Pasta und Pizza für Leib und Seele

Die Veranstaltung „Happy Eating“ des Weissacher Vereins Klimaschutz konkret bringt Menschen zusammen und fördert die Kommunikation

Zum vorerst letzten Mal hat jetzt das „Happy Eating“ in der Unterweissacher Gemeindehalle stattgefunden. Die Initiative unter der Regie von Silke Müller-Zimmermann, die sich an Erwachsene und Kinder richtet, ist Bestandteil eines „Vielfaltspuzzles“ aus insgesamt sieben Bausteinen. Es möchte zu einem guten Klima einen Beitrag leisten, und zwar nicht zuletzt auch in sozialer Hinsicht.

Arbeiten beim „Happy Eating“ zusammen (von links): Giuseppe Manna, Abir Joubaili, Silke Müller-Zimmermann und Tina Unold. Foto: A. Becher

© Pressefotografie Alexander Beche

Arbeiten beim „Happy Eating“ zusammen (von links): Giuseppe Manna, Abir Joubaili, Silke Müller-Zimmermann und Tina Unold. Foto: A. Becher

Von Carmen Warstat

WEISSACH IM TAL. „Kinder muss man gut pflegen“, sagt Giuseppe Manna, der Inhaber und leidenschaftliche Koch der Unterweissacher Trattoria Ponte Vecchio, in der Küche der Gemeindehalle. Dort hat er heute Pizza und eine „Bolognese ohne Fleisch“ vorbereitet hat. Eine Sauce Napoli also wird es für die etwa 30 erwachsenen Gäste geben, zubereitet von einem, der es wissen muss, denn er stammt aus Neapel und beruft sich auf das Rezept seiner Oma, das er nicht verrät, nie und nimmer! Dazu feine Bandnudeln und Parmesan – das duftet und sieht fantastisch aus, und so wird es auch schmecken.

Die 52 Grundschulkinder der Kernzeitgruppen sollen heute Pizza bekommen – die haben sie sich für das vorerst letzte „gemeinsame Löffelchen“ von Pino (so der Spitzname des Kochs) gewünscht und werden nicht enttäuscht. „Megalecker“ befinden die Kleinen einhellig. Da bleibt kaum ein Krümel übrig. Und das Dessert für alle ist zum Dahinschmelzen: frische Erdbeeren mit Vanilleeis.

Konzept kommt bei den Gästen an und ist auch finanzierbar

Pino hat auch dieses Mal seinen Ruhetag geopfert, um mit besten Zutaten, saisonal und frisch, zu kochen, die Erdbeeren kommen aus der Region, und die Tomaten sind von bester italienischer Qualität. Man hat sich auf vegetarische Gerichte verständigt, um so jedes Mal garantiert für jede und jeden etwas zu bieten, zudem auch aus Kostengründen, denn gutes Fleisch ist teuer und gehört im Übrigen auch nicht zu oft auf die Speisekarte.

Silke Müller-Zimmermann und Giuseppe Manna sind sich einig, das Konzept kommt bei den Gästen an und ist finanzierbar. Die Gemeinde bezuschusst das Kinderessen mit 3,50 Euro pro Portion, sodass die Eltern dafür nicht mehr zahlen als für die vorgekochten Produkte der Catering-Firma, die es sonst an der Schule gibt, die Erwachsenen zahlen sieben Euro für zwei Gänge plus Getränk.

Aber da ist so vieles, das man nicht kaufen kann, bemerkt der Koch, die Nudeln schwenkend. Seit acht, halb neun steht er in der Küche. Er hat lange gekocht, er hat gut gekocht, und er hat mit Liebe gekocht. Wie immer. Slow Food nennt es Silke Müller-Zimmermann und erzählt: Kinder essen, was sie kennen, und die meisten seien wohl nicht so offen für Neues. Insofern sei das feine Pilz-Risotto, das es beim ersten Mal gab, „nicht so doll angekommen“. Giuseppe Manna nimmt es mit Humor: „Wir akzeptieren unsere Frustration, denn kein Kind soll mit leerem Magen gehen!“

Also gibt’s das, was beliebt ist, aber eben nicht in Fast-Food-, sondern in bester Qualität. Mit dem Ergebnis übrigens, dass Pino einmal von einem der Kinder 100 Euro erhalten hat, symbolisch, versteht sich. Es sei dies das beste Essen gewesen, dass der Bub je gekostet habe. Glücklicher kann man einen Koch vom Schlage Giuseppe Mannas nicht machen. Oder doch? Heute bedanken sich die Kinder zum vorläufigen Abschied mit einem selbst geschriebenen Lied. „Nur nicht heulen“, sagt Müller-Zimmermann. Sie möchte das Projekt gern fortsetzen, aber jetzt gilt es erst mal zu reflektieren.

Nicht nur die Kinder, auch die Erwachsenen sind dankbar

Der Wunsch, Menschen zusammenzubringen, die häufig allein essen müssen, Kommunikation und Gemeinschaft zwischen Bekannten und einander Fremden, zwischen Jung und Alt, zwischen oft auch einsamen Menschen herzustellen, ist erfüllbar. Die erwachsenen Gäste sind nicht weniger dankbar als die Kinder. Angeregt tauschen sie sich aus über ihren Alltag oder über Politik. Gerade hat die Europawahl stattgefunden, da gibt es viel zu besprechen. Nicht allein essen, heißt es immer wieder, das sei so gut für Leib und Seele.

Funktionieren kann das Konzept nur dank sehr viel ehrenamtlichen Engagements. Müller-Zimmermann nennt neben Giuseppe Manna, der lediglich seine Ausgaben deckt, auch den Hausmeister der Gemeindehalle, Volker Rössler, mit dem das Projekt steht und fällt, weil er auch am Wochenende zur Stelle ist, sowie die professionelle Betreuerin Sabine Löchelt und Vereinsvorständin Martina Unold. Eine unermüdliche Helferin ist außerdem die aus dem Libanon geflüchtete Abir Joubaili, der, wie am Rande zu erfahren ist, die Abschiebung droht. Der Verein um Silke Müller-Zimmermann wird sich für sie einsetzen und in Kürze eine Unterschriftenaktion starten.

Von der Gemeinde Weissach, die das Projekt „Happy Eating“ zwar befürwortet und bezuschusst hat, wünschen die Initiatoren sich weiterhin Unterstützung und vielleicht etwas weniger zähe Verhandlungen, ein bisschen mehr Entgegenkommen einfach und ehrliches Interesse.

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Erstellt:
3. Juni 2019, 11:30 Uhr

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