Tennisverein wirbt um Neubau des Vereinsheims

Für die Erneuerung des Vereinsheims braucht der SVU Tennis 1976 die Unterstützung der Gemeinde. Da in Weissach im Tal demnächst mehrere größere Investitionen anstehen, favorisieren einige Gemeinderäte die Sanierung. Andere befürworten den Vorschlag des Vereins, das Heim komplett neu zu bauen.

Bei einer Sanierung des Vereinsheims würden wohl rund 480000 Euro fällig, ein Neubau könnte um die 800000 Euro kosten. Foto: A. Becher

© Alexander Becher

Bei einer Sanierung des Vereinsheims würden wohl rund 480000 Euro fällig, ein Neubau könnte um die 800000 Euro kosten. Foto: A. Becher

Von Melanie Maier

Weissach im Tal. Dass das Tennisheim des SVU erneuerungsbedürftig ist, da sind sich alle einig, die Mitglieder des Tennisvereins wie die Gemeinderäte. Das betonten gleich mehrere von jenen, die vor einigen Wochen bei einer Begehung des Heims dabei waren, in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats.

Wie genau die Erneuerung aussehen soll, dafür kam allerdings noch keine Einigung zustande. Während der Verein für einen Neubau plädierte, sprachen sich manche Gemeinderäte für eine Sanierung des Heims aus – auch in Anbetracht der hohen Kosten, die durch andere Projekte wie die Sanierung und Modernisierung der Schule an der Weissach, den Neubau des Feuerwehrgerätehauses oder den barrierefreien Umbau des Rathauses in nächster Zeit auf die Gemeinde zukommen werden (wir berichteten).

In der Gemeinderatssitzung stellten der erste Vorsitzende Sven Gürtler, Kassenwart Michael Hahn und Horst Schlehner vom Bauausschuss den Stand der Dinge vor. Der SV Unterweissach Tennis 1976 hat nach Angaben von Gürtler 210 Mitglieder, davon rund 55 Jugendliche. Die Mitglieder kommen sowohl aus Weissach im Tal als auch aus dem Umland. Der 1976 gegründete Verein verwaltet sein Klubheim selbst, auf die Einnahmen ist er angewiesen. Diese fließen komplett in Personal- und Materialkosten, „will sagen, in den Erhalt und die Pflege unserer Tennisanlage“, führt Sven Gürtler aus.

Um das 1986 als gebrauchtes Fertighaus erworbene Vereinsheim zu modernisieren, war zunächst angedacht gewesen, nur den hinteren Teil des Heims zu sanieren sowie einen Raum für Schulungen anzubauen. Nach Gesprächen mit dem federführenden Büro „Dietl Architekten+Ingenieure“ aus Unterweissach kam der Verein aber zu dem Schluss, dass die Differenz zwischen den erwarteten Sanierungskosten (rund 480000 Euro) und denen für Abbruch und Neubau (rund 800000 Euro) so gering wäre, dass nur Zweiteres Sinn ergeben würde, so Sven Gürtler. Ein Neubau hätte zudem die Vorteile, dass er auf die Bedürfnisse des Vereins zugeschnitten und unter klimafreundlichen Gesichtspunkten gebaut werden könnte. Zudem würde er die Attraktivität des Vereins erhöhen. „Mit einem neuen Vereinsheim wollen wir uns für die nächsten 30, 40, 50 Jahre aufstellen“, schloss Sven Gürtler.

Ohne die Unterstützung der Gemeinde ist das jedoch nicht möglich. Sowohl für die Sanierung als auch für einen Neubau würde der Tennisverein zwar einen Zuschuss von 15 Prozent der förderfähigen Kosten vom Württembergischen Landessportbund erhalten. Dazu würde der Verein zudem ein Darlehen aufnehmen, um einen gewissen Eigenanteil beizutragen. Den Löwenanteil – wohl zwischen 80 und 90 Prozent – müsste jedoch die Gemeinde stemmen. Ähnlich wie beim Neubau des Fußballvereinsheims, das die Gemeinde bei rund 1,2 Millionen Euro Gesamtkosten mit 500000 Euro bezuschusste. Ob Ähnliches auch beim Tennisvereinsheim passieren soll, da waren die Räte unterschiedlicher Meinung.

„Auf lange Sicht wäre der Neubau der vernünftigere Weg“, sagte etwa Dietmar Schönberger (SPD). „Aber die Gemeinde schwimmt natürlich nicht in Geld und wir planen momentan einige größere Investitionen.“ Die Arbeit des Vereins wäre „super“, aber man müsste genau schauen, wo das Geld hingehen würde. „Das schultert am Ende jeder Weissacher, egal ob er Tennis spielt oder nicht.“

Luciano Longobucco (LWB) betonte, der Gemeinderat wäre einer Meinung, dass jedem Verein im Ort geholfen werden sollte, sich zukunftsfähig aufzustellen. Wie genau das im konkreten Fall aussehen soll, sagte er aber nicht. Mit dem Thema Nachhaltigkeit für einen Neubau zu argumentieren sah er jedoch kritisch, er „verbraucht schließlich auch Ressourcen“. Auch Thomas Obermüller, ebenfalls LWB, konnte sich nicht für einen Neubau erwärmen. „Ich kann 450000 Euro nicht so leicht in die Nähe von 800000 Euro rücken“, sagte er. „Für mich ist das ein großer Unterschied.“ Das Geld, fuhr er fort, hätte die Gemeinde ebenfalls nicht: „Dafür macht die Gemeinde auch Schulden.“

Carl Höfer (CDU/FWV) sprach sich für einen Neubau aus. „Ich glaube, dass sich die Mehrkosten in einem deutlichen Mehrwert spiegeln werden“, sagte er. „Und wenn wir in zehn Jahren wieder ranmüssen, hat es sich für die Gemeinde nicht gelohnt, jetzt Geld zu sparen.“ Höfer sah es als Pflicht der Gemeinde an, zu unterstützen, aber auch von Vereinsseite so viel beizusteuern wie möglich und zu überprüfen: Was ist nötig, was „nice to have“ (schön zu haben)?

Auch sein Fraktionskollege Timo Hirzel plädierte für den Neubau, „sonst spielen die Weissacher nachher in Backnang Tennis“. Daneben sah er es kritisch, 450000 Euro in die Sanierung des veralteten Vereinsheims zu investieren: „Ich glaube, wir kommen an einem Neubau gar nicht vorbei.“

Zu einer Abstimmung kam es noch nicht. Der Tennisverein müsste nun erst einmal überprüfen, welche Finanzierungsmöglichkeiten es gibt, welche Eigenleistung erbracht werden könnte und welchen Betrag die Gemeinde übernehmen müsste, sagte Bürgermeister Ian Schölzel. „Diese Grundlage braucht der Gemeinderat, um eine fundierte Entscheidung zu treffen.“ Er wandte sich tröstend an die Vereinsvertreter: Auch bei der Feuerwehr und beim Fußballverein wäre es nicht bei einem Aufschlag im Gemeinderat geblieben. Das nächste Mal wird das Gremium wohl im Frühjahr 2022 über die Zukunft des Vereinsheims beraten.

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Erstellt:
3. Dezember 2021, 06:00 Uhr

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