Räte könnten im Feuerwehrhaus tagen

Weissacher CDU/FWV-Gemeinderat Höfer bringt neue Idee ins Spiel – Lösung für Sitzungssaalprobleme vielleicht im Aichholzhof

Die Idee von Carl Höfer klingt fast revolutionär nach all den vorausgegangenen Irrungen und Wirrungen. Statt für teures Geld einen Anbau ans Rathaus zu machen, soll – so der Vorschlag des Weissacher CDU/FWV-Gemeinderats – die Gemeinde doch die Modernisierung des Feuerwehrgerätehauses im Aichholzhof nutzen, um den Schulungsraum für Ratssitzungen einzurichten.

Rettung für Rombold? Diese Frage diskutierte der Weissacher Gemeinderat Ende Juli 2004. Dutzende von Betriebsangehörigen drängten sich als Zuhörer im Sitzungssaal des Rathauses. Archivfoto E. Layher

© Edgar Layher

Rettung für Rombold? Diese Frage diskutierte der Weissacher Gemeinderat Ende Juli 2004. Dutzende von Betriebsangehörigen drängten sich als Zuhörer im Sitzungssaal des Rathauses. Archivfoto E. Layher

Von Armin Fechter

WEISSACH IM TAL. Das Thema Tagungsort für den Gemeinderat beschäftigt Verwaltung und Bürgervertreter seit Jahren. Denn im Rathaus in Unterweissach gibt es zwar einen schönen Saal, der auch für Trauungen gern gewählt wird. Aber der befindet sich ganz oben, unterm Dach, und ist nur über Treppen zu erreichen. Aufzug? Fehlanzeige. Ein barrierefreier Zugang zu den öffentlichen Sitzungen ist damit, wie immer wieder moniert wird, nicht gewährleistet: Die Chance der Teilhabe für jedermann ist eingeschränkt.

Doch es gibt mit dem Saal noch ein weiteres Problem: Er genügt den Anforderungen des Brandschutzes nicht. Zweiter Rettungsweg? Fehlanzeige. Im Notfall, wenn das Gebäude bei einem Brand voller Rauch ist, müssten die Menschen, die sich ganz oben aufhalten, von der Feuerwehr von außen über eine Leiter in Sicherheit gebracht werden. Und das kostet Zeit. Daher sollen, so lautet die Vorgabe, den Sitzungssaal nicht mehr als 30 Personen frequentieren. Diese Personenzahl ist aber bei einer Gemeinderatssitzung ganz schnell erreicht: 18 Ratsmitglieder plus Bürgermeister, einige Verwaltungsmitarbeiter und externe Experten, die ihre Pläne und Konzepte vorstellen wollen – da kommen 25 Personen rasch zusammen. Und weil die Sitzungen in Weissach immer wieder gut besucht sind, wackelt die Vorgabe mitunter beträchtlich. Ganz offenkundig war dies, als das Gremium vor 15 Jahren über das Schicksal der angeschlagenen Tonwarenfabrik Rombold diskutierte. Damals rückte fast die ganze Belegschaft an, um die Beratungen zu verfolgen.

„Solange nichts passiert, will niemand was wissen“, sagte Bürgermeister Ian Schölzel daher bei anderer Gelegenheit. Sitzungen haben aber bei entsprechenden Anlässen auch schon im benachbarten Bürgerhaus und sogar in der Seeguthalle stattgefunden. Überdies tagt das Gremium gelegentlich auch gezielt in den Teilorten, so im Gemeindehaus in Wattenweiler, im Dorfhaus in Bruch oder in der Bürgerbegegnungsstätte in Oberweissach. Sitzungen in solchen Ausweichquartieren sind allerdings immer mit Aufwand verbunden, ganz abgesehen davon, dass auch dort Probleme bestehen, sei es Brandschutz, sei es Barrierefreiheit.

Brandschutz und Barrierefreiheit – und dann auch noch Denkmalschutz

Selbst das Bürgerhaus in Unterweissach ist für Ratssitzungen nicht ideal. Es verfügt zwar über einen ebenerdigen Zugang. Aber der Raum lässt mit seinen tragenden Säulen eine angemessene Sitzordnung nicht zu, wie die Bürgervertreter schon beklagten. Und mit nichtöffentlichen Beratungen ist es angesichts der Verglasung auch so eine Sache.

Deshalb wurde die Suche nach Lösungen für den Sitzungssaal im Rathaus bislang nicht aufgegeben. Mehrere Ideen wurden verfolgt, unter anderem der gewagte, aber auch reizvolle Vorschlag, zwischen den beiden Rathausgebäuden einen verglasten Mittelbau zu errichten. Doch dieser und auch allen anderen Varianten, die bauliche Veränderungen an der alten Vogtei aus dem Jahr 1612 mit sich brächten, hat die Denkmalschutzbehörde eine klare Absage erteilt. Stattdessen wurde in Gesprächen mit hochrangigen Behördenvertretern und dem Landesbehindertenbeauftragten Eberhard Strayle eine neue Idee geboren: ein Anbau ans ehemalige Gasthaus Lamm, und zwar auf der rückwärtigen Seite, dort, wo sich der Ratskeller befindet und außen die alte Mostpresse steht. Wie das genau aussehen könnte, ist bislang offen.

Höfer jedenfalls überraschte mit seinem spontanen Einfall, den Schulungsraum im Feuerwehrgerätehaus für Ratssitzungen einzurichten. Warum, so seine Überlegung, sollte man an zwei Stellen bauen, wenn sich eine Lösung an einem Standort anbietet? Das Gerätehaus liege in der Mitte der Gemeinde, es könne mit dem Umbau den aktuellen Anforderungen angepasst und technisch entsprechend ausgestattet werden, und es sei auch genug Platz für Zuhörer da.

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Erstellt:
18. Oktober 2019, 11:30 Uhr

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