Rufe nach wöchentlichen Tests für Klinikpersonal und Pflege

dpa Berlin. Im Anti-Corona-Kampf sollen Tests ausgeweitet werden, auch gezielt für besonders gefährdete Gruppen. Vor allem Pflegekräfte, Ärztinnen und Ärzte stehen an vorderster Front - was sollte für sie kommen?

Laut RKI gibt über 20.000 Coronavirus-Fälle bei Mitarbeitern von Kranken- und Pflegeeinrichtungen. Foto: Fabian Sommer/dpa

Laut RKI gibt über 20.000 Coronavirus-Fälle bei Mitarbeitern von Kranken- und Pflegeeinrichtungen. Foto: Fabian Sommer/dpa

In der Corona-Krise dringen die Krankenhäuser auf regelmäßige Tests für Mitarbeiter im Gesundheitswesen.

„Die Testung der Beschäftigten in Kliniken und Pflegeheimen hat eine zentrale systemrelevante Bedeutung in dieser Phase der Bekämpfung des Virus. Da sollten die Kosten des Tests kein Hemmnis sein“, sagte der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Georg Baum, der Deutschen Presse-Agentur. „Einmal wöchentlich sollte das Klinikpersonal getestet werden.“ Die Kosten für diese Tests müssten gegenfinanziert werden. Patientenschützer forderten flächendeckende Tests und Schutzkonzepte für Pflegeeinrichtungen.

Eine weitere Ausdehnung von Tests sieht ein in der vergangenen Woche beschlossenes Gesetz von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) vor. Sie sollen auch unabhängig von Symptomen auf Kassenkosten ermöglicht werden. Ausdrücklich mehr getestet werden soll auch im Umfeld besonders gefährdeter Menschen, zum Beispiel in Pflegeheimen.

Seit Beginn der Corona-Krise haben sich nach Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) mehr als 20.400 Mitarbeiter von Kranken- und Pflegeeinrichtungen mit dem Virus infiziert. Davon sind demnach aber mittlerweile geschätzte 19.100 Menschen wieder genesen.

Allein in Krankenhäusern, Praxen, Dialyseeinrichtungen und bei Rettungsdiensten registrierte das RKI 11.800 Corona-Fälle (Stand 18. Mai, 0.00 Uhr). In Pflege- und anderen Wohneinrichtungen waren es rund 8500. Insgesamt 895 erkrankte Mitarbeiter im Gesundheitswesen mussten demnach stationär behandelt werden, 61 sind gestorben. Zuerst berichtete die „Süddeutsche Zeitung“ über die Zahlen.

„Die besondere Gefährdung von Krankenhausmitarbeitern mit direktem Patientenkontakt steht außer Frage“, erläuterte Hauptgeschäftsführer Baum. „Deshalb war die Ausrüstung mit Schutzmaterial immer unser vorrangiges Ziel.“ Aus Sicht der Kliniken sei die vorgesehene Testung symptomfreier Personen ein wichtiger und unverzichtbarer Schritt im Kampf gegen das Virus. In einer vorgesehenen Rechtsverordnung des Gesundheitsministeriums müssten auch Mitarbeiter der Kliniken in den Kreis der besonders gefährdeten Personen explizit einbezogen werden.

Die Deutsche Stiftung Patientenschutz forderte von Bund, Ländern, Gemeinden und Trägern ein einheitliches Grundkonzept für Kliniken und Pflegeheime. „Systematische wöchentliche Testungen aller Beteiligten sind notwendig“, sagte Vorstand Eugen Brysch der dpa. Sie seien aber kein Ersatz für einen sicheren Infektionsgrundschutz. Nötig sei auch ein Monitoring, wer mit wem wann in einer Einrichtung Kontakt hatte. Vorgeschrieben werden müsse zudem eine Trennung von Infizierten und Nichtinfizierten sowie Menschen mit ausstehendem Testergebnis. Bisher gebe es einen Flickenteppich an Maßnahmen. „Aber das Virus kennt keine Kreisgrenzen.“ Daher brauche es zentrale verbindliche Vorgaben.

Der Berufsverband Akkreditierte Labore in der Medizin erläuterte, die Einrichtungen seien auf eine Ausweitung vorbereitet. „Wir können die PCR-Tests bei Risikogruppen, in Pflegeheimen und Krankenhäusern, bei Kontaktpersonen und dem gelegentlich auftretenden Ausbruchsgeschehen bedarfsgerecht durchführen, so dass Ergebnisse schnell vorliegen“, sagte Vorstandsmitglied Evangelos Kotsopoulos.

In der vergangenen Woche sei die Zahl der vorgenommenen Tests auf 364.700 gesteigert worden. Die möglichen Kapazitäten pro Woche lägen jetzt bei 845.000 PCR-Tests. Der Verband warnte davor, dass inzwischen auch teils völlig fachfremde Unternehmen Tests etwa für Pflegeheime, Kitas und Schulen anbieten. Diagnostische Tests mit allen Bestandteilen müssten aber in ärztlicher Hand bleiben.

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Erstellt:
19. Mai 2020, 12:23 Uhr

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