Gefährlicher Trend
Pilzgift Muscimol in Fruchtgummis gefunden

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Gummibärchen mit dem Fliegenpilz-Inhaltsstoff Muscimol wirken halluzinogen, allerdings auch schnell mal giftig.Die Produkte sehen häufig aus wie gewöhnliche Süßigkeiten und sind daher besonders für Kinder attraktiv und gefährlich.
Von Markus Brauer
Im Europäischen Schnellwarnsystem für Lebens- und Futtermittel (RASFF) wurden 2024 erstmals mehr als 5300 Meldungen innerhalb eines Jahres eingestellt. Ein neues Phänomen waren Meldungen zu Süßwaren mit der psychoaktiven Substanz Muscimol.
Was ist Muscimol?
Muscimol ist eine psychoaktive Substanz, die in einigen Pilzarten, insbesondere im Fliegenpilz (Amanita muscaria) und Pantherpilz (Amanita pantherina), vorkommt.Der Stoff kommt in der Natur in einigen Pilzarten vor und wurde vor allem in Fruchtgummis nachgewiesen. Allein die deutschen Behörden haben dazu im letzten Jahr sechs Meldungen im RASFF übermittelt.
Gummibärchen mit dem Fliegenpilz-Inhaltsstoff Muscimol wirken halluzinogen, allerdings auch schnell mal giftig.Die Produkte sehen häufig aus wie gewöhnliche Süßigkeiten und sind daher besonders für Kinder attraktiv und gefährlich. Je nach Dosierung können bereits ein bis zwei Fruchtgummis Halluzinationen, Verwirrung, Erbrechen oder sogar Koma auslösen. Die zuständigen deutschen Behörden haben deswegen mehrfach Rückrufe eingeleitet und dafür gesorgt, dass betroffene Produkte vom Markt genommen werden.
Warum findet sich ein Pilzgift in Gummibärchen?
Was macht Muscimol so attraktiv, dass es sich lohnt, den Fliegenpilz-Inhaltsstoff in Gummibärchen zu packen? Muscimol wirkt als psychotropes Alkaloid halluzinogen. Wird Muscimol in Form von Pilzen konsumiert, tritt die Wirkung etwa nach 30 Minuten bis zwei Stunden ein und hält für vier bis acht Stunden an.
Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) beschreibt die Wirkung Muscimol-haltiger Pilze auch als „alkoholähnlich“, Raumwahrnehmung und Zeitgefühl seien gestört, ein Gefühl der Schwerelosigkeit und Euphorie sowie farbige Scheinbilder und eine höhere Empfindlichkeit gegenüber Geräuschen könnten auftreten.
Was bewirkt Muscimol im Körper?
Eine Vergiftung mit Muscimol zeigt sich laut BZgA durch gastrointestinale Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen und Durchfälle sowie Schwindel, auch vermehrter Speichelfluss, Ataxie und Psychosen sind beschrieben, ebenso Kreislaufversagen.
„Bei einer größeren Menge kommt es zu Muskelzuckungen, Verwirrtheit, Bauchschmerzen und Erregungszuständen“, die bis zur Bewusstlosigkeit oder Koma führen könnten, schreibt die BZgA. Schwere tödlich endende Vergiftungen seien zwar selten, aber möglich. Vor allem für Kleinkinder, ältere Menschen oder chronisch Kranke wird es schnell gefährlich.
Welche toxischen Rückstände sind in Lebensmitteln?
Knapp zwölf Prozent der RASFF-Meldungen (623) wurden 2024 von deutschen Behörden erstellt. Von allen Mitgliedsstaaten hat nur die Niederlande mit 752 Meldungen das Schnellwarnsystem noch stärker genutzt. Insgesamt war Deutschland von rund 1100 Meldungen zu potenziell gesundheitsgefährdenden Lebensmitteln, Futtermitteln und Lebensmittelkontaktmaterialien als Empfänger betroffen.
Etwa 91 Prozent betrafen Lebensmittel. Die häufigsten Warngründe waren: Pestizidrückstände und Schimmelpilzgifte in Obst, Gemüse und Trockenfrüchten, Aflatoxine in Nüssen und Nusserzeugnissen sowie Nachweise von Salmonellen in Geflügelfleisch.
Der Hauptgrund zur Beanstandung bei Futtermitteln, die rund sechs Prozent der Meldungen betrafen, waren ebenfalls Verunreinigungen mit Salmonellen. Drei Prozent der Meldungen betrafen Lebensmittelkontaktmaterialien wie Geschirr, Besteck, Backformen oder Kochutensilien. Hier wurde vor der Migration unerwünschter Stoffe wie primärer aromatischer Amine, Formaldehyd oder Melamin gewarnt.

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Muscimol ist eine psychoaktive Substanz, die in einigen Pilzarten, insbesondere im Fliegenpilz (Amanita muscaria). . .

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. . . und Pantherpilz (Amanita pantherina), vorkommt.Der Stoff kommt in der Natur in einigen Pilzarten vor und wurde vor allem in Fruchtgummis nachgewiesen.