Sternberg will Konflikt mit dem Vatikan entschärfen

dpa Fulda. Die deutschen Bischöfe wollen ab Montag in Fulda über einen Reformprozess beraten. Der Vatikan hat sie gewarnt, bloß nicht zu weit zu gehen. Nun gibt es versöhnliche Töne aus Deutschland.

Thomas Sternberg, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), will Konflikt mit dem Vatikan entschärfen. Foto: Marius Becker

Thomas Sternberg, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), will Konflikt mit dem Vatikan entschärfen. Foto: Marius Becker

Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) will den derzeitigen Konflikt mit dem Vatikan wegen des geplanten Reformprozesses nicht auf die Spitze treiben.

„Wir wollen nicht gegen das Kirchenrecht verstoßen. Es war nie die Absicht, Beschlüsse zu fassen und umzusetzen, die in die weltkirchliche Kompetenz gehören“, sagte ZdK-Präsident Thomas Sternberg der Deutschen Presse-Agentur. „Wir wollen keine Nationalkirche, das will niemand. Einer der großen Vorteile der katholischen Kirche ist, dass sie global aufgestellt ist, nicht national.“

Die deutschen Bischöfe kommen am Montag in Fulda zu ihrer Herbstvollversammlung zusammen. Dabei geht es auch um den geplanten Reformprozess „Der synodale Weg“, den die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) gemeinsam mit dem ZdK anstrebt. Dieser Prozess soll vier Punkte umfassen: den Umgang der Kirche mit Macht, die kirchliche Sexualmoral, die umstrittene Ehelosigkeit von Priestern (Zölibat) und die Position von Frauen in der Kirche. Der Vatikan hat die deutschen Bischöfe in diesem Monat jedoch unmissverständlich darauf hingewiesen, dass sie in so zentralen Fragen keine Entscheidungen treffen könnten. Das sei der Weltkirche vorbehalten.

„Das wird hier aber auch nicht verletzt“, stellte Sternberg klar. „Es ist zwar so, dass wir im Rahmen des synodalen Wegs klare Voten mit Mehrheitsbeschluss fassen können, aber der Bischof entscheidet jeweils, ob er das in seinem Bistum umsetzt. Damit ist das kirchenrechtlich völlig in Ordnung.“

Daneben gebe es Entscheidungen, die unbestritten von den deutschen Katholiken allein getroffen werden könnten. „Zum Beispiel: Wie ist die katholische Kirche in Deutschland organisiert? Wer entscheidet über die Finanzen? Welche Funktionen können Pastoralreferentinnen ausfüllen? Und vieles mehr. Das kann die Kirche in Deutschland ohne Rücksprache mit Rom entscheiden.“

Grundsätzliche Fragen wie etwa die Zulassung von Frauen zum Priesteramt könnten dagegen nicht allein in Deutschland entschieden werden. „Deshalb warne ich auch vor zu hohen Erwartungen. Andererseits darf man aber auch die Signalwirkung nicht unterschätzen, die allein davon ausgeht, dass wir hier in Deutschland solche Fragen in einem solchen offiziellen Rahmen diskutieren. Der synodale Weg erregt ja jetzt schon weltweite Aufmerksamkeit.“

Nach Einschätzung des Kirchenkenners und Buchautors Andreas Püttmann spiegelt der derzeitige Konflikt innerhalb der katholischen Kirche eine breitere gesellschaftliche Entwicklung. Diese sei gekennzeichnet von zunehmender Lagerbildung und Polarisierung mit schwindender Kompromissfähigkeit, Selbstdistanz und Rücksicht. „Die einen verbarrikadieren sich in der konservativen bis reaktionären Wagenburg des selbstgefühlten "heiligen Rests", die anderen treiben mit Verve die Liberalisierung und Annäherung an den deutschen Protestantismus voran“, sagte Püttmann der dpa. „Das macht die Aufgabe des katholischen Bischofs schwieriger denn je.“

Nach Angaben der Bischofskonferenz soll in Fulda auch über den Brief des Papstes an die deutschen Gläubigen von Ende Juni gesprochen werden. Franziskus hatte die Katholiken in Deutschland vor voreiligen Schritten und Alleingängen gewarnt. Weitere Themen der Herbstvollversammlung sind politische Entwicklungen in Deutschland nach den Landtagswahlen, die Klimadebatte und ein bevorstehendes Bischofstreffen zur Amazonas-Region.

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Erstellt:
23. September 2019, 07:17 Uhr

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