Singen in geselliger Runde beim Singcafé
Bürgerpreis Rems-Murr 2025 Das Singcafé der Klangschmiede Oppenweiler bringt Seniorinnen und Senioren einmal im Monat zusammen – mit bekannten Volksliedern, Kaffee und einem barrierefreien Zugang.

© Alexander Becher
Otto Haag am Klavier und Waldemar Fuderer am Akkordeon begleiten den musikalischen Nachmittag. Foto: Alexander Becher
Oppenweiler. Moderne Lieder neu lernen und dann vielstimmig und auswendig auf der Bühne singen – ab einem gewissen Alter fällt das immer schwerer. Das haben auch manche Mitglieder der Klangschmiede Oppenweiler feststellen müssen. Der gemischte Chor hatte zu jenem Zeitpunkt einen Altersdurchschnitt von mehr als 80 Jahren erreicht. „Die älteren Mitglieder haben aber immer noch sehr viel Spaß am Singen“, sagt die Vorsitzende Anke Raimund. Im Verein kam daher die Frage auf, wie man den Seniorinnen und Senioren abseits der Proben eine schöne Gelegenheit zum Singen bieten kann. Herausgekommen ist dabei das Sing- und Begegnungscafé, welches seit etwa zwei Jahren einmal im Monat stattfindet.
Eingeladen sind alle Interessierten aus Oppenweiler und Umgebung – ausdrücklich auch Nichtmitglieder. Der Zutritt ist frei, wer mag, darf eine Spende geben. Das Format sei von Anfang an gut angenommen worden, freut sich Anke Raimund. Im Schnitt kommen etwa 30 Teilnehmende in das Vereinszimmer der Gemeindehalle. Manche von ihnen im Rollstuhl oder mit dem Rollator – glücklicherweise ist der Zugang barrierefrei.

„Man merkt, dass so etwas vielen Leuten gefehlt hat“, berichtet die Vereinsvorsitzende. Die Ehrenamtlichen der Klangschmiede erleben es immer wieder, wenn die Teilnehmenden sich bei ihnen bedanken. Denn die Sängerinnen und Sänger kommen nicht allein um der Musik willen, sondern auch wegen des geselligen Charakters des Begegnungscafés. „Zwischendurch machen wir auch immer ein paar Minuten Pause, um ein bisschen zu schwätzen“, sagt Anke Raimund.
Gesungen werden vor allem deutsche Volkslieder wie „Das Wandern ist des Müllers Lust“, „Hoch auf dem gelben Wagen“ oder „Die Gedanken sind frei“. Die Texte sind den Älteren für gewöhnlich noch geläufig, oft sind sie mit schönen Erinnerungen verbunden. Die Lieder werden nach den Wünschen der Gäste ausgewählt. Die Klangschmiede hat sogar extra Liederhefte mit großer Schrift besorgt, damit die Seniorinnen und Senioren bei Bedarf den Text gut ablesen können. Die Ehrenamtlichen übernehmen eine Moderation sowie die Verpflegung mit Kaffee und Hefezopf – dem Namen wird das Singcafé somit gerecht.
Das gemeinsame Singen soll der Vereinsamung entgegenwirken
Weitere Themen
Begleitend spielen für gewöhnlich Otto Haag Klavier und Waldemar Fuderer Akkordeon. Beide sind auch schon im Seniorenalter, erzählt Anke Raimund. „Aber es macht ihnen Spaß, in diesem Rahmen zu spielen.“ Der Verein lasse den beiden Männern auch regelmäßig eine kleine Aufmerksamkeit zukommen, um sich für die musikalische Begleitung zu bedanken. Sollten sie irgendwann einmal nicht mehr spielen können oder wollen, dann müsse man sich etwas Neues einfallen lassen. Einmal, als die beiden Musiker verhindert waren, habe man es schon mit Play-back-Musik – wie beim Karaoke mit Beamer und Musikbox – probiert, erzählt Anke Raimund. Das Ergebnis sei aber nicht zufriedenstellend gewesen.
Das Singcafé soll ein Wohlfühlort sein, so der Anspruch der Verantwortlichen. Und es soll einer Vereinsamung im Alter entgegenwirken. Das Engagement bringe Freude in die Gesichter der Menschen, berichtet Anke Raimund. Die älteren Vereinsmitglieder sind so Teil des Geschehens, aber auch Nichtmitglieder finden Anschluss. „Manche haben sich vorher nicht getraut, in die Chorproben zu kommen. Jetzt können sie ungezwungen dazukommen oder nicht.“ Es sei für viele eine feste Größe geworden. Der monatliche Turnus sei hierfür bestens geeignet. Würde man sich wöchentlich treffen, schleiche sich womöglich doch zu viel Gewohnheit ein, vermutet Anke Raimund. Ob die Gäste dann noch jedes Mal kommen, sei mehr als fraglich. So aber können sich die Besucherinnen und Besucher auch ein bisschen mehr auf den Termin freuen.
Und schließlich bedeutet der monatliche Termin für die Ehrenamtlichen auch einen gewissen Aufwand. Von der Gemeinde werde man dahingehend unterstützt, dass die Miete für das Vereinszimmer übernommen werde, erzählt Anke Raimund. Was die jeweils sechs bis acht involvierten Vereinsmitglieder leisten, seien die Ausschreibung durch Plakate und Beiträge im Mitteilungsblatt, das Vorbereiten der Räume, zudem werden die Tische eingedeckt und Dekoration angebracht. Und auch inhaltlich wird jedes Singcafé entsprechend vorbereitet. „Es werden auch Gedichte vorgetragen und Lieder der Jahreszeit entsprechend ausgewählt“, fügt die Vereinsvorsitzende an.
Im Fall des Gewinns des Leserpreises sollen neue Liederbücher in großer Schrift angeschafft werden, sodass die Auswahl der Musikstücke vergrößert werden kann. Auch wolle man gerne noch mehr in die Öffentlichkeitsarbeit investieren, sodass mehr Menschen von dem Angebot erfahren. Und wer weiß, vielleicht findet das Projekt auch in anderen Vereinen Nachahmer.
Leserpreis In einer Serie stellen wir die acht Kandidaten aus unserem Verbreitungsgebiet vor, die beim Bürgerpreis Rems-Murr für den Leserpreis der Backnanger Kreiszeitung und der Murrhardter Zeitung nominiert sind. Abstimmen für den eigenen Favoriten kann man vom 25. August bis zum 7. September auf www.bkz.de oder per Post.