Notarztwache Welzheim in Betrieb genommen

Neustrukturierung der Notarztstandorte soll das Einhalten der Hilfsfristen erleichtern – Welzheim als Ergänzung zur Murrhardter Wache

Die Notarztwache ist mit einem neuem Notarzteinsatzfahrzeug ausgestattet. Foto: L. Hinderer

© Lukas Hinderer

Die Notarztwache ist mit einem neuem Notarzteinsatzfahrzeug ausgestattet. Foto: L. Hinderer

WELZHEIM (pm). Für die Menschen im Nordosten des Landkreises verbessert sich die medizinische Versorgung erheblich, denn gestern Morgen um 7 Uhr begann die erste Schicht in der neuen Notarztwache des DRK in der Welzheimer Schlossgartenstraße. „Angesichts der sich anbahnenden rettungsdienstlichen Situation durch Covid-19 stellt die Inbetriebnahme der Notarztwache Welzheim einen weiteren wichtigen Baustein dar, um unseren Rettungsdienst im Rems-Murr-Kreis noch leistungsfähiger zu machen“, so Landrat Richard Sigel. „Die Rettungswache ist allerdings ein Puzzlestück in einem Konzept, an dem wir schon lange arbeiten und das sich gerade jetzt bezahlt macht.“

Im Frühjahr 2019 hatte der Bereichsausschuss für den Rettungsdienst im Rems-Murr-Kreis entschieden, den Rettungsdienst massiv auszubauen. Unter anderem aus dem großen Bereich im Nordosten des Landkreises (Murrhardt, Althütte, Welzheim, Alfdorf), den bisher ein Notarzt in Althütte abdeckte, wurden zwei kleinere Versorgungsbereiche, mit den Wachen Murrhardt und Welzheim. Murrhardt ging bereits im November 2019 an den Start. Nach aufwendigen Planungen und Bauarbeiten – allein 600 Meter Datenkabel wurden verlegt – begann nun die Schicht des Welzheimer Notarztes. Dem stellt das DRK ein neues Notarzteinsatzfahrzeug zur Verfügung. Dieses ist mit modernster Medizin- und Fahrzeugtechnik ausgestattet.

„Nach dem Bereich Murrhardt ist nun auch der Bereich Welzheim optimal abgedeckt“, stellt Rettungsdienstleiter Marco Flittner fest. Was bedeutet das für die Menschen vor Ort? Der Nachfolger für das bisher in Althütte stationierte Notarzteinsatzfahrzeug könne von Welzheim aus, im Verbund mit dem Fahrzeug in der zusätzlichen Notarztwache Murrhardt, viel effektiver eingesetzt werden, heißt es vom DRK. „Neben dem neuen Standort Welzheim bedeutet dies vor allem für den Bereich Richtung Alfdorf und Gschwend sowie den Norden des Rettungsdienstbereichs Schorndorf eine deutliche Verbesserung im Hinblick auf die Einhaltung der Hilfsfrist“, so Flittner. „Mit den Standorten Welzheim und Murrhardt gelingt es uns, die komplette Notfallrettung in diesem Bereich zu optimieren, ohne dass es durch die Verlegung von Althütte nach Welzheim zu Verschlechterungen kommt.“ Denn es würden auch weiterhin Notfälle in Althütte und Kaisersbach schnell erreicht. „Die Inbetriebnahme der Notarztwache ist gerade in diesen Zeiten ein wichtiges und positives Signal. Der Rettungsdienst wird gerade auf dem Land angesichts steigender Einsätze verstärkt“, freut sich Welzheims Bürgermeister Thomas Bernlöhr.

Bei der neuen Notarztwache handelt es sich um ein Gebäude in Modulbauweise. Diese Bauart ermöglichte es, dass der Standort zeitnah in Betrieb gehen konnte. „Der Notarzt hat ein komplettes Apartment mit Toilette, Dusche, Mini-Küche sowie Büro – alles voll klimatisiert“, beschreibt René Demisch, Leiter der DRK-Rettungswache Welzheim, den Anbau. Ebenfalls wurde ein neuer Ruheraum für den Fahrer des Notarzteinsatzfahrzeugs geschaffen.

Demisch ist stolz, dass die Wache in Welzheim nun noch schlagkräftiger aufgestellt ist. „Wir können unseren Rettungsdienstbereich nun richtig gut abdecken. Neben Welzheim, Alfdorf, Kaisersbach, Althütte und Rudersberg sind nun auch Walkersbach, Haubersbronn, Plüderhausen und Urbach deutlich schneller zu erreichen.“ Alle Innenarbeiten am neuen Notarztstandort seien abgeschlossen. Im Außenbereich stünden noch kleinere Fassadenarbeiten aus.

„Mit der Inbetriebnahme der Notarztwache Welzheim und der damit verbundenen Verlagerung des Notarzteinsatzfahrzeugs von Althütte nach Welzheim sind dann alle notärztlichen Vorhalteerweiterungen gemäß dem Gutachten vollständig umgesetzt“, fasst Marco Flittner zusammen. Die professionelle Aufbereitung des Strukturgutachtens von 2018 und die konsequente Umsetzung zeige die Qualität der regionalen Akteure und ihrer Arbeit, sagte DRK-Kreisgeschäftsführer Sven Knödler. Der Bereichsausschuss setzt sich aus stimmberechtigten und beratenden Mitgliedern der Kostenträger, also Vertretern der Krankenkassen, der Leistungserbringer, also der Rettungsdienstorganisationen, sowie der Aufsichtsbehörde, sprich dem Landratsamt, zusammen.

Info

2018 konnte die Hilfsfrist im Bereich der Notfallrettung im Rems-Murr-Kreis nur zu 93,4 Prozent (92,5 in 2017) und im Bereich des Notarztes nur zu 91,4 Prozent (92,5 in 2017) eingehalten werden. 2014 konnte sie mit 96,1 Prozent bei den Rettungswagen letztmalig eingehalten werden (bei insgesamt 82895 Einsätzen in der Notfallrettung). 2015 war dies letztmalig für die Einsätze der Notärzte der Fall (95,3 Prozent) bei 84847 Gesamteinsätzen. Allerdings liegen die durchschnittlichen Eintreffzeiten deutlich unter 15 Minuten. Der Notarzt ist im Schnitt im Rems-Murr-Kreis in 8.44 Minuten vor Ort. Der Rettungswagen benötigt im Schnitt 7.48 Minuten.

Vor allem im ländlichen Raum führen lange Anfahrtswege zu Verzögerungen. DRK und Kreis steuern mit den zwei Notarztstandorten Murrhardt sowie Welzheim gegen diese Entwicklung an. „Der Standort Althütte liegt zwar zentral, führt jedoch dazu, dass die Anfahrtswege und Fahrtstrecken mitunter lang waren, weil die Anzahl an Einsätzen im Bereich Welzheim und Murrhardt in jüngster Vergangenheit signifikant angestiegen sind“, erläutert Sven Knödler. Die Gründe für das Nichteinhalten der Hilfsfrist sind vielfältig: kontinuierliche Zunahme der Einsätze, demografischer Wandel, mehr Bagatelleinsätze, Abnahme der Versorgung durch die Hausärzte oder den ärztlichen Bereitschaftsdienst sowie Änderungen der Kliniklandschaft.

Es wurde bereits gegengesteuert durch den Aufbau eines Defi-Netzes, die strukturierte Notrufabfrage bei der Integrierten Leitstelle (ILS), die Anleitung zur Telefonreanimation durch die ILS ,die Verbesserung der Wege bei der Notaufnahme am Klinikum in Winnenden, die Optimierung von Versorgungsabläufen zwischen Klinikum und Rettungsdienst sowie die Aktivitäten des Kardiovereins „Gemeinsam gegen den Herzinfarkt“.

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Erstellt:
31. März 2020, 06:00 Uhr

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