Röntgenstraße bleibt weiter Lindenallee

Bäume müssen für die Erneuerung der Kanäle zwischen dem Röntgenplatz und dem Größeweg in Backnang nicht gefällt werden

Frohe Kunde für die Anwohner der Röntgenstraße: Die Überlegung, wegen der Erneuerung der Kanalisation alle Bäume der herrlichen Allee zu fällen, ist vom Tisch. Lediglich eine Ulme muss weichen, da deren Wurzeln erhebliche Schäden am angrenzenden Grundstück verursacht haben. Die längst fällige Sanierung der Kanäle und der Straße verschlingt 1,37 Millionen Euro. Der Ausschuss Technik und Umwelt segnete die Pläne am Dienstagabend einstimmig ab.

Gefällt werden muss nur die Ulme vor dem Haus Nummer 21. Ihre Wurzeln haben erhebliche Schäden am angrenzenden Grundstück verursacht. Die Baumquartiere fallen nach der Straßensanierung etwas größer aus. Trotzdem werden die Gehwege mindestens 1,80 Meter breit.Foto: A. Becher

© Pressefotografie Alexander Beche

Gefällt werden muss nur die Ulme vor dem Haus Nummer 21. Ihre Wurzeln haben erhebliche Schäden am angrenzenden Grundstück verursacht. Die Baumquartiere fallen nach der Straßensanierung etwas größer aus. Trotzdem werden die Gehwege mindestens 1,80 Meter breit.Foto: A. Becher

Von Matthias Nothstein

BACKNANG. Noch kein Jahr ist es her, da stand die radikale Lösung im Raum, nämlich sämtliche Bäume entlang der Röntgenstraße zu fällen. Das Urteil über die 40 bis 50 Jahre alten Bäume war eindeutig: zu hoch, zu ausladend die Kronen, zu problematisch die Wurzeln. Für eine innerstädtische Straße seien Linden und Ulmen einfach nicht geeignet, so damals die Einschätzung der Experten.

Nun gibt es aber doch eine Lösung, laut der die Bäume erhalten bleiben können und gleichzeitig die Sanierung der Kanalisation zwischen dem Röntgenplatz und dem Größeweg trotzdem gelingen kann. Zum einen werden die Kanäle zusammengefasst. Laut Hans Bruss vom städtischen Tiefbauamt verlaufen bisher nämlich bis zu drei Kanäle nebeneinander im Untergrund. Künftig wird nur ein großer das Abwasser aufnehmen. Ferner wird die künftige Straße etwas enger. Die geplante Regelfahrbahnbreite soll 5,80 Meter betragen, das wären etwa 20 Zentimeter weniger als bisher. So können auch die Baumquartiere für die eigentlich ungeeigneten Linden und Ulmen vergrößert werden. Trotz der engeren Fahrbahn ist das einseitige Parken am Fahrbahnrand weiterhin möglich, sagte Bruss im Ausschuss. Die Fahrbahnbreite sei für den Begegnungsverkehr in einer Zone 30 völlig ausreichend.

Im Zuge der Planung hatte Baumgutachter Hartmut Neidlein festgestellt, dass im Gehwegbereich die Wurzeln der Bäume meist knapp unter dem Belag liegen. Um die Wurzeln zu schonen, soll der Unterbau der Wege weitgehend belassen werden. Zudem sollen die Wege mit einem wasser- und luftdurchlässigen Pflaster hergestellt werden. Dies würde nicht nur den Bäumen gut tun, sondern hätte auch den Vorteil, dass Schäden einfacher zu beheben wären, sollten die Wurzeln je wieder die Gehwege anheben. Aber auch die Arbeiten in der Straßenmitte müssen schonend vorgenommen werden. So soll der Abstand des Kanalgrabens zu den jeweiligen Bäumen mindestens 1,90 Meter betragen. Und auch die Hausanschlüsse werden mit möglichst großem Abstand zu den Bäumen erfolgen.

Erleichterung im Ausschuss, dass der Kahlschlag abgewendet wurde

Bei den Mitgliedern des Ausschusses war die Erleichterung deutlich zu spüren, dass der Kahlschlag in der prächtigen Allee abgewendet werden konnte. So sagte Heinz Franke (SPD), „im Gegensatz zu der ursprünglichen Planung ist die aktuelle prima, die Röntgenstraße bleibt eine Allee und kann ihren Charakter behalten.“ Er bedankte sich ausdrücklich bei der Verwaltung für die neuen Überlegungen. Gerhard Ketterer (CDU) pflichtete bei: „Es ist richtig, die Allee behält ihren Charme, aber es sind die falschen Bäume.“ Er wollte wissen, ob die Bäume nach der Straßensanierung wieder Schäden machen können. Oder wie lange es dauert, bis eventuelle Schäden wieder zutage treten könnten. Doch Bruss konnte Entwarnung geben. Nach den Änderungen im Straßenzuschnitt gebe es bei den Linden künftig keine Probleme mehr, zumal die Kanäle keine Muffen mehr hätten, die anfällig für eindringende Wurzeln sind, sondern verschweißte Verbindungen. Allerdings müssten die Bäume alle zwei bis drei Jahre zurückgeschnitten werden. Und zwar nicht nur in Richtung der Straße, sondern auch in Richtung der privaten Räume.

Die endgültige Entscheidung über das Projekt liegt beim Gemeinderat. Der Ausschuss Technik und Umwelt zumindest hat eine einstimmige Empfehlung abgegeben, die Maßnahme umzusetzen.

Info
Kanäle sind schadhaft, undicht und überlastet

Die Kanalisation in der Röntgenstraße ist schadhaft, undicht und stellenweise hydraulisch überlastet, also zu klein dimensioniert. Der Ausbauabschnitt zwischen dem Röntgenplatz und dem Größeweg ist ungefähr 190 Meter lang. Im Zuge der Arbeiten an der öffentlichen Kanalisation werden im gesamten Bereich die schadhaften Hausanschlüsse renoviert oder erneuert.

Sämtliche Entwässerungseinrichtungen des Abschnitts werden neu bemessen und neu gebaut. Ferner wird für die Straßenbeleuchtung ein Erdkabel verlegt. Zum Einsatz kommen energiesparende LED-Leuchten.

Im Bereich des nördlichen Gehwegs werden auf der gesamten Länge Leerrohre verlegt. Dadurch wird die Installation von weiteren Leitungen zu einem späteren Zeitpunkt ermöglicht.

Erneuert werden auch die Gas- und Wasserleitungen, die in diesem Abschnitt aus dem Jahr 1969 stammen.

Die Kosten für die Kanalarbeiten werden sich den Schätzungen zufolge auf 830000 Euro summieren, für die Sanierung des Straßenbelags und der Gehwege sind weitere 540000 Euro fällig. Hans Bruss hofft, die Arbeiten noch bis Ende November ausschreiben zu können. Der Baubeginn wird den Firmen, die den Zuschlag erhalten, freigestellt. Allerdings muss gewährleistet sein, dass die Arbeiten bis August 2021 abgeschlossen sind.

Während der Bauphase wird es starke Verkehrsbehinderungen geben. Hans Bruss: „Wir können die Zufahrt zu den Grundstücken nicht immer gewährleisten.“

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Erstellt:
7. November 2019, 11:55 Uhr

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