Nur ein Bus hat sich morgens auf den Weg gemacht

Am gestrigen Donnerstag haben die Busfahrer in Backnang und Murrhardt von Betriebsbeginn bis -ende gestreikt. Auch Schulbusse waren betroffen.

Am Eingang zum Busdepot im Kuchengrund 6 in Backnang weist ein Schild der Gewerkschaft Verdi auf den Warnstreik hin. Foto: A. Becher

© Alexander Becher

Am Eingang zum Busdepot im Kuchengrund 6 in Backnang weist ein Schild der Gewerkschaft Verdi auf den Warnstreik hin. Foto: A. Becher

Von Melanie Maier

BACKNANG/MURRHARDT. Zwei Tage im Vorfeld war er angekündigt worden, der große Warnstreik der Busfahrer in Backnang und Murrhardt. Vielleicht waren die Auswirkungen auf den Verkehr deshalb überschaubar, obwohl die meisten Linien nicht befahren wurden und auch Schulbusse ausgefallen sind. Der Polizei in Backnang waren am Donnerstagnachmittag jedenfalls keine Auswirkungen auf das Verkehrsaufkommen oder den Verkehrsfluss bekannt.

Der Streik sei so frühzeitig bekannt gegeben worden, dass sich die Fahrgäste gut darauf einstellen und umplanen konnten, sagt auch Ulrike Weißinger von der Pressestelle des Verkehrs- und Tarifverbunds Stuttgart (VVS). Gerade einmal eine Handvoll Anrufe von Fahrgästen, die sich über alternative Fahrtmöglichkeiten informieren wollten, seien bei der Kundenhotline eingegangen. „Nix Wildes“, sagt Weißinger. „Problematisch sind für uns eher die unangekündigten Streiks.“ Der VVS hatte vorab umfassend auf all seinen Medien informiert. Bei der Suche nach einer Verbindung wurden den Fahrgästen online und in der VVS-App nur solche ohne bestreikte Linien angezeigt.

Von Betriebsbeginn, der zwischen 3 und 4 Uhr morgens startet, bis Betriebsende haben die Fahrer der beiden Firmen Omnibus-Verkehr Ruoff (OVR) und Friedrich Müller Omnibusunternehmen (FMO) den Busverkehr in Backnang und Murrhardt ruhen lassen. Einen Ersatz für die ausgefallenen Busse gab es nicht. Nicht betroffen waren der S-Bahn- und Regionalverkehr, die Busse und Bahnen der Stuttgarter Straßenbahnen AG sowie der Busverkehr in den anderen Städten und Gemeinden des Rems-Murr-Kreises. Auch die Linien 381, 382, 382A, 383 und 384 waren in Backnang und Murrhardt regulär unterwegs, da sie von Auftragsunternehmen gefahren werden, deren Busfahrer nach einem anderen Tarif bezahlt werden.

Von den beiden bestreikten Unternehmen habe sich morgens nur ein einziger Bus im Raum Backnang auf den Weg gemacht, sagt Andreas Schackert von der Gewerkschaft Verdi, „aber nicht vom Standort Backnang aus“. Schackert hielt schon gegen 8.30 Uhr eine Ansprache vor den rund 30 Streikenden im Busdepot im Kuchengrund 6 in Backnang. Auslöser für den ganztägigen Warnstreik waren die Verhandlungen der Manteltarifrunde, die am 31. März begonnen haben. Die zwei Kernforderungen der Busfahrer betreffen die Pausenzeiten sowie die Nacht- und Wochenendzuschläge. „Es gibt viele Dienste, die zwölf, 13 Stunden dauern. Von der Zeit werden aber nur sieben bis acht Stunden bezahlt“, sagt Schackert. In der restlichen Zeit, die als Pause gilt, könne der Fahrer aber nicht viel machen. Die Gewerkschaft Verdi fordert deshalb, dass das Schichtmodell angepasst wird beziehungsweise die tatsächlich geleisteten Arbeitsstunden bezahlt werden.

Bezüglich der Wochenend- und Nachtzuschläge fordert Verdi eine einheitliche Vergütung. Im konkreten Fall wäre das eine Anhebung der Zuschläge von 15 auf 30 Prozent. Momentan bekommen zum Beispiel die Busfahrer, die regelmäßig Nachtdienste leisten, nur den niedrigeren Zuschlag, berichtet Schackert. Er meint, dass die Arbeitgeber durch die Arbeitsniederlegungen „zumindest einmal verstehen werden, dass wir es ernst meinen“, kann sich aber auch vorstellen, dass es nach der vierten Verhandlungsrunde Ende Juni zu weiteren Streiks kommen könnte. „Das, was wir jetzt gemacht haben, ist noch steigerungsfähig“, betont er.

In Schwäbisch Hall und Tübingen wurde am Donnerstag ebenfalls gestreikt. In der kommenden Woche werden die Arbeitsniederlegungen an anderen Standorten weitergeführt werden. Der Aktion in Backnang und Murrhardt vorausgegangen waren Warnstreiks in Reutlingen, dem Raum Karlsruhe und Neuenstadt am Kocher (Kreis Heilbronn).

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Erstellt:
18. Juni 2021, 06:00 Uhr

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