegen baulicher oder technischer Einschränkungen wegfallen würden. Aber so marode ist die Substanz nun auch wieder nicht. „Das Gebäude müsste fast zusammenbrechen oder völlig verschimmelt sein“, erläuterte Kämmerer Alexander Holz im Gemeinderat drastisch.

„Wir hätten gerne alles am Stück gemacht“, versicherte Bürgermeister Ian Schölzel. Unter den gegebenen Umständen plädierte er jetzt aber dafür, das Vorhaben in zwei Etappen anzugehen: Zunächst solle das Obergeschoss saniert und später dann das Untergeschoss ausgebaut werden. Dazu müsste Architekt Herbert Häußer seine Pläne überarbeiten und die Kosten unter den veränderten Bedingungen neu ermitteln. Dann könne der Bau vielleicht noch 2019 beginnen. Eine Aufteilung der Maßnahmen gefiel den Ratsmitgliedern jedoch weniger. „Zweimal Lärm, zweimal Dreck, zweimal Probleme“, stöhnte Jan Hutzenlaub (Liste Weissacher Bürger) und gab zu bedenken, dass das Projekt damit nicht billiger, sondern eher teurer werde. Er überlegte, das Vorhaben komplett ins nächste Jahr zu schieben. „Dann sitzt uns der KVJS erst recht im Genick“, hielt Kindergartenleiterin Claudia Lang dagegen.

Auch Luciano Longobucco (Liste Weissacher Bürger) zweifelte: „Wir wissen nicht, ob die Haushaltslage in ein paar Jahren besser aussieht.“ Er sprach sich dafür aus, die Maßnahme lieber in einem Zug zu verwirklichen, bevor vielleicht unterwegs das Geld ausgeht. Wilhelm König (UBL) erinnerte zudem daran, dass die Gemeinde bei der Kinderbetreuung in der Pflicht sei und ein entsprechender Bedarf für Ganztagsbetreuung in Oberweissach bestehe. „Da muss etwas passieren“, befand auch Irmgard Hestler (SPD), die zugleich bemängelte, dass nicht klar sei, „über welche Zahlen wir reden“. – „Wir müssen schauen, wie wir das hinbekommen, wir stehen dahinter“, erklärte Carl Höfer (CDU/FWV).

Vor der endgültigen Entscheidung, ob das Gesamtprojekt am Stück oder in Abschnitten realisiert wird, sollen nun zunächst die Kosten für die unterschiedlichen Varianten ermittelt und dem neuen Gemeinderat vorgestellt werden.

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Erstellt:
8. Juni 2019, 06:00 Uhr

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