Wolfgang Grupp

Statt Feiertage streichen: Ex-Trigema-Chef hat eine andere Idee

Einen Feiertag opfern für die Wirtschaft? Wolfgang Grupp hält wenig von dieser Forderung. Der Ex-Trigema-Chef hat stattdessen etwas anderes im Sinn.

Findet deutliche Worte: Ex-Trigema-Boss Wolfgang Grupp

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Findet deutliche Worte: Ex-Trigema-Boss Wolfgang Grupp

Von Jonas Schöll

Der frühere Trigema-Chef Wolfgang Grupp lehnt die Forderung ab, Feiertage zu streichen, um die deutsche Wirtschaft anzukurbeln. „Wir sehen Feiertage derzeit nicht als kritisch an. Natürlich bedeuten sie eine Reduzierung der Arbeitszeit, aber gleichzeitig bieten sie wichtige Erholungsphasen für die Mitarbeitenden“, sagte der 83-jährige frühere Unternehmer auf Anfrage unserer Redaktion.

Anfang 2024 hat Grupp den Chefposten in seiner Textilfirma Trigema im schwäbischen Burladingen geräumt. Der alleinige Geschäftsführer und Inhaber gab die Geschäftsführung an seine Tochter Bonita und seinen Sohn Wolfgang Grupp junior ab. Doch nach wie vor sitzt er jeden Tag an seinem Schreibtisch und mischt mit – immer akkurat im Anzug, immer mit Krawatte und immer mit Einstecktuch.

Debatte über Abschaffung kirchlicher Feiertage

In Deutschland wird aktuell diskutiert, ob bestimmte gesetzliche Feiertage gestrichen werden sollten, um die Wirtschaft anzukurbeln. So spricht sich der Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), Michael Hüther, für eine Verringerung aus. Skeptisch ist dagegen der Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, Marcel Fratzscher.

IW-Berechnungen zufolge würde ein zusätzlicher Arbeitstag das deutsche Bruttoinlandsprodukt rein rechnerisch um bis zu 8,6 Milliarden Euro erhöhen. Textilunternehmer Grupp hat einen anderen Vorschlag: „Eine Streichung von Feiertagen bringt aus unserer Sicht nur dann etwas, wenn die zusätzliche Leistung auch sichtbar honoriert wird“, meint Grupp. Bevor über Feiertage diskutiert werde, sollte zuerst sichergestellt sein, dass Mehrleistung anerkannt und belohnt werde.

Grupp will niedrigere Steuern für arbeitende Rentner

Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten sei die Debatte über eine generelle Arbeitszeitverkürzung nicht zielführend. „Stattdessen brauchen wir eine neue Wertschätzung für alle, die bereit sind, die extra Meile zu gehen“, so Grupp. Der 83-Jährige fordert: „Wer mehr leistet, sei es durch Überstunden oder Arbeit über das gesetzliche Rentenalter hinaus, sollte steuerlich entlastet werden.“

Erste Vorschläge aus der Politik gehen ja bereits in diese Richtung, würdigt Grupp. Er appelliert: „Wenn wir unsere wirtschaftliche Stärke erhalten und ausbauen wollen, brauchen wir eine Kultur, die Leistung nicht nur fordert, sondern auch fördert. Dazu gehört es, offen über neue Anreize und Rahmenbedingungen zu sprechen.“ Sprich: Bürokratie und Überregulierung abbauen.

Grupp appelliert: „Den Menschen wieder mehr zutrauen“

Grupp erinnert sich an seine Anfänge: „ Ich bin Unternehmer geworden, weil ich Freiraum und Vertrauen schätze. Genau diese Kultur müssen wir wieder stärken“. Er fügt hinzu: „Wenn wir den Menschen wieder mehr zutrauen und ihnen den nötigen unternehmerischen Spielraum geben, dann kommt die Wirtschaft auch wieder in Schwung.

Grupp wurde am 4. April 1942 in Burladingen geboren. 1969 übernahm er die 1919 von seinem Großvater gegründete, hoch verschuldete Firma. Grupp führte Trigema aus den roten Zahlen und machte den Betrieb zu Deutschlands größtem T-Shirt und Tennis-Bekleidungs-Hersteller.

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Erstellt:
20. Mai 2025, 15:54 Uhr

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