Pop-Titan

Hier geht es nicht um die musikkritische Frage, ob Dieter Günther Bohlen, Jury-Boss des Casting-Oldtimers „Deutschland sucht den Superstar“ (DSDS) und seit wenigen Tagen 65 Jahre alt, den Titel eines „Pop-Titans“ zu Recht trägt. Vielmehr soll das Nominalkompositum sprachlich genauer unter die Lupe genommen werden. „Titánes“ sind in der griechischen Mythologie ein Göttergeschlecht, dem zwölf riesenhafte Götter in Menschengestalt angehören. Nach der Titanomachie – dem elfjährigen Krieg mit den olympischen Göttern wurden sie auf ewig verbannt. Jupiter stürzte die „Titanen all’, die sich gebäumt, sein lichtes Reich zu finstern, in den Abgrund“, heißt es beim deutschen Lyriker Karl Immermann (1796–1840).

Das zweite Wortelement „Pop“ definiert das „Oxford Dictionary“ als „kommerzielle Volksmusik, insbesondere zugängliche, klangvolle Musik, wie sie seit den 1950er Jahren populär war und manchmal mit Rock, Soul oder anderen Formen der Volksmusik kontrastiert“. Dass die von Bohlen produzierten Melodien, Rhythmen und Texte poppig sind – also eingängig und kommerziell erfolgreich –, steht außer Frage. Ihn als titanischen Ton-Gott hinzustellen ist aber doch des Guten zu viel. Zumal der Tötensener wohl nicht so enden möchte wie seine Namensvettern, die angekettet und unter Steinen begraben im Tartaros gefangen sind – dem Strafort und tiefsten Teil des Hades, dem Reich der Unterwelt.

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Erstellt:
11. Februar 2019, 03:04 Uhr

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