Schritt für Schritt, sicher und schön

Die Treppen in der Backnanger Innenstadt werden ständig unter Sicherheitsaspekten kontrolliert. Die Sanierung der Kirchstaffel ist aus mehreren Gründen aktuell kein Thema.

Die Neuordnung des gesamten Marktplatzes inklusive der Kirchstaffelsanierung könnte den Berechnungen aus dem Jahr 2019 zufolge etwa 950000 Euro kosten.

© Pressefotografie Alexander Becher

Die Neuordnung des gesamten Marktplatzes inklusive der Kirchstaffelsanierung könnte den Berechnungen aus dem Jahr 2019 zufolge etwa 950000 Euro kosten.

Von Matthias Nothstein

Backnang. Treppen spielen in Backnang eine große Rolle, kein Wunder, bei dieser Topografie. Je nach Zählweise und Definition kommt man auf weit über ein Dutzend dieser Bauwerke, die wichtig sind für die innerstädtischen Wege. Aber trotz ihrer großen Bedeutung werden sie nicht mit derselben Aufmerksamkeit behandelt. Einige sind baufällig, unschön oder unsicher. Die Fraktion der Grünen hat daher bei der Einbringung des Haushalt 2022 im Gemeinderat einen Antrag zur Sicherheit der Treppen gestellt. Die Fraktion bat die Stadtverwaltung in einem ersten Schritt um die Anbringung von durchgehenden Handläufen zum Abstützen, um so eine sichere Benutzung der Treppen in Backnang gewährleisten zu können. Ferner sollte im Zuge dieser Arbeiten die Sicherheit der Treppen in Backnang ermittelt und gewährleistet werden. Als Beispiel für eine unsichere Treppe nennen die Grünen die Christian-Schmückle-Staffel, die von vielen als Abkürzung vom Bahnhof in Richtung Etzwiesenstraße genutzt wird.

Die schadhaften Stellen an der Christian-Schmückle-Staffel wurden erst vor wenigen Wochen ausgebessert. Fotos: A. Becher

© Alexander Becher

Die schadhaften Stellen an der Christian-Schmückle-Staffel wurden erst vor wenigen Wochen ausgebessert. Fotos: A. Becher

Die Reaktion der Stadt ließ nicht lange auf sich warten. Schon wenige Tage nach dem Antrag beobachtete Grünen-Fraktionschef Willy Härtner städtische Arbeiter, die die Löcher auf dem Verbindungsweg beseitigten und den Asphaltbelag in Ordnung brachten. Stadtbaudezernent Stefan Setzer erklärt zu dem Thema generell: „Die Sicherheit der Treppenanlagen ist der Stadtverwaltung sehr wichtig. Daher werden die Treppenanlagen auch nochmals einer Sicherheitsüberprüfung unterzogen. Die Überprüfung ist auch im Hinblick einer ausreichenden Beleuchtung sowie eines mangelfreien Belags der Treppenanlagen wichtig. Da es sich um sehr viele Anlagen in Backnang und den Teilorten handelt, gibt es bislang noch kein abschließendes Ergebnis. Kurzfristig werden vorhandene Mängel, wie etwa lose Trittstufen oder schadhafte Beläge, umgehend ausgebessert.“

Als Beispiel für aktuelle Sofortmaßnahmen oder kleinere Ausbesserungsarbeiten listete Setzer mehrere Beispiele auf. So erfolgte kürzlich die Montage eines neuen Handlaufs an der Treppenanlage, die die Straßen In der Taus und Fritz-Häuser-Straße verbindet, oder der Einbau von sogenannten Kinderwagenspuren an der Anlage am Koppenberg. Und im Bereich der Treppenanlage Gartenstraße Richtung Rosenstraße fanden Reparaturarbeiten an den Stufen statt. Des Weiteren wurden im Bereich der Verbindung des Melanchthonwegs zum Berliner Ring der Asphalt und die Stufen ausgebessert. Konkrete Planungen für weitere Sanierungen liegen derzeit jedoch noch nicht vor. Laut Setzer müssen zuvor erst noch die Ergebnisse aus der Sicherheitsüberprüfung vorliegen. Anhand dieser Ergebnisse werde ein Maßnahmenkatalog aufgestellt, „erste Ergebnisse können hier voraussichtlich zu Beginn des zweiten Halbjahres präsentiert werden“.

Die Sanierung der Kirchstaffel wurde verschoben

In diesem Maßnahmenkatalog wird die sogenannte Kirchstaffel auf keinen Fall einen der vorderen Plätze einnehmen. Bei dieser Treppe handelt es sich um die Verbindung vom Marktplatz zur Galerie unterhalb des Stadtturms. Als der damalige Oberbürgermeister Frank Nopper 2017 die sogenannte Himmelsleiter – also die Verbindung von der Bleichwiese auf den Burgberg – beerdigte, begründete er dies unter anderem damit, dass die Sanierung der Kirchstaffel viel notwendiger sei. Seither ist nichts passiert. Nun erklärt Setzer, dass die Stadt derzeit andere Prioritäten habe. Gleichzeitig bestätigte er, dass sich die Stadtverwaltung bereits in den Jahren 2017 und 2018 im Zusammenhang mit einer möglichen Neugestaltung des Platzes am Rathaus und des Marktplatzes intensiv mit der Sanierung der Kirchstaffel beschäftigt habe. „Hierzu wurde ein umfassendes Sanierungskonzept erarbeitet, das insbesondere auch die Podeste im Bereich des Marktplatzes neu ordnet und so zu einer besseren Begehbarkeit der Treppe beiträgt.“ Die geschätzten Kosten für die Maßnahme beliefen sich 2019 auf rund 950000 Euro. Das Vorhaben wäre zwar im Rahmen des Sanierungsgebiets „Innenstadt III“ förderfähig gewesen. Aber aufgrund einer Vielzahl an strategisch wichtigeren Projekten mussten die Stadtverwaltung und der Gemeinderat damals die Prioritäten neu bewerten. So waren sich alle Verantwortlichen einig, dass der Erwerb und Umbau des Gebäudes Postgasse 5 unter dem Gesichtspunkt der Digitalisierungsoffensive der Stadt oder der Bau der Stadtbrücke und die Umgestaltung des Bahnhofs zur Mobilitätsdrehscheibe wichtiger seien. Auch die Arbeiten rund um den Bereich Kronenhöfe binden im Rathaus Kräfte und Investitionsmittel.

Der Untergrund der Felicitas-Zeller-Staffel bereitet der Stadt Kummer. Hier ist es wohl mit einer kleinen Lösung nicht getan.

© Pressefotografie Alexander Becher

Der Untergrund der Felicitas-Zeller-Staffel bereitet der Stadt Kummer. Hier ist es wohl mit einer kleinen Lösung nicht getan.

Die Verschiebung stieß bei den Stadträten durchweg auf Verständnis. So ist etwa Willy Härtner der Ansicht, dass es bei der Kirchstaffel zwar grundsätzlich Handlungsbedarf gebe, weil zum Beispiel die Waschbetonplatten nicht zu dem Ensemble passen oder die Stufen unrhythmisch verlegt sind. Aber angesichts dessen, dass manch eine wichtige Investition in der Größenordnung von vielleicht 100000 Euro mit Hinblick auf die Finanzlage nicht geschultert werden kann, sei es unverständlich, dann eine knappe Million Euro in solch ein Projekt zu pumpen.

Aus Sicht der Verwaltung ist eine grundlegende Sanierung der Kirchstaffel aber weiterhin geboten, zumal sich die Treppe in unmittelbarer Nähe zum historischen Rathaus und damit im Herzen der Innenstadt befindet. Setzer dazu: „Die Stadtverwaltung wird im Zuge der fortlaufenden Beratungen mit dem Gemeinderat über die weitere Attraktivitätssteigerung der Innenstadt das Thema wieder aufgreifen.“

Treppenprojekte der Zukunft

Bleichwiese/Postgasse Die Treppe von der Bleichwiese zur Postgasse bildet für viele die kürzeste Verbindung vom größten Parkplatz der Innenstadt direkt in die City. Derzeit ist ihre Bedeutung jedoch gering, da die Holzbrücke über die Murr seit November 2020 gesperrt ist. Derzeit wird geprüft, ob und wenn ja wie eine neue Brücke über die Murr geführt werden soll. Es ist laut Stadtverwaltung grundsätzlich vorstellbar, dass zumindest ein Teil der Treppenanlage in eine künftige Brücke integriert wird. So müssten die Passanten nicht zuerst von der Brücke auf den Fußweg entlang der Murr hinuntersteigen, um auf der anderen Seite sofort wieder die Stufen hochzugehen, sondern könnten von der Brücke gleich die restlichen Tritte in Angriff nehmen. Eine Machbarkeitsstudie soll Möglichkeiten aufzeigen, der Gemeinderat hat für diese Studie Mittel im Haushalt 2022 eingestellt. Erste Ergebnisse sollen im Verlauf dieses Jahres mit dem Gemeinderat erörtert werden. Zu den Kosten gibt es keine aktuellen Angaben. Aber Ex-OB Nopper hatte vor Jahren bereits angedeutet, dass dieses Projekt eine Million Euro verschlingen würde.

Bahnhof/Albertstraße Es ist weiterhin das Ziel der Stadtverwaltung, einen kurzen Weg vom P+R-Parkplatz an der Oberen Bahnhofstraße über das Bürgerhaus und weiter zwischen dem Bildungshaus und der Paulinenpflege zu führen, der direkt auf die Alberststraße mündet. Mit dem neu geschaffenen, künftigen Durchgang in den Kronenhöfen entstünde so eine attraktive Fußwegverbindung vom Bahnhof bis in die Fußgängerzone. Zur Überwindung des Höhensprungs zwischen der Bahnhofstraße und der Albertstraße hat die Stadtverwaltung in der Vergangenheit bereits mehrere Ideen entwickelt. Diese stehen aber in Verbindung mit anderen Nutzungen, die in diesem Bereich in Zukunft benötigt werden. Diese werden momentan weiterentwickelt. Setzer schreibt: „Sobald diese den notwendigen Konkretisierungsstand erreicht haben, werden wir die Ergebnisse zunächst dem Gemeinderat und dann im nächsten Schritt der Öffentlichkeit präsentieren.“ Die Kosten für die Treppensanierung wurden vor Jahren auf 500000 Euro geschätzt.

Felicitas-Zeller-Staffel Die Verbindung vom Kalten Wasser zur Albertstraße ist baufällig. Im vergangenen Jahr wurde eine Baugrunduntersuchung entlang der Staffel vorgenommen, die zur weiteren Planung der Maßnahme Voraussetzung ist. Sie zeigt auf, ob eine Sanierung der maroden Anlage sinnvoll ist oder ob die Treppe abgerissen und von Grund auf neu gebaut werden muss. Da bei den Stufen große Setzungen sichtbar sind, geht Baudezernent Stefan Setzer eher davon aus, dass es „etwas Größeres gibt“.

Staffel-Ranking Baudezernent Stefan Setzer betont, dass Backnang eine Stadt mit sehr ausgeprägter Topografie ist und deshalb eine Vielzahl an Treppen aufweist. Das Tiefbauamt ist schon seit geraumer Zeit mit der Bestandsaufnahme befasst, die auch den notwendigen Sanierungsaufwand umfasst. Sobald diese Bestandsaufnahme abgeschlossen ist, kann eine Bewertung und Priorisierung vorgenommen werden. Die mit dem Gemeinderat abzustimmende Priorisierung soll dann die Grundlage für die Berücksichtigung von Maßnahmen in den kommenden Haushaltsjahren sein. Davon unbenommen sind allerdings Maßnahmen, die zur Sicherstellung der Verkehrssicherheit sofort umgesetzt werden müssen.

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Erstellt:
29. Januar 2022, 06:00 Uhr

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