Ostfalk wirft das Handtuch – Bader kandidiert

Auenwalder Bürgermeister zieht Konsequenzen aus dem schwachen Wahlergebnis. Die Hauptamtsleiterin will ihn beerben.

Karl Ostfalk

© Alexander Becher

Karl Ostfalk

Von Florian Muhl

AUENWALD. Riesenüberraschung im Lauf des gestrigen Nachmittags. Die Ereignisse überstürzen sich. Nur noch wenige Stunden bis zum Bewerbungsschluss für die zweite Runde bei der spannenden Bürgermeisterwahl in Auenwald. Zuerst kündigt der amtierende Bürgermeister Karl Ostfalk an, dass er nach seiner Wahlschlappe am vergangenen Sonntag doch nicht mehr bei der Neuwahl in zehn Tagen antreten will, um seine dritte Amtsperiode als Verwaltungschef anzustreben. Wenige Stunden danach kündigt Yvonne Bader, Hauptamtsleiterin der Gemeinde Auenwald, an, dass sie ihren Hut in den Ring werfen wird.

Von diesem Moment an ist klar, dass Bader als stellvertretende Vorsitzende des Gemeindewahlausschusses auch nicht mehr diesem Gremium angehört. Die 49-Jährige sitzt sozusagen als interessierte Zuschauerin im Saal der Auenwaldhalle, als der Gemeindewahlausschuss in öffentlicher Sitzung über die eingegangenen Bewerbungen berät.

Am Ende der etwa einstündigen Sitzung steht fest, wer auf dem Wahlzettel bei der Neuwahl des Bürgermeisters oder der Bürgermeisterin in zehn Tagen stehen wird. Das sind folgende Namen, und zwar genau in dieser Reihenfolge: Samuel Speitelsbach (34, Diplomingenieur Technologiemanagement), Kai-Uwe Ernst (26, Finanzwirt), Matthias Bacher (58, Diplomingenieur FH Maschinenbau) und Yvonne Bader (49, Diplomverwaltungswirtin FH). – Mit anderen Worten: Die Karten sind komplett neu gemischt.

Yvonne Bader

Yvonne Bader

Welche Beweggründe letztlich dazu geführt haben, dass sich der Verwaltungschef gestern zum Rückzieher entschlossen hat, darüber kann man nur spekulieren. Ostfalk war bis zum späten Abend für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Fest steht, dass er bei der Wahl am Sonntag weit hinter seinen Vorstellungen zurückblieb. Nicht nur der Bürgermeister hatte damit gerechnet, dass die Wahl nur eine Formsache sei und an einen zweiten Wahlgang gar nicht zu denken ist. Doch es kam anders. Karl Ostfalk erhielt nur 41,1 Prozent der abgegebenen gültigen Stimmen, die beiden Herausforderer Kai-Uwe Ernst und Matthias Bacher 30,2 beziehungsweise 27,4 Prozent.

Jetzt, als Ostfalk zurückzog, witterte Yvonne Bader ihre Chance. Sie kennt die Gemeinde von Kind auf. Die 49-Jährige hat in der Gemeinde ihre ersten Schritte gemacht, zog dann im Alter von gut zwei Jahren mit ihren Eltern nach Backnang, um dann 1994 wieder zurück in die Gemeinde zu ziehen. „Für mich ist Auenwald mehr als eine Heimat“, sagt die studierte Verwaltungswirtin, die seit 2009 stellvertretende Hauptamtsleiterin war und drei Jahre später das Hauptamt von ihrem Vorgänger Waldemar Fuderer übernahm. Untergeordnet sind auch das Ordnungs- und Personalamt.

Warum meldet sie sich jetzt? „Ich bin der Meinung, dass das Bürgermeisteramt in die Hände eines absoluten Fachmanns beziehungsweise einer absoluten Fachfrau gehört.“ Sie sei in den vergangenen Wochen von mehreren Menschen darauf angesprochen worden, warum sie nicht kandidiere, sagt die verheiratete Mutter von zwei 15- und 18-jährigen Kindern. „Aber so richtig ein Thema wurde es für mich erst, nachdem Herr Ostfalk am Mittwoch sagte, dass er nicht mehr antritt.“ Erst dann habe sie sich endgültig zur Kandidatur entschlossen. Sie sei eben nicht nur die absolute Fachfrau, sondern sie kenne Auenwald auch in- und auswendig. „Ich brenne für unsere Gemeinde.“

Bader hat aber auch klare Ideen und Visionen für die, für ihre Gemeinde: „Mehr Transparenz und Kommunikation in der Verwaltung, mehr Bürgerbeteiligung, wir müssen unsere Versorgungslücken schließen und wir müssen das Problem mit dem Durchgangsverkehr schnell anpacken.“ Bader bittet gleichzeitig auch um Verständnis, dass sie noch einen Tag benötigen wird, um ihre Ziele klar und ordentlich zu formulieren, da für sie die Entscheidung gestern sehr schnell und überraschend gefallen ist.

Kann sie schon sagen, wie ihr Wahlkampf aussehen wird? „Nun, ich werde jetzt versuchen, so schnell wie möglich viele Menschen zu erreichen, damit ich sie von meinen Positionen und von meiner Person überzeugen kann.“ Bader ist optimistisch. Warum auch nicht? Sie rechnet sich gute Chancen aus. Warum? „Weil ich meinen Job von der Pike auf gelernt habe. Ich bin Diplomverwaltungswirtin und Hauptamtsleiterin, weil ich über die nötige Erfahrung verfüge, weil ich unseren schönen Ort nicht nur aus dem Effeff kenne, sondern auch für ihn brenne. Ich glaube, dass kann jeder, der mich kennt, bestätigen.“

Im Wahlkampf vor dem ersten Wahlgang am Sonntag ist offensichtlich geworden, dass es hie und da in der Gemeinde und auch in der Gemeindeverwaltung klemmt. Was sagt die Hauptamtsleiterin zu den Problempunkten in Auenwald? „Ich weiß, wo die Schwachstellen liegen und ich werde das in meinen Zielen in den nächsten Tagen auch formulieren. Ich habe einige Ideen und werde manches anders anpacken.“

Bei der Neuwahl in zehn Tagen entscheidet die höchste Stimmzahl, bei Stimmengleich- heit das Los. Aufgrund der begrenzten Platzkapazität und der coronabedingten Einschränkungen wird das Ergebnis der Bürgermeisterwahl wieder live gegen 18.30 Uhr über den Youtube-Kanal der Gemeinde übertragen (Link: www.auenwald.de)

Kommentar
Konsequent

Von Kornelius Fritz

Die Botschaft des Wahlergebnisses vom Sonntag war eindeutig: Die Auenwalder wollen einen Wechsel an der Rathausspitze. Obwohl keiner der drei Gegenkandidaten je in einem Rathaus gearbeitet hat, holten sie zusammen deutlich mehr Stimmen als der Amtsinhaber. Karl Ostfalk, der die Gemeinde seit 16 Jahren führt, kam lediglich auf 41 Prozent.

Auf dieser Basis in eine dritte Amtszeit zu starten, wäre kaum möglich gewesen. Selbst wenn Ostfalk im zweiten Wahlgang mit einfacher Mehrheit gewählt worden wäre, wäre seine Position zu geschwächt gewesen, um bei wichtigen Zukunftsfragen voranzugehen und Bürgerschaft und Gemeinderat mitzunehmen.

Karl Ostfalks Rückzug ist deshalb konsequent und verdient Respekt. Er hat damit bewiesen, dass er nicht an seinem Stuhl klebt. Mit 62 Jahren aufzuhören ist keine Schande und im Rückblick werden Ostfalks unbestrittene Verdienste für die Gemeinde überwiegen.

Der Bürgermeister macht damit den Weg frei für den Neuanfang, den sich viele in Auenwald wünschen. Die Frage, wer künftig an der Spitze der Gemeinde stehen wird, ist völlig offen. Denn mit Hauptamtsleiterin Yvonne Bader steigt nun auch noch eine Bewerberin mit Rathauserfahrung ins Rennen ein. Die Auenwalder Bürgermeisterwahl, die zunächst ein Langweiler zu werden schien, ist plötzlich so spannend wie nie zuvor.

k.fritz@bkz.de

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Erstellt:
18. März 2021, 06:00 Uhr

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