Prozess um Glyphosat startet turbulent

Mögliche Krebsgefahr: rauer Ton bei US-Rechtsstreit über Unkrautmittel

San Francisco /DPA - Beim großen US-Rechtsstreit über mögliche Krebsgefahren glyphosathaltiger Produkte der Bayer-Tochter Monsanto ging es gleich am ersten Verhandlungstag richtig zur Sache. Bundesrichter Vince Chhabria drohte der Klägerseite wegen angeblicher Verstöße gegen die Prozessordnung mit Sanktionen. Kläger Edwin Hardeman macht den Unkrautvernichter Roundup für seine Erkrankung an Lymphdrüsenkrebs verantwortlich und wirft Monsanto vor, die Risiken bewusst verschwiegen zu haben. Für die Bayer AG, die Monsanto für 55 Milliarden Euro übernommen hatte, ist der Rechtsstreit hochbrisant. Es handelt sich um einen Musterfall in einem Massenverfahren, der richtungweisend für viele weitere Klagen ist. Bayer ist mit rund 9300 US-Klägern konfrontiert, Hunderte Fälle unter dem Bundesgesetz sind bei Richter Chhabria in San Francisco gebündelt. Im September hatte der Konzern eine Niederlage vor einem anderen US-Gericht erlitten, die Entscheidung ging in Berufung.

Richter Chhabria warf Klägeranwältin Aimee Wagstaff vor, gezielt vom Thema abgewichen zu sein, um die Jury in unzulässiger Weise zu beeinflussen. Hintergrund: Chhabria hatte entschieden, das Verfahren in zwei Teile zu trennen; zunächst geht es um die Frage, ob Monsanto-Produkte krebserregend sind. Nur wenn die Klägerseite dies belegen kann, würde verhandelt, ob das Unternehmen Risiken verschwiegen hat. Die Anwältin habe sich an die vorgegebene Linie im Auftaktplädoyer nicht gehalten. Der Richter führte laut Prozessbeobachtern insgesamt ein striktes Regime und wies auch Bayers Anwalt Brian Stekloff an, bestimmte Unterlagen seiner Präsentation nicht der Jury zu zeigen. Bayer weist die Anschuldigungen gegen Monsanto zurück. Bayer beruft sich auf über 800 Studien, die belegen sollen, dass der Unkrautvernichter sicher ist – bei vorschriftsgemäßer Anwendung. Die US-Kläger stützen sich auch auf diverse Studien, zuvorderst auf die Internationale Krebsforschungsagentur der Weltgesundheitsorganisation, die Monsantos Unkrautvernichter 2015 als „wahrscheinlich krebserregend“ für Menschen einstufte.

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Erstellt:
27. Februar 2019, 03:04 Uhr

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