Razzia gegen Betrüger-Netzwerk
Riesiger Online-Betrug – Ermittler nehmen 18 Verdächtige fest
Über gefälschte Online-Abos sollen die Täter 300 Millionen Euro erbeutet haben. Betroffen sind Millionen Kreditkarteninhaber weltweit.
© dpa/Silas Stein
Ermittler haben 18 Verdächtige festgenommen, die über fingierte Streaming- und Datingseiten Kreditkarten missbraucht haben sollen. (Symbolbild)
Von red/AFP
Bei einem Schlag gegen ein internationales Betrugs- und Geldwäschenetzwerk sind 18 Tatverdächtige festgenommen worden. Sie sollen über fingierte Onlineabonnements auf Scheinwebseiten einen Schaden von mehr als 300 Millionen Euro verursacht haben, wie das Bundeskriminalamt(BKA) in Wiesbaden und die Generalstaatsanwaltschaft Koblenz am Mittwoch mitteilten. Die Verdächtigen sollen 4,3 Millionen Kreditkarteninhaber in 193 Ländern betrogen haben - selbst im international abgeschotteten Nordkorea gab es ein Betrugsopfer.
Die Ermittler gingen den Angaben zufolge am Dienstag in Deutschland, Italien, Kanada, Luxemburg, den Niederlanden, Singapur, Spanien, den USA und Zypern gegen die Tatverdächtigen vor. Dabei wurden mit internationaler Unterstützung mehr als 60 Objekte durchsucht. Fünf Festnahmen erfolgten in Deutschland, 13 Festnahmen im Ausland.
Internationale Betrügerbande soll 300 Millionen Euro ergaunert haben
Die Masche der Betrüger war demnach, die Kreditkartendaten der Betrugsopfer zu nutzen, um mittels der professionellen Scheinwebseiten für vermeintliche Streaming-, Dating- und Unterhaltungsangebote monatliche Beträge abzubuchen. Von 2016 bis 2021 sollen mehr als 19 Millionen fingierte Abonnements abgeschlossen worden sein. Die monatlich abgebuchten Beträge seien dabei bewusst klein gehalten und mit unverständlichen Verwendungszwecken versehen worden.
Der tatsächlich entstandene Schaden habe mehr als 300 Millionen Euro betragen, weitere geplante Abbuchungen in Höhe von rund 750 Millionen Euro seien nicht verwirklicht worden, etwa weil Kreditkartendaten veraltet waren. Nachdem die Kreditkartenzahlungen einkassiert waren, sollen die Täter die Gelder über eine Vielzahl von Bankkonten in Deutschland geleitet haben, um deren Herkunft zu verschleiern - es seien mehr als hunderttausend Geldwäschetaten begangen worden.
Etwa die Hälfte der 60 bei der Razzia am Dienstag durchsuchten Objekte befand sich in Deutschland, es handelte sich um Objekte in Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Hessen, Rheinland-Pfalz, Sachsen, Hamburg und Schleswig-Holstein. Über 250 Einsatzkräfte waren hier im Einsatz. Es seien zudem Vermögenswerte in Deutschland und Luxemburg in Höhe von mehr als 35 Millionen Euro gesichert worden.
Die Maßnahmen standen in Zusammenhang mit einem bereits seit Dezember 2020 laufenden Ermittlungsverfahren gegen 44 Beschuldigte, darunter Beteiligte der Betrugsnetzwerke. Auslöser waren Analyseergebnisse der Zentralstelle für Finanztransaktionsuntersuchungen. Diese hatte aus zahlreichen einzelnen Verdachtsmeldungen ein auffälliges Muster erkannt und dies an die Strafverfolgungsbehörden gemeldet.
Klingbeil: Kampf gegen Finanzkriminalität auch eine Frage der Gerechtigkeit
Bundesfinanzminister Lars Klingbeil (SPD) sprach von einem wichtigen Schlag. „Finanzbetrüger und Wirtschaftskriminelle schaden den Bürgerinnen und Bürgern ebenso wie dem Wirtschaftsstandort Deutschland“, erklärte er in Berlin. Dieser Erfolg zeige, wie wichtig es sei, dass Sicherheits- und Finanzbehörden gut aufgestellt seien und eng zusammenarbeiteten.
„Wir werden unsere Behörden bei der Bekämpfung von Finanzkriminalität noch leistungsfähiger und schlagkräftiger machen, dafür stärken wir unter anderem den Zoll“, erklärte Klingbeil. Denn der Kampf gegen die Finanzkriminalität sei auch eine Frage der Gerechtigkeit.
