Ryanair bekommt in Corona-Krise neues Geld von Anlegern

dpa Dublin. Auch die Billigairline wertet das Jahr 2020 als die schwierigste Zeit in der Unternehmensgeschichte. Mit frischem Geld von zuversichtlichen Aktionären soll aber nicht nur die Liquidität verbessert werden.

Die Billigairline hat sich frisches Geld von Anlegern besorgt. Foto: Daniel Karmann/dpa

Die Billigairline hat sich frisches Geld von Anlegern besorgt. Foto: Daniel Karmann/dpa

Europas größter Billigflieger Ryanair hat sich nach dem monatelangen Geschäftsausfall durch die Corona-Krise frisches Geld von Anlegern besorgt.

Mit der Ausgabe neuer Aktien sammelte das Unternehmen brutto rund 400 Millionen Euro ein, wie es am Freitagmorgen in Dublin mitteilte. Mit dem Geld will die Gesellschaft ihre Liquiditätslage weiter verbessern und sich für einen möglichen Ausbau des Geschäfts rüsten.

Die Ryanair-Aktie drehte im Freitagshandel ins Plus. Seit dem Jahreswechsel hat das Papier infolge des Geschäftseinbruchs in der Corona-Krise rund ein Fünftel an Wert eingebüßt. Insgesamt wird das Unternehmen mit knapp 13 Milliarden Euro bewertet und damit deutlich höher als die vom deutschen Staat gerettete Lufthansa, die auf einen Börsenwert von nur gut 5 Milliarden Euro kommt.

Ryanair hatte die Kapitalerhöhung zuvor angekündigt. Auch mehrere Ryanair-Manager einschließlich Konzernchef Michael O'Leary wollten sich den Angaben zufolge daran beteiligen. Ryanair wurde nun gut 35 Millionen Aktien zu einem Stückpreis von 11,35 Euro los. Die neuen Anteilsscheine entsprechen rund drei Prozent des bisherigen Aktienkapitals.

Das Jahr 2020 habe sich jetzt bereits als die schwierigste Zeit in Ryanairs Geschichte erwiesen, begründete die Airline den Schritt. Außerdem plant das Unternehmen, in Kürze mit der Ausgabe neuer Anleihen weiteres Geld hereinzuholen.

Der weitgehende Zusammenbruch des Flugverkehrs infolge der Coronavirus-Pandemie bedeutet für die Luftfahrtbranche eine Krise ungekannten Ausmaßes. Fluggesellschaften in aller Welt wurden mit Staatsgeldern vor der Pleite gerettet. Der deutsche Staat griff der Lufthansa mit neun Milliarden Euro unter die Arme und stieg sogar als Großaktionär bei dem Konzern ein.

Wie Ryanair setzen auch die British-Airways-Mutter IAG und der britische Billigflieger Easyjet auf frisches Geld von Anlegern am Kapitalmarkt. So sammelte Easyjet im Juni 419 Millionen britische Pfund (470 Mio Euro) von Anlegern ein. IAG will sich mit der Ausgabe neuer Aktien 2,75 Milliarden Euro besorgen, muss dafür aber noch die Zustimmung seiner Anteilseigner einholen.

Nachdem der Flugverkehr in Europa nach der Aufhebung der meisten Reisewarnungen in der EU seit Mitte Juni wieder angezogen war, erschweren neue Warnungen für wichtige Urlaubsziele wie Spanien den Airlines erneut das Geschäft. Ryanair hat das zunächst ausgeweitete Flugangebot wieder um 20 Prozent gekappt.

„Fluggesellschaften tun, was immer sie können, um zu überleben“, schrieb Branchenexperte Mark Manduca von der US-Bank Citigroup. Sein Kollege Daniel Roeska vom Analysehaus Bernstein meinte, das Unternehmen wolle vermutlich seine Finanzreserven aufstocken für den Fall, dass die Krise der Luftfahrtbranche noch länger dauere. Zugleich sende die Airline ein Signal, dass Aktionäre zuversichtlich genug seien, um frisches Geld zu geben.

Das Unternehmen verfügte den Angaben zufolge Ende Juni über Barreserven in Höhe von 3,9 Milliarden Euro und nannte 333 Boeing-Jets im Gesamtwert von etwa 7 Milliarden Euro sein Eigen, die nicht mit Krediten belastet seien. Allerdings muss die Airline im kommenden Jahr eine Anleihe über 850 Millionen Euro und Staatshilfe von 600 Millionen britischen Pfund (672 Mio Euro) zurückzahlen. Insgesamt würden Schulden in Höhe von rund 1,9 Milliarden Euro fällig.

Zudem erwartet Ryanair, noch vor dem nächsten Sommer bis zu 40 Boeing-Jets vom Typ 737 Max zu bekommen. Deren Auslieferung verzögert sich bereits seit mehr als einem Jahr. Denn nach dem Absturz zweier Maschinen der 737-Max-Reihe hatten Luftfahrtbehörden in aller Welt im März 2019 ein Flugverbot für den Typ verhängt.

© dpa-infocom, dpa:200904-99-428377/2

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Erstellt:
4. September 2020, 10:59 Uhr

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