Sorge wegen Auswirkungen auf die Murrbahn
Auch die Interessengemeinschaft Schienenkorridor Stuttgart–Nürnberg sieht Risiken durch die geplanten ICE-Verbindungen ab Dezember.

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Eine Regionalbahn bei Oppenweiler Reichenbach. Archivfoto: Alexander Becher
Rems-Murr. Die Interessengemeinschaft (IG) Schienenkorridor Stuttgart–Nürnberg hat in einer Stellungnahme zur geplanten Einführung der schnellen ICE-Sprinter-Verbindung zwischen Stuttgart, Nürnberg und Berlin ab dem Fahrplanwechsel im Dezember Bedenken angemeldet. Zwar begrüße man demnach grundsätzlich, dass die Deutsche Bahn eine solche Verbindung einführt, die mit einer Rekordfahrzeit von rund vier Stunden und 45 Minuten einen wichtigen Schritt zur Verbesserung der überregionalen Erreichbarkeit Baden-Württembergs darstelle. Es gelte dabei jedoch auch die Risiken abzuwägen: „Die IG macht mit großer Sorge deutlich, dass diese Angebotserweiterung nicht zulasten des Nahverkehrs und der bestehenden IC-Linie über Schwäbisch Gmünd, Aalen, Ellwangen, Crailsheim und Ansbach gehen darf.“ Genau das drohe jetzt aber in zweifacher Hinsicht einzutreten.
Drohende Benachteiligung der Murrbahn
Zum einen sei eine Benachteiligung der Pendler zu befürchten: „Da die Murrbahn zwischen Backnang und Schwäbisch Hall-Hessental nur eingleisig ausgebaut ist, muss der Regionalexpress Stuttgart–Nürnberg warten, bis der ICE-Sprinter ihn überholt hat. Diese Wartezeit beträgt etwa zehn Minuten und findet ausgerechnet mitten in der morgendlichen Hauptverkehrszeit statt. Dadurch werden täglich Hunderte Pendler, Berufstätige und Studierende in der Region benachteiligt, die auf pünktliche und zuverlässige Nahverkehrsverbindungen angewiesen sind“, so die IG. Zudem profitiere die Region nicht einmal von den schnelleren Verbindungen, da auf der Strecke zwischen Stuttgart und Nürnberg keine Zwischenhalte eingeplant seien.
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Zweitens ist in der Stellungnahme von einer Existenzbedrohung für die parallele IC-Linie über die Remsbahn und obere Jagstbahn die Rede. „Bereits heute wird die IC-Verbindung über die Ostalb nur mit großen Anstrengungen durch Politik und Region erhalten. In den vergangenen Fahrplanperioden gab es mehrfach Bestrebungen zur Reduktion oder Streichung dieses Angebots – und die Diskussion lebt konkret wieder auf, wenn nun der direkte, schnelle ICE-Sprinter sämtliche großen Knoten rasch miteinander verbindet und der wirtschaftliche Fokus der DB Fernverkehr weiter auf die Sprinterverbindung gelegt wird.“
Die IG stellt daher drei Forderungen: Erstens solle der Nahverkehr auf der Murrbahn nicht ausgebremst werden, zweitens müsse die IC-Linie über Schwäbisch Gmünd, Aalen, Ellwangen und Crailsheim langfristig gesichert werden und drittens solle die Deutsche Bahn ihr Augenmerk auf Infrastrukturausbau statt auf Kannibalisierung legen.
Die IG wurde 2013 gegründet, zu den Partnern zählen Städte, darunter auch Backnang, Landkreise, unter anderem der Rems-Murr-Kreis, sowie Regionen und IHKs. Sie setzt sich seit vielen Jahren für die Weiterentwicklung des Schienenfernverkehrs im südlichen Raum ein. pm