Platz für Gewerbebetriebe

Mit Baggerbiss und Spatenstich gibt Weissach den symbolischen Startschuss für das Baugebiet Wanne in Unterweissach

Die Gemeinde Weissach im Tal hat sich das strategische Ziel gesetzt, die Gewerbeentwicklung voranzutreiben. Aus der Täleskommune soll, so Bürgermeister Ian Schölzel, „ein veritabler Gewerbestandort werden“. Ein erster Schritt dazu ist die Erschließung des Gebiets Wanne in Unterweissach. Gestern ist dazu der Startschuss gefallen.

Auf Los geht’s los: Am Drücker sitzt Weissachs Bürgermeister Ian Schölzel. Foto: A. Becher

© Alexander Becher

Auf Los geht’s los: Am Drücker sitzt Weissachs Bürgermeister Ian Schölzel. Foto: A. Becher

Von Armin Fechter

WEISSACH IM TAL. Gleich doppelt vollzogen Bürgermeister Ian Schölzel, Planer, Baufirma und einige Bauherren gestern den symbolischen Akt: Erst gab es einen Baggerbiss, anschließend einen gemeinsamen Spatenstich. Und damit war schon beinahe das halbe Baugebiet erschlossen, flunkerte Schölzel bei dem Ritual, das ein schneidender Wind begleitete.

„Es war keine ganz leichte Entwicklung“, blickte Schölzel kurz auf die Entstehung des Baugebiets zurück. Anders als auf anderen Gebieten, in denen Weissach gut dasteht, etwa mit Schulen, in der Kinderbetreuung, bei Einkaufsmöglichkeiten oder mit der ärztlichen Versorgung, herrschen beim Gewerbe Defizite. Ablesbar ist dies am geringen Gewerbesteueraufkommen, das im Gemeinderat häufig beklagt wird. Wiederholt hatten sogar Unternehmen die Gemeinde verlassen, weil geeignete Erweiterungsmöglichkeiten fehlten. Auch ein seit Langem anvisiertes Gewerbegebiet in der Hart ist bislang nicht zustande gekommen, weil die Gemeinde mit den Grundstückseigentümern nicht einig wurde.

Vor diesem Hintergrund richtete sich der Blick auf das Gebiet Wanne am westlichen Ortsrand: Dort sah die Gemeinde eine Chance, Gewerbeansiedlungen zu ermöglichen. Das Gebiet liegt an der Straße Richtung Heininger Kreisel und schließt an vorhandene Gewerbeflächen an der Stuttgarter Straße an. Allerdings grenzt das Areal auch an das Wohngebiet Wannengrund. Die Pläne stießen daher anfangs auf Proteste der Anwohner. Widerstände gab es insbesondere auch gegen den zunächst angedachten Erdwall, der die Wohnbebauung gegen Emissionen aus dem Gewerbegebiet schützen sollte. Stattdessen wird nun ein zwölf Meter breiter Grünstreifen angelegt, auf dem kleinere Bäume und Sträucher gepflanzt werden sollen, und als Übergang zum eigentlichen Gewerbegebiet ist ein sogenanntes urbanes Gebiet vorgesehen, in dem strengere Emissionsregeln gelten.

Insgesamt steht, wie Sarah Kienzle-Krauter vom Bauamt der Gemeinde erläutert, eine Fläche von 2,3 Hektar zur Verfügung. Sechs Gewerbebauplätze sind vorgesehen, hinzu kommen die Flächen im urbanen Gebiet, über deren Nutzung noch nicht entschieden ist. Außerdem wird Platz für ein Retentionsbecken benötigt. Die Erschließungsarbeiten sollen laut Planer Ulrich Zwink vom Backnanger Ingenieurbüro Frank innerhalb der kommenden drei Monate abgeschlossen sein, die Kosten dafür belaufen sich auf 1,04 Millionen Euro. Zwink nannte noch einige weitere Zahlen. So müssen rund 5700 Kubikmeter Erde bewegt, 940 Meter Kanalrohre und jeweils 245 Meter Wasser- und Gasrohre verlegt werden.

Das Gebiet ist so angelegt, dass es in westlicher Richtung nochmals erweitert werden kann – für mögliche Gewerbegebiete Wanne II und III. Abhängig ist dies aber nicht zuletzt vom Verlauf der derzeitigen „finalen Grundstücksverhandlungen“ (Schölzel) im Gebiet Hart. Sollte es keine Einigung geben, will der Bürgermeister die Option Wanne ziehen. Bedarf für Gewerbeflächen besteht allemal, wie Schölzel deutlich machte: In der ganzen Region herrsche Mangel, auch große Flächen würden nachgefragt.

Zu den künftigen Bauherren im neuen Gewerbegebiet gehört Philipp Schneider von der seit acht Jahren bestehenden Firma Schneider Services. Das Unternehmen arbeitet mit acht Beschäftigten als Reinigungsdienstleister für sogenannte B2B-Kunden. Für Flughäfen und Luftfahrtunternehmen bietet es innovative Reinigungskonzepte und exklusive Lederoberflächenbehandlungen.

Als Investor tritt Orazio Costanzo auf, der als Manager aus der Luftfahrtbranche kommt. Er hat in der Wanne ein größeres Gewerbeobjekt mit etwa 4000 Quadratmetern projektiert. Der Bau soll an verschiedene Interessenten vermietet werden. Vorgesehen sind Ausstellungsräumlichkeiten und in den oberen Stockwerken Büroräume.

Ferner zieht die Ende 2017 gegründete Firma CDJ Hartmetall, ein Familienunternehmen mit drei Mitarbeitern, von Backnang ins Gebiet Wanne um. Wie Geschäftsführer David Cieslar erläutert, produziert und liefert die Firma Teile aus Hartmetall – Halbzeuge oder komplette Bauteile – in Klein-, Mittel- und Großserien für Kunden sämtlicher Branchen.

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Erstellt:
12. Februar 2020, 16:00 Uhr

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Achtung: Diese Aufnahme stammt nicht aus Bartenbach, sondern ist ein Symbolfoto. Jene Fotos, die am Mittwoch im Sulzbacher Teilort aufgenommen worden sind, wurden bisher nirgendwo veröffentlicht. Sie werden erst noch von Experten überprüft. Quelle: FVA Baden-Württemberg
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