Noch Luft nach oben bei der Klimawette Backnang

600 Tonnen CO2 bis zur Weltklimakonferenz am 1. November 2021 einsparen: Das war das Ziel der Klimawette für die Stadt Backnang. 600 Teilnehmer wollte man dafür gewinnen. Aktuell sind es zwar erst 123 Teilnehmer, aber in der Städteliga spielt Backnang ganz vorne mit.

Häufiger Rad fahren, regional und saisonal einkaufen oder Klimaprojekte auf der ganzen Welt unterstützen. Die Klimawette will zeigen, mit wie vielen Möglichkeiten sich etwas für die Umwelt tun lässt – und wie wichtig das Thema für viele Bürger ist. Foto: A. Becher

© Alexander Becher

Häufiger Rad fahren, regional und saisonal einkaufen oder Klimaprojekte auf der ganzen Welt unterstützen. Die Klimawette will zeigen, mit wie vielen Möglichkeiten sich etwas für die Umwelt tun lässt – und wie wichtig das Thema für viele Bürger ist. Foto: A. Becher

Von Kristin Doberer

Backnang. Ende Mai hieß es in Backnang „Topp, die Wette gilt“, ein Bündnis von Backnanger Vereinen startete die Klimawette Backnang. Ziel ist es, bis zur Weltklimakonferenz Anfang November 600 Tonnen CO2 einzusparen. Dazu wolle man 600 Bürgerinnen und Bürger gewinnen, die jeweils eine Tonne einsparen. „Die Idee war es, selbst mehr für den Klimaschutz zu tun, als es die Politik gerade tut“, erklärt Achilles Bückle vom Klimaentscheid Backnang. Man wolle an die Stadtverwaltung ein klares Zeichen schicken, dass für die Bürger der Klimaschutz in Backnang eine wichtige Rolle spielt. Wie steht es also aktuell um das ehrgeizige Ziel? Drei Monate nach dem Start der Wette werfen wir einen Blick auf den aktuellen Spielstand.

Bisher konnten 123 Backnanger Teilnehmer 175,4 Tonnen CO2 einsparen. Es konnte also noch nicht ganz ein Drittel des Ziels erreicht werden. „Die Zahlen sind noch nicht so, wie wir das gerne hätten“, gibt Bertram Ribbeck vom Klimaentscheid Backnang zu. Dafür seien aber die Begegnungen mit den Menschen toll. Einmal im Monat nämlich haben die Mitglieder des Klimaentscheids einen Stand auf dem Backnanger Wochenmarkt, um über die Klimawette zu informieren. „Nicht alle nehmen sich beim Einkaufen die Zeit für ein Gespräch. Aber wenn sich ein Gespräch ergibt, gibt es oft positives Feedback“, sagt Ribbeck. Dabei gehe es nicht darum, die Bürger zu belehren oder zu überzeugen, sondern diese auf die Dringlichkeit des Klimawandels hinzuweisen. Diese Dringlichkeit sei vielen Menschen nicht bewusst, manche wollen auch nur ungern etwas von ihrem Lebensstil aufgeben. „Aber wenn wir jetzt nichts an unserer Lebensweise verändern, wird das Klima uns Veränderungen aufzuzwingen“, sagt Ribbeck. „Und das Thema ist auch deutlich vielschichtiger, als viele Leute vermuten. Wir wollen niemand das Auto wegnehmen, sondern zeigen, dass es viele verschiedene Möglichkeiten gibt, um CO2 einzusparen“, meint auch Steffen Blessing. Diese Möglichkeiten zeigt zum Beispiel der CO2-Avatar der Klimawette auf (siehe Infokasten). Auch in den Gesprächen versuchen die Mitglieder, den Leuten die Angst zu nehmen, dass sie etwas verlieren: „Es gibt so viele Möglichkeiten, CO2 zu sparen. Bei einem Wechsel zu Ökostromanbietern merkt man als Verbraucher zum Beispiel gar keinen Unterschied, manche Anbieter sind sogar billiger als der Normalstrom“, sagt Blessing.

In der Städteliege Deutschland auf Platz 5

Und obwohl Backnang mit seinen 123 Teilnehmern bisher noch deutlich unter dem geplanten Ziel liegt, so steht die Stadt im Vergleich mit anderen Städten doch ganz gut da. In der CO2-Städteliga konkurrieren rund 500 Städte miteinander, wer das Wettziel als Erstes erreicht. Drei Kategorien gibt es in der Städteliga, zum einen werden die gesparten Tonnen CO2 jeweils auf 10000 Einwohner umgerechnet. Hier liegt Backnang deutschlandweit auf Platz fünf, in Baden-Württemberg sogar auf Platz drei. Auch bei der Zahl der absoluten Teilnehmer schafft Backnang deutschlandweit den siebten Platz. „Da sind wir schon ein bisschen stolz“, meint Blessing. „Wir hoffen nun, dass der Stadtpatriotismus dazu führt, dass sich noch mehr Bürger anmelden.“ Er hoffe, dass Backnang sich ganz weit vorne platzieren kann.

Die Städteliga zeige aber auch, wie schwer es selbst in grünen Städten – wie zum Beispiel Freiburg – ist, Teilnehmer zu gewinnen. Zwar gebe es in der Woche nach einem Besuch auf dem Wochenmarkt immer einige neue Teilnehmer und auch der Besuch des Initiators Michael Bilharz in Backnang (wir berichteten) habe einen ganzen Schwung neue Teilnehmer mit sich gebracht, doch um das Ziel zu erreichen, sei ein stetiger Zuwachs nötig.

Bis zum 1. November bleibt der Initiative noch etwas Zeit. Weiterhin werde man das mit dem Stand auf dem Wochenmarkt versuchen. Wichtig sei aber auch die Mund-zu-Mund-Propaganda. „Man muss einfach etwas hartnäckig sein und dranbleiben“, sagt Ribbeck. Schließlich sei es eine Sache, das Problem Klimawandel anzuerkennen und etwas dagegen tun zu wollen. Eine noch mal ganz andere Sache sei es, sich tatsächlich einzuloggen und für die Klimaprojekte zu spenden oder selbst im Alltag bewusster CO2 einzusparen.

Wird Backnang sein Ziel bis zur Weltklimakonferenz noch erreichen?

„Es ist total spannend, es liegt aber auch noch sehr viel Arbeit vor uns“, sagt Ribbeck. Je mehr Personen sich beteiligen, desto größer werde die politische Durchschlagskraft. „Wenn wir zum Beispiel bei 500 scheitern, ist das nicht schlimm. Aber wenn wir nicht mal die 200 erreichen, wäre das ein schlechtes Zeichen für die Mobilisierungskraft der Initiative. Und außerdem geht es um ein politisches Signal. Wir wollen den Politikern bei der Klimakonferenz zeigen: Das ist den Leuten wichtig.“

Mittlerweile konnten die Backnanger Initiatoren auch schon einige Einzelhändler gewinnen, sodass bald ein Gewinnspiel unter allen Teilnehmern angeboten werden kann. Bisher seien zum Beispiel Windmüller, Etti Taschen, das Bandhaus, der Unverpackt-Laden und schon einige mehr dabei und bieten unterschiedlichste Gutscheine zum Verlosen unter den Teilnehmern an. Auch über die Schulen, die als Wettpaten auftreten, versuche man möglichst viele zu erreichen. Blessing zumindest glaubt, dass noch einige Menschen dazukommen werden, je näher die Frist rückt. Im September und Oktober werde die Klimawette noch an Fahrt aufnehmen. „Gerade auch durch die Bundestagswahl rückt das Thema Klimaschutz noch stärker in den Fokus“, meint Blessing.

„Wenn wir jetzt nichts an unserer Lebensweise verändern, wird das Klima uns Veränderungen aufzwingen.“ Bertram Ribbeck,
Klimaentscheid Backnang
Die Klimawette: Idee, Ziel, Teilnahmemöglichkeiten und Challenges

Die Wette Die Initiatoren wetten, dass sie bis zur nächsten Weltklimakonferenz im November mindestens eine Million Menschen gewinnen, die globale Verantwortung für besseren Klimaschutz mit dem eigenen Tun verbinden. Sie sollen bis dahin je eine Tonne CO2 einsparen.

Die Klimaschutzprojekte Um sich zu registrieren, muss man 25 Euro spenden. Das ist genau der Betrag, durch den eine Tonne CO2 eingespart wird. Dies passiert, indem das Geld an Klimaschutzprojekte weitergegeben wird. Welches Projekt mit dem Geld unterstützt werden soll, kann der Spender selbst auswählen. Zur Auswahl gibt es zum Beispiel die Ausstattung von Solarpanels in Kenia und Äthiopien, Aufforstung in Uganda, Borneo sowie Europa oder den Bau von Kleinbiogasanlagen in Nepal.

Der CO2-Avatar Wer nicht nur Geld geben, sondern im Alltag etwas für den Klimaschutz tun möchte, kann über den CO2-Avatar berechnen, wie viel er durch verschiedene Änderungen im Alltag sparen kann. 20 wirksame Möglichkeiten gibt es zur Auswahl. Dazu gehören zum Beispiel der Wechsel zu Ökostrom, das Verwenden eines Sparduschkopfs, das Verzichten auf innerdeutsche Flüge oder regionales Einkaufen.

Die Challenges Neben der Städteliga, in der Backnang bereits ganz gut dasteht, gibt es noch weitere spielerische Möglichkeiten, um CO2 zu sparen. Bei den Challenges kann man mit Freunden und Bekannten konkurrieren und sich so gegenseitig anspornen. Zum Beispiel gibt es die Zero-Waste-Challenge oder die Minimalismus-Challenge.

Die CO2-Battles Die Vereine, Organisationen oder Unternehmen, die besonders viele Unterstützer für die Klimawette gewinnen konnten, treten in den CO2-Battles gegeneinander an. Wer am Schluss am meisten Verbündete mobilisieren konnte, wird zur Weltklimakonferenz nach Glasgow eingeladen. Der Klimaentscheid Backnang hat hier eine gute Chance, man steht aktuell auf Level fünf von sechs.

Mitmachen Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.dieklimawette.de/Klimaentscheid-Backnang oder www.klimaentscheid-backnang.de/klimawette.

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Erstellt:
27. August 2021, 06:00 Uhr

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