Sperrung zwischen Lippoldsweiler und Sechselberg

Straßenbauamt repariert Böschungsrutschungen, obwohl die Strecke derzeit als Umleitung für das gesperrt Murrtal sinnvoll wäre.

Das Landratsamt betont die Dringlichkeit der Maßnahme: „Ein weiterer Aufschub der Hangsanierung ist nicht mehr möglich.“ Von Montag an ist die Strecke also gesperrt. Foto: J. Fiedler

© Jörg Fiedler

Das Landratsamt betont die Dringlichkeit der Maßnahme: „Ein weiterer Aufschub der Hangsanierung ist nicht mehr möglich.“ Von Montag an ist die Strecke also gesperrt. Foto: J. Fiedler

Von Matthias Nothstein

AUENWALD/SULZBACH AN DER MURR. Derzeit sorgt die Straßensperrung in Bartenbach bei vielen Verkehrsteilnehmern für erhöhten Blutdruck. Die wichtige Verbindung zwischen Sulzbach an der Murr und Murrhardt ist wegen Brückenarbeiten dicht, und zwar für mindestens elf Wochen. Die örtlichen Umleitungen sind alles andere als leistungsstark, sie führen über verwinkelte, kleine Straßen und durch Wohngebiete und haben bei allen Beteiligten schon für riesigen Ärger gesorgt. Rücksichtsvolle und weitsichtige Verkehrsteilnehmer meiden deshalb diese Verbindung und suchen sich andere Strecken, um von Backnang nach Murrhardt zu kommen. So nehmen viele zum Beispiel die Route über Auenwald und Sechselberg, die nächstgelegene Umfahrung im Osten, wenn man einmal von der topografisch schwierigen Abkürzung über den Trailhof absieht.

Doch nun haben die Verkehrsexperten des Landratsamts und des Regierungspräsidiums beschlossen, dass ausgerechnet auf dieser Passage Hangrutschungen saniert werden müssen und dafür die Kreisstraße zwischen Lippoldsweiler und Sechselberg für die Dauer von voraussichtlich sechs Wochen voll gesperrt werden muss. Der Beginn der Arbeiten: am kommenden Montag, 10. August. Bis zum Ende der Sommerferien sollen die Arbeiten abgeschlossen sein, so heißt es in einer Pressemitteilung, die gestern verschickt wurde. Darin heißt es weiter, das Landratsamt lasse zwei Hangrutschungen zwischen Auenwald-Lippoldsweiler und Althütte-Sechselberg sanieren. „Dabei soll die Verkehrssicherheit für einen Begegnungsverkehr auf der Strecke wiederhergestellt werden. Das Straßenbauamt im Landratsamt bemüht sich mit allen Mitteln, die Vollsperrung so kurz wie möglich zu halten.“

Das pikante an der Wahl des Zeitpunkts: Ursprünglich sollte die Maßnahme schon im Frühjahr durchgeführt werden. Doch die Arbeiten wurden verschoben. Die Begründung: „Um den ÖPNV auf der Strecke nicht zu sehr zu beeinträchtigen, wird die Maßnahme nun in den Sommerferien beginnen.“

Auf Nachfrage rechtfertigte das Landratsamt gestern den gelinde gesagt unglücklichen Zeitpunkt der Arbeiten: „Dass zeitgleich das Regierungspräsidium Stuttgart im Bereich der L1066 bei Bartenbach eine Brückenbaumaßnahme durchführt, konnte leider nur bedingt berücksichtigt werden.“ Immerhin lobt sich das Amt im Weiteren selbst: „Um die verkehrliche Gesamtsituation nicht noch weiter anzuspannen, hat das Landratsamt die Instandsetzung der K1810 zwischen Großerlach-Hohenbrach und Sulzbach der Murr-Eschenstruet verschoben.“

Gleichzeitig betont das Landratsamt die Dringlichkeit der Sanierung: „Aufgrund der schweren Regenfälle Ende Juni ist ein weiterer Aufschub der Hangsanierung nicht mehr möglich. Gutachterlich wird davon ausgegangen, dass die Rutschungen bei Starkregenereignissen expandieren würden und weitere Rutschungen auftreten könnten. Das würde eine Gefährdung des Straßenverkehrs bedeuten und könnte dann zu einer längeren Sperrung und tiefer gehenden Instandsetzung oder einem Neubau des Streckenabschnitts führen.“

Die Sanierung sieht vor, dass die Böschungen vom Erdmaterial befreit und anschließend dauerhaft gestützt werden. Das geschieht durch den Einbau von Mikropfählen, der Herstellung von Gabionen und Betonkonstruktionen sowie den Einbau eines Sicherungsnetzes. Darüber hinaus wird im Bereich der Rutschungen die Fahrbahndecke instand gesetzt.

Für die Dauer der Vollsperrung wird eine Umleitung eingerichtet und ausgeschildert. Diese erfolgt über die K1907 und L1119 Richtung Althütte, die L1120 bis Lutzen- berg, die K1908 Richtung Weissach im Tal, die K1838 und K1907 Richtung Lippolds- weiler und umgekehrt.

Kommentar
Einfach verpennt!

Von Matthias Nothstein

Die Begründung des Landratsamts und des Regierungspräsidiums, dass die Straße jetzt repariert werden muss und die Sanierung nicht nochmals auf einen anderen Zeitpunkt verschoben werden kann, klingt sehr verantwortungsvoll, vermutlich aber handelt es sich schlichtweg um eine Ausrede. Fakt ist nämlich, dass es bis gestern keine öffentliche Ankündigung gab. Wenn aber schon die Öffentlichkeit nicht oder erst auf Nachfrage informiert wird, dann hat es wohl auch an anderer Stelle an Absprachen gehapert. Vermutlich war dem jeweils Verantwortlichen nicht klar, was die zeitgleichen Streckensperrungen für die Bürger bedeuten. Es wurde verpennt, sich abzusprechen. Hoffentlich. Andernfalls würde es sogar bedeuten, man hat das Chaos sehenden Auges in Kauf genommen.

m.nothstein@bkz.de

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Erstellt:
8. August 2020, 11:30 Uhr

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