Selbstbedienung im Backnanger Eiscafé Dolomiti
Dolomiti-Inhaberin Rosalia Moriello kämpft derzeit mit einem Personalengpass. Weil sich sieben Beschäftigte in Quarantäne befinden, müssen sich Kunden selbst bedienen. Ende August schließt die 49-Jährige ihr Eiscafé erstmals in der Hauptsaison für 14 Tage wegen Betriebsferien.

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Kunden des Eiscafés Dolomiti zeigen Verständnis für den eingeschränkten Service wegen der Coronafälle beim Personal. Foto: Alexander Becher
Von Florian Muhl
Backnang. Sommer, Sonne, Ferienzeit. Beste Voraussetzungen für einen Besuch im Eiscafé. Alles könnte so schön sein. Aber im „Dolomiti“ am Rathaus von Rosalia Moriello hat Corona zugeschlagen. Seit dem Wochenende muss sie auf sieben Beschäftigte verzichten, die sich wegen Corona in Quarantäne befinden. „Irgendwie müssen wir das stemmen“, sagte sich die 49-Jährige und hat rasch reagiert. „Ich habe meinen Service minimiert.“ Der Innenbereich ist jetzt geschlossen, es gibt im Außenbereich keine Bedienung, nur der Straßenverkauf ist derzeit geöffnet.
„Die Kunden sind seit Samstag sehr, sehr verständnisvoll gewesen“, sagt Moriello zufrieden. Und sie schiebt noch ein „ganz, ganz toll“ nach. Durch handgeschriebene Zettel auf den Tischen und an den Türen werden Kunden über den „eingeschränkten Betrieb aus personaltechnischen Gründen“ informiert. Sie bestellen Waffeln und Eisbecher, Milchkaffee und Cappuccino an der Theke, nehmen alles zum Tisch mit und genießen. „Jetzt ziehen wir gerade alle an einem Strang, alle miteinander, ohne freie Tage. Die werden dann nachher abgebaut“, lobt die emsige Unternehmerin, die alle „Rosa“ nennen, ihre Beschäftigten.
Die Geschäftsfrau lässt sich nicht unterkriegen, auf falsche Gerüchte reagiert sie bestimmt, aber freundlich
Hat Moriello im Moment nicht schon genug damit zu tun, den Betrieb in ihrem Dolomiti am Laufen zu halten, wird sie in den sozialen Medien von einzelnen Personen übel angeschossen. „Da ist es leider zu Spekulationen gekommen, zu Gerüchten, die falsch sind“, sagt die Eiscafébetreiberin, die selbst kein Freund von Facebook, Instagram und Co. ist. Aber sie hat trotzdem geantwortet. Und sie stellt klar: „Ich habe keinen Personalmangel.“ Sie habe dieses Jahr sehr viele neue Leute, die dazugekommen seien, weil sie ihr altes Team durch Corona verloren habe. Das allerdings habe nichts damit zu tun, wie im Internet auch behauptet werde, dass sie schlecht bezahle. „Jetzt aktuell habe ich 13 Vollzeitbeschäftigte, darunter zwei Aushilfen. Eine gute Mischung zwischen langjährigen und neuen Mitarbeitern. Und ich zahle gute Gehälter, aber ich verlange auch sehr viel“, bekennt die Dolomiti-Chefin. Und bekräftigend sagt sie noch: „Ich bin ein Stehaufmännchen, ich lasse mich durch so eine Situation nicht unterkriegen.“
Für Rosalia Moriello ist nun auch mal Familienzeit angesagt
Rosalia Moriello steht nicht nur seit 2005, also bereits seit 17 Jahren, mit Herzblut bis zu 14 Stunden täglich in ihrem Eiscafé, sondern sie ist auch Familienmensch. Ihre Tochter Claudia ist sieben Jahre alt und kommt jetzt in die 2. Klasse. „Kinder ändern das Leben, das ist einfach so“, sagt die 49-Jährige und kündigt an: „Wir brechen eine langjährige Tradition.“ Erstmals wird das „Dolomiti“ in der Hauptsaison im Sommer schließen. Vom 29. August bis einschließlich 11. September sind Betriebsferien. Zusammen mit Ehemann Antonio Palazzo (50) und der gemeinsamen Tochter Claudia geht’s zur Oma nach Benevento in Süditalien und dann auch ans Meer. „Unsere Tochter freut sich immens auf den Urlaub“, sagt Moriello und ihr kommen bei diesen Gedanken die Tränen. „Man sieht mich hier immer als Maschine, von morgens bis abends, aber ich hab auch ein Herz.“ Die Unternehmerin denkt dabei nicht nur an sich, sondern auch an ihren Ehemann, der in der Früh die Einkäufe macht, das Eis produziert, neue Sorten kreiert und zwischendurch den Müll wegbringt. Auch er rackert zehn bis elf Stunden pro Tag, sagt sie. Und ihr Team arbeite ebenso am Limit, sechs Tage in der Woche.
„Wir haben alle Sechstagewoche“
„Eine langjährige Mitarbeiterin, die hier sieben Jahre dabei war, ist grad aus dem Grund leider weggegangen, weil sie den Samstag und Sonntag für sich und die Familie haben wollte. Aber bei mir geht das nicht, bei mir ist hier Hochkonjunktur, wenn Samstag und Sonntag gutes Wetter ist, egal ob’s jetzt März, April oder Mai ist. Wir haben alle Sechstagewoche.“
Aber Urlaub muss eben auch sein. Das weiß Moriello aus eigener Erfahrung. Ja, eine Tradition werde gebrochen, aber man müsse auch Verständnis für die Menschen haben, die eine Gastronomie betreiben. „Wir haben auch eine Familie, wir haben auch ein Leben, wir haben auch einen Hintergrund. Unsere Kinder haben auch ein Recht auf uns Eltern.“ Aus diesem Grund kündigt Rosalia Moriello an: „Jeder soll eine geregelte Urlaubszeit haben, sprich: Weihnachten werden wir in den Ferien zu haben, 14 Tage Betriebsferien im Sommer und an Ostern auch ein paar Tage. Ich passe jetzt die Arbeitszeiten einfach nur familiengerecht an, mehr nicht.“