Straßenfest-Organisator Häfner gestorben

Eventmanager aus Allmersbach war mehr als nur Dienstleister.

So kennen ihn die Backnanger: Jürgen M. Häfner, langjähriger Organisator des Backnanger Straßenfests, behielt stets den Überblick. Foto: E. Layher

© Edgar Layher

So kennen ihn die Backnanger: Jürgen M. Häfner, langjähriger Organisator des Backnanger Straßenfests, behielt stets den Überblick. Foto: E. Layher

Von Ingrid Knack

ALLMERSBACH IM TAL. Für viele völlig überraschend ist Jürgen M. Häfner nach einer schweren Krankheit, von der kaum jemand wusste, im Alter von 71 Jahren gestorben. Die Backnanger verbinden ihn vor allem mit dem Straßenfest. Seit 1996 lag die Organisation komplett in seinen Händen. Erst 2018 wurde sein Vertrag abermals bis 2022 verlängert. Der Gemeinderatsbeschluss fiel einstimmig aus. Über die drei Straßenfest-Tage und vier Nächte schien Häfner fast immer vor Ort zu sein, im Organisationsbüro und in den Straßen und Gassen, wo auch das von ihm eingesetzte Sicherheitspersonal unterwegs war. OB Frank Nopper: „Jürgen Häfner war über ein Vierteljahrhundert hinweg der leidenschaftliche und unermüdliche Organisator, Macher und Schaffer des Backnanger Straßenfests. Er wird dem Backnanger Straßenfest und uns allen sehr fehlen.“

Bereits 1991 hatte Klaus Erlekamm, der einstige Backnanger Hauptamtsleiter und spätere Kulturamtsleiter sowie Erfinder des Straßenfests, den Eventmanager Jürgen M. Häfner mit ins Boot geholt. Denn das Fest war immer größer geworden, die Arbeit konnte nicht mehr von der Stadt allein gestemmt werden. „Er war für mich als Organisationspartner unentbehrlich geworden“, sagt Klaus Erlekamm rückblickend. Häfner habe sich stets als Dienstleister bezeichnet, sei aber weitaus mehr gewesen. „Man hat sich auf ihn verlassen können“, weiß Erlekamm. Der Tod Häfners sei ein großer Verlust für Backnang, auch viel Wissen gehe mit ihm verloren.

Fels in der Brandung und immer zuverlässig.

Bei seinen Auftraggebern hatte Häfner nicht nur den Ruf, dass man sich 100-prozentig auf ihn verlassen konnte. Immer wieder wird auch genannt, dass er versucht hat, alle Wünsche erfüllen zu können. Dabei strahlte er eine große Ruhe aus. Den Stress, den er dabei ganz bestimmt hatte, sah man ihm nicht an.

Cherry Gehring, den man unter anderem als Keyboarder und Sänger von Pur, als Frontmann der Comedygruppe Backblech und als Jurymitglied des Backnanger Nachwuchsfestivals kennt, bezeichnet Häfner als Fels in der Brandung, zuverlässig und integer. Außerdem sei er ungemein flexibel gewesen. Fast Unmögliches habe er möglich gemacht. Viele Künstler verdankten ihm immer wieder Auftritte bei den von ihm organisierten Events. Dass es Häfner nicht allein ums Geschäft ging, sondern dass er auch mit Herz und Seele dabei war, zeigen zum Beispiel Pläne fürs wegen Corona ausgefallene 50. Backnanger Straßenfest in diesem Jahr. Dafür sollte nach den Aussagen Cherry Gehrings ein Wolle-Kriwanek-Titel mit einem Backnang-Text versehen werden. Die Instanz dahinter sei Häfner gewesen, so Cherry Gehring, der einen der musikalischen Parts übernehmen sollte. Und der Veranstaltungstechniker Torsten Lang aus Schwaikheim, der mit Häfner 27 Jahre lang zusammengearbeitet hat, betont: „Die Geselligkeit bei den Veranstaltungen war ihm wichtig.“ Dafür habe er stets die besten Voraussetzungen schaffen wollen.

1982 hatte Jürgen M. Häfner seine Eventmanagementagentur in Allmersbach im Tal, das jmh-Studio, eröffnet. Konzeption, Booking und Bühnenregie aus einer Hand gehören zum Geschäftskonzept des Unternehmens, in dem auch seine Frau mitarbeitet. Ob Gala, Messe, Modenschau, Festival oder Konzert – Häfner hat das Unternehmen breit aufgestellt. Bei herausragenden Veranstaltungen im Rems-Murr-Kreis und darüber hinaus sorgte er für einen perfekten Auftritt und einen reibungslosen Ablauf. Seien es nun die Wirtschaftsgespräche in Backnang, das Sommerfest des Rems-Murr-Kreises, die Winterkulturtage im Schwäbischen Wald, der City-Treff in Winnenden oder das Inklusionsfestival Mensch Mensch in Ludwigsburg. Auch bei Firmenevents, der Ausbildungsmesse Fokus Beruf, beim Allmersbacher Wiesafeschd, beim Backnanger classic-ope(r)n-air oder bei der Eislaufarena in Backnang übernahm er mal mehr, mal weniger umfangreiche Aufgaben. Überdies unterstützte Häfner das Stadtmarketing-Team in Teilbereichen etwa beim Gänsemarkt oder beim Tulpenfrühling in Backnang. „Veranstaltungen waren sein Leben“, weiß Torsten Lang. Nie habe Häfner an Ruhestand gedacht. „Das kam für ihn gar nicht infrage.“

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Erstellt:
24. Dezember 2020, 06:00 Uhr

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