Straßenfest-Podcast „Koi Zeit“: Den Schaustellerberuf im Blut

„Koi Zeit“ (2) Mark Roschmann, Betreiber des Rummelplatzes, spricht in der zweiten Folge unseres Podcasts über den Schaustellerberuf und die Besonderheiten des Backnanger Straßenfests. Das Familienunternehmen ist schon seit der ersten Auflage des Events dabei.

Marsch Roschmann gibt in der zweiten Podcast-Folge Einblicke in das Schaustellergewerbe.Foto: Alexander Becher

© Alexander Becher

Marsch Roschmann gibt in der zweiten Podcast-Folge Einblicke in das Schaustellergewerbe.Foto: Alexander Becher

Von Kai Wieland

Backnang. „Ich bin damit aufgewachsen“, erzählt Mark Roschmann, der noch wenige Minuten zuvor auf der Backnanger Bleichwiese den Aufbau der Fahrgeschäfte beaufsichtigt und natürlich selbst mit angepackt hat. Jetzt befindet er sich für die Aufnahme der zweiten Podcastfolge von „Koi Zeit“ im Studio von Beïs Creations in der Gartenstraße und spricht über seine Kindheit und Jugend als Spross einer Schaustellerfamilie: „Nach der Schule, nach den Hausaufgaben, ging es gleich auf den Festplatz.“

Mark Roschmann betreibt das Unternehmen bereits in der vierten Generation. Schon beim ersten Straßenfest, als der Rummel noch im Graben stattfand und die Fahrgeschäfte auf Schutt aufgestellt werden mussten, war die Familie Roschmann mit an Bord. Seitdem hat sich viel getan, sowohl beim Straßenfest an sich als auch auf dem Rummel. „Veränderungen gab es viele, aber man muss den ganzen Job dem Zeitgeist entsprechend ausfüllen“, sagt der 42-Jährige im Gespräch mit Carolin Aichholz und Kai Wieland. Als Generalunternehmer ist er der Ansprechpartner der Stadt für den Vergnügungspark und letztlich der Betreiber des Rummels.

Das gut geölte Uhrwerk hinter dem lauten und bunten Rummel

Ein Straßenfest ohne Riesenrad, Kettenkarussell und Boxautos, aber auch ohne Dosenwerfen, gebrannte Mandeln und Schokofrüchte ist für die meisten Besucherinnen und Besucher beinahe unvorstellbar. Ebenso schwer greifbar ist allerdings der enorme logistische und organisatorische Aufwand, von der körperlichen Arbeit in der Sommerhitze oder dem obligatorischen Straßenfestregen ganz zu schweigen, der hinter dem Rummelplatz steckt. „Es ist exotisch, aber mit Romantik hat es nicht viel zu tun“, erklärt Roschmann. „Wir kommen gerade vom Göppinger Maientag und waren jetzt wirklich rund um die Uhr beschäftigt.“

Der Aufbau des Backnanger Straßenfests sei angesichts der beengten Platzverhältnisse zudem besonders anspruchsvoll, entsprechend lang sind derzeit seine Arbeitstage. „Man verbringt sein Leben auf einem Parkplatz“, sagt er schmunzelnd. „Das muss man halt wollen.“

Das Leben im Schaustellergewerbe hat generell seinen eigenen Rythmus, sowohl bezogen auf die Arbeitstage als auch auf das Jahr. Niemand weiß das besser als Mark Roschmann, der zwischen März und November einen beträchtlichen Teil seiner Zeit auf Festplätzen und im Wohnwagen verbringt. „Wenn ich wieder in meiner Wohnung bin, freue ich mich, um Ecken laufen zu können, weil die gibt es im Wohnwagen nicht“, sagt er und lacht. Dennoch sei er jedesmal froh, wieder hinausfahren zu können – zumal es eine Zeit gegeben hat, in der die Räder seiner Fahrgeschäfte zwangsläufig stillstanden.

Corona-Jahre waren eine schwere Zeit

„Das war schon eine schwere Zeit“, bestätigt Mark Roschmann mit Blick auf die Corona-Jahre. Er ist Erster Vorsitzender des Schaustellerverbands Südwest Stuttgart und setzt sich als solcher auch für die Belange seines Berufsstands ein. Das Schaustellergewerbe gehört zu den Bereichen, welche von der Pandemie besonders hart getroffen wurden, und Mark Roschmann ist froh und stolz, diese schwierige Phase sowohl finanziell als auch kräftemäßig überstanden zu haben. Vielen Menschen sei nämlich gar nicht klar, wie kapitalintensiv sein Gewerbe ist, betont er.

Darüber, wie sein Berufsstand in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird, macht sich Mark Roschmann allerdings keine Gedanken. „Ich glaube, wir geben kein schlechtes Bild ab“, ist er sich sicher. Der Andrang auf den Festplätzen gibt ihm Recht. „Die Besucherzahlen sind im Grunde wieder wie davor.“ Klar, wer kann einer Zuckerwatte auch schon widerstehen?

So gehts: Folge zwei unserer Podcasts „Koi Zeit“ mit Mark Roschmann sowie die erste Folge mit Premierengast Sanoj Abraham finden Sie hier. Einfach auf Play klicken und schon gehts los. Die dritte Podcast-Folge mit Marina Heidrich erscheint am Straßenfestsamstag.
Zur Person

Familienbetrieb Mark Roschmann führt den Schaustellerbetrieb seiner Familie bereits in der vierten Generation, das Unternehmen ist in Eislingen ansässig. Zwischenzeitlich absolvierte er eine Lehre als KfzMechaniker.

Werdegang Neben der Tätigkeit als Generalunternehmer und seinen eigenen Fahrgeschäften und Verkaufsständen ist Roschmann auch Vorsitzender des Schaustellerverbands Südwest Stuttgart.

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Erstellt:
22. Juni 2023, 06:00 Uhr

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