Sie freut sich auf die Killerqueen
Das Stuttgarter Musicalpublikum liebt Aisata Blackman. Als Tina Turner triumphierte die Holländerin. Nun bekommt sie in der Queen-Show „We will rock you“ erneut eine Hauptrolle.

© Lichtgut/Leif Piechowski
Aisata Blackman im Foyer des Stuttgarter Pressehauses beim Redaktionsbesuch.
Von Uwe Bogen
Stuttgart - Der Wechsel könnte kaum drastischer sein, der ihr nun bevorsteht. Als Tina Turner hat sie im Apollo-Theater einen Orkan entfacht. Aisata Blackman verkörperte die Soul-Legende als kämpferische, gleichzeitig feinfühlige Frau und begeisterte ihr Publikum mit Herz und Energie. Sie war Simply the Best!
Vor knapp einem Jahr verabschiedete sich die gebürtige Holländerin von der kraftzehrenden Rolle, in der sie 24 Songs in jeder Show sang – es war wohl die Rolle ihres Lebens. Ihre Fans haben gehofft, dass sie auf die Stuttgarter Musicalbühne zurückkehrt. Sie wird es! Und sie wird eine ganz andere Seite ihres Könnens zeigen.
Autor Ben Elton kommt zu den Proben nach Stuttgart
Von der Empathie zur Exzentrik: Die gebürtige Holländerin, die bisher als Tina für das Gute stand, wird bald zur eiskalten Killerqueen in dem Musical „We Will Rock You“. Im Herbst feiert die Jukebox-Show mit den Hits von Queen die Premiere der zweiten Spielzeit in Stuttgart (die erste war 2008). Die neue, völlig überarbeite Inszenierung ist zuletzt in London aufgeführt worden. Autor Ben Elton, bekannt auch als Schöpfer der Comedy-Serie Mr. Bean, wird höchstpersönlich von Anfang September an bei den Proben in Möhringen dabei sein, auf dass alles immer noch besser wird.
Angesichts von KI ist für sie die Geschichte „sehr aktuell“
Aisata Blackman, Tochter einer Mutter von der karibischen Insel Saba und eines Vaters aus Suriname, freut sich auf einen Rollenwechsel mit Wumms, wie sie beim Redaktionsbesuch sagt. Den extremen Kontrast findet sie als Künstlerin äußert reizvoll. Die Killer Queen, die nicht so viele Lieder in der Show singt wie Tina Turner, ist kompromisslos und gnadenlos. Die Herrscherin ist das skrupellose Gesicht des Systems, gegen das sich die Bohemians, die Rebellen rund um Galileo Figaro, auflehnen.
Die Rolle der Bösen gefällt Blackman, die seit sieben Jahren in Stuttgart lebt, umso besser, weil sie humorvoll angelegt ist. Und ihr gefällt vor allem die Musik! Wahre Meisterwerke sind darunter, die Freddie Mercury und Queen geschaffen haben. „Diese Songs sind zeitlos“, sagt sie beim Gespräch mit unserer Redaktion, „sie kommen bei allen Generationen an.“
Von der einen Rocklegende zieht sie zur nächsten. Tina Turner und Freddie Mercury leben nicht mehr, aber ihre Musik berührt unverändert. Das schräge Rockmärchen in „We Will Rock You“ spielt in der fernen Zukunft, in der echte Musik, Individualität und Kreativität verboten sind. Alles ist künstlich. Angesichts von KI sei die Geschichte sehr aktuell, findet Blackman. Laut, schräg und wild geht’s zu in der Show, in der legendäre Songs wie „Bohemian Rhapsody“ oder „Another One Bites The Dust“ gespielt werden. Mittendrin: Aisata Blackman als glamouröse Gegenspielerin der Aufständischen, die das Echte und das Gute zurückerobern wollen.
Aisata Blackman freut sich sehr, dass sie eine herausfordernde Rolle wieder in Stuttgart bekommen hat – in der Stadt, die ihr sehr am Herzen liegt. Hier spielte sie vor zehn Jahren das Apollo-Girl im Musical „Rocky“, von 2017 bis 2018 die Rachel Marron, basierend auf Whitney Houston, in „Bodyguard“ – und eben von März 2023 bis September 2024 die Hauptrolle in dem Musical „Tina“.
Ein Loblied auf ihre Wahlheimat Stuttgart
Für eine neue Rolle muss sie nicht umziehen. Stuttgart bleibt ihr Anker! Die Holländerin wundert sich, wenn sie auswärts hört, die Menschen in Stuttgart seien zurückhaltend mit ihren Emotionen. „Das totale Gegenteil ist der Fall“, entgegnet sie, „die Leute rasten aus, stehen auf, hüpfen, singen und tanzen.“ Nach der anstrengenden Tina-Spielzeit gönnte sich die 45-Jährige ein Auszeit, um ihre Stimme zu schonen. Eine ungewohnte Freiheit nach viel Stress! Sie gab besondere Konzerte, etwa auf dem Cannstatter Volksfest im Dirndl im Festzelt oder beim VfB-Weihnachtskonzert in der MHP-Arena. Jetzt muss sie wieder öfter ran: In ihrem Vertrag, der auf ein Jahr geschlossen wurde, steht, dass sie achtmal in der Woche die Killerqueen spielen muss.
13 Jahre lang arbeitete sie in Amsterdam auf dem Flughafen
In Amsterdam hat Aisata Blackman 13 Jahre lang beim Bodenpersonal für KLM auf dem Flughafen gearbeitet. Schon früh hat sie damit begonnen, als Sängerin einer Pop- und Soulband aufzutreten, auch in holländischen Talentshows im Fernsehen. Es lief immer besser, doch ihren festen Job, die sichere Bank, wollte sie behalten.
Jetzt ist sie für die Stage Entertainment eine sichere Bank. Wenn Aisata Blackman mitspielt, verkaufen sich die Karten umso besser. Stuttgart kann sich freuen. Die einstige Tina wechselt die Seiten, wird Power und Präsenz auch in der neuen Rolle beweisen. Als eiskalte Herrscherin hat sie Glamour im Blick und Queen im Blut.