Polarisierender Stadtgeländewagen

SUV – die große deutsche Hassliebe

Das sogenannte Sport Utility Vehicle ist auch im ersten Quartal 2025 wieder der am häufigsten zugelassene Fahrzeugtyp Deutschlands. Doch gleichzeitig wächst auch die Kritik an den Stadtgeländewagen.

Passt ein Großgeländewagen in die Großstadt?

© Imago/A. Hettrich

Passt ein Großgeländewagen in die Großstadt?

Von Peter Stolterfoht

Ein SUV zeigt seine der Stärke, noch bevor er sich in Gang setzt. Was überzeugt, ist ein großzügiges Platzangebot, das Fahrer, Beifahrer und Mitfahrer geboten wird. Dazu kommt eine erhöhte Sitzposition, die den Einstieg im Vergleich zu vielen anderen Autos ohne Verrenkungen zulässt. Verbunden mit einem gestiegenen Sicherheitsgefühl. So lauten die am häufigsten genannten Vorteile, die Halterinnen und Halter eines Stadtgeländewagen an diesen Fahrzeugen schätzen. Offenbar eine weitverbreitete Meinung. Denn mit einem über 30-prozentigen Anteil bei den Neuzulassungen ist das SUV-Segment das beliebteste in Deutschland.

Je kleiner ein SUV, desto beliebter

Auf der anderen Seite würden es 32 Prozent der Bevölkerung laut einer aktuellen Umfrage befürworten, wenn SUV höher als andere Pkw- Typen besteuert werden. Und 18 Prozent der Befragten sind es, die ein kategorisches SUV-Verbot unterstützen. Es ist also eine Hassliebe, die mit diesem Auto verbunden ist.

Diese Widersprüchlichkeit lässt sich allerdings erklären, wenn man sich die beliebtesten SUV genauer anschaut. Im ersten Quartal 2025 lagen kleine und mittlere Geländelimousinen in der Verkaufsstatistik ganz vorne. Hinter dem Spitzenreiter VW-Golf stehen auch zwei SUV von Volkswagen in der Beliebtheitsskala ganz weit vorne. Es sind der Klein-Geländewagen T-Roc und sein etwas größerer Bruder Tiguan. Was den Schluss nahe legt: jeder kleiner ein SUV, desto beliebter ist er. Während mit Gewicht, Größe, Preis auch die Ablehnung zu wachsen scheint.

Es sind in erster Linie die Luxus-SUV, die Kritik auf sich ziehen. Vor allem in der Stadt, wo die XXL-Fahrzeuge oft nicht gern gesehen werden, wo enge Straßen, wenig Parkplätze, viele Fußgänger und Fahrradfahrer das Bild prägen. Dort werden die Verbrenner-Varianten zunächst einmal als Umweltproblem wahrgenommen. Aber auch in der E-Variante werden den großen Geländewagen ein aggressiv wirkendes Erscheinungsbild zugeschrieben und nicht selten als Bedrohung wahrgenommen. Oder einfach nur als fehl am Platze. Ein Land Rover oder eine G-Klasse seien in der freien Wildbahn besser aufgehoben, mit einem Förster am Steuer oder einem Großbauern – zum Abfahren seiner Ländereien. So die verbreitete Meinung

Das sind Einschätzungen, die auch als Leserreaktionen bei dieser Zeitung angekommen sind. Zum Beispiel vor drei Jahren nach einer Reportage über den Fahrer eines High-End-Geländewagens und dessen Beweggründe.

Branchenexperte warnt vor Imageproblem

Etwa zur selben Zeit hatte schon damals der Branchenexperte Ferdinand Dudenhöfer aufgrund von Imageproblemen den deutschen Herstellern empfohlen, die ganz großen SUV wie den BMW X7 oder den Audi Q7 aus ihren Programmen zu streichen. „Wenn in Märkten wie USA oder China die Dickschiffe boomen und glänzende Gewinne einspielen, sollte man nicht leichtfertig diese Fahrzeuge in die engen europäischen Großstädte bringen“, so Dudenhöfer: „Premiumkäufer werden sich irgendwann schwer damit tun, Markenprodukte zu kaufen, die mit gesellschaftlichen Akzeptanzproblemen verbunden sind.“

Zu diesem Imageproblem dürfte aktuell auch der tödliche Unfall mit einem großen Geländewagen in der Stuttgarter Innenstadt beitragen. Ungeachtet der Tatsache, dass nicht feststeht, ob dieses furchtbare Ereignis bei einem kleineren Auto einen anderen Ausgang genommen hätte.

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Erstellt:
11. Mai 2025, 15:06 Uhr

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