Russlands Militär weiht „Kirche des Sieges“ ein

dpa Moskau. Eigentlich sollte es in der Kirche auch ein Mosaik mit Präsident Putin geben. Kremlgegner kritisierten dies aber heftig als „Personenkult“. Das Putin-Bildnis wurde wieder entfernt.

Mitglieder des Militärs nehmen an einer Zeremonie zur Einweihung der „Kirche des Sieges“ teil. Foto: Andrey Rusov/Russisches Verteidigungsministerium/dpa

Mitglieder des Militärs nehmen an einer Zeremonie zur Einweihung der „Kirche des Sieges“ teil. Foto: Andrey Rusov/Russisches Verteidigungsministerium/dpa

Im Beisein der russischen Militärführung hat der orthodoxe Patriarch Kirill zum 75. Jahrestag des Sieges über den Hitlerfaschismus die neue Hauptkirche der Streitkräfte eingeweiht.

Hunderte Soldaten in Uniform, darunter Verteidigungsminister Sergej Schoigu, Geistliche in prunkvollen Gewändern und Gäste feierten am Sonntag den Gottesdienst bei Gesängen. Die Kirche steht im Park Patriot in Kubinka im Moskauer Gebiet. Kaum jemand trug eine Maske bei der Massenveranstaltung - trotz der hohen Corona-Infektionszahlen in Russland. Auch Tausende Soldaten haben sich in Russland bereits angesteckt. Mehrere prominente Geistliche sind gestorben.

Das Militär hatte die unter anderem mit Panzern und anderen russischen Waffen verzierte „Kirche des Sieges“ bereits im April der Öffentlichkeit vorgestellt. Das Gotteshaus sollte schon am 9. Mai, dem Tag des Sieges, eröffnet werden. Die Einweihung verzögerte sich aber wegen der Corona-Pandemie. „Das ist ein bedeutsames Ereignis für die Streitkräfte und unser Land“, sagte Verteidigungsminister Schoigu. „Wer hierher kommt, wird sich an die vergangenen Siege erinnern und sich auf das Künftige vorbereiten.“

In dem Gotteshaus sollte es auch ein Mosaik mit Präsident Wladimir Putin geben. Kremlgegner kritisierten dies als „Personenkult“. Das Putin-Bildnis wurde dann wieder entfernt. Die Geistlichen hatten mit dem für sie größten Kirchenbau seit Jahrzehnten Putin ehren wollen. Die Militärkirche mit 95 Metern Höhe ist das drittgrößte Gotteshaus Russlands.

In dem Land mit seiner einflussreichen russisch-orthodoxen Kirche haben Militärkirchen eine lange Tradition. Damit werden die „Siege russischer Waffen und das Andenken an die Vaterlandsverteidiger“ gewürdigt, wie Generalstabschef Waleri Gerassimow vorab gesagt hatte. Immer wieder werden auch Panzer oder sogar Atomraketen gesegnet von den Geistlichen, obgleich diese Praxis innerhalb der Kirche umstritten ist.

Das neue Gotteshaus kostete Medienberichten zufolge mehr als sechs Milliarden Rubel (rund 77 Millionen Euro). Die Eröffnung der Kirche ist einer der Höhepunkte zum 75. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkrieges. Die große Militärparade auf dem Roten Platz zum Tag des Sieges ist vom 9. Mai auf den 24. Juni verlegt worden. Wegen der Corona-Pandemie hat Moskaus Bürgermeister Sergej Sobjanin den Menschen empfohlen, nicht auf die Straße zu gehen und die Parade im Fernsehen zu verfolgen.

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Erstellt:
14. Juni 2020, 14:53 Uhr

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