THW trainiert auf Backnanger Abrissgelände für den Ernstfall

Die Backnanger Ortsgruppe des Technischen Hilfswerks hat die Trümmerhaufen auf dem Gelände der Karl-Euerle-Halle genutzt, um verschiedene Einsatzszenarien zu üben. Mit Drohne, Rettungshunden und Atemschutzausrüstung wurden Ortung und Bergung geübt.

Üben im Trümmerhaufen: Für die THWler bieten sich auf dem Abrissgelände viele Trainigsmöglichkeiten.Fotos: Alexander Becher

© Alexander Becher

Üben im Trümmerhaufen: Für die THWler bieten sich auf dem Abrissgelände viele Trainigsmöglichkeiten.Fotos: Alexander Becher

Von Kristin Doberer

Backnang. Hoch stapeln sich die Haufen von großen Betonteilen, aus denen lange Eisenstäbe hervorstehen, auf der einen Seite des Geländes, auf der anderen Seite sammeln sich Schutt und Ziegelsteine. Viel übrig ist nicht mehr von der Karl-Euerle-Halle, lediglich der Eingangsbereich und einige Technikräume im Keller sind noch zugänglich. Während an Sport nicht mehr zu denken ist, haben die Mitglieder des Technischen Hilfswerks (THW) der Ortsgruppe Backnang das Areal am Samstag zu ihrer Spielwiese gemacht. Hoch über dem Gelände summt die Drohne des THWs, mitten zwischen den Trümmern steht ein voll beladenes Einsatzfahrzeug, in einer Ecke brummen Bohrer und mittendrin suchen sich die Helfer und die Rettungshunde ihren Weg über die Trümmer. Für die Ehrenamtlichen des THWs bietet das Gelände eine gute Möglichkeit, um verschiedenste Einsatzszenarien durchzuspielen. Besonders die Ortung und Bergung von verschütteten Personen konnten auf den Trümmergelände geübt werden.

Drohnentrupp Dem THW stehen verschiedenen Möglichkeiten zur Verfügung, um verletzte Personen zu finden. Eine Option ist die Suche aus der Luft. Der Drohnentrupp kann die Gesamtsituation von oben schnell erfassen, mit einer Wärmebildkamera sind die Menschen auf dem Gelände sofort auf dem Bildschirm der Einsatzleitung auszumachen. „Im Einsatz kann man so außerdem sehen, wo vielleicht ein guter Zugang zum Gebäude ist“, erklärt Ortsbeauftragter Steffen Hoffmann. Je nach Anforderungen des Einsatzes können so auch 3-D-Bilder oder Vorher-nachher-Bilder entstehen. „Zum Beispiel wollen wir den normalen Wasserstand der Murr damit dokumentieren, um in Falle eines Hochwassers dann genau die gleichen Bilder nochmals aufzunehmen und so die Entwicklung zu beobachten“, meint Hoffmann. Vier Personen sind aktuell beim Drohnentrupp, die mit verschiedene Drohnen operieren können. Mit einer kleineren kann sogar in Gebäuden geflogen werden.

Abriss der Karl-Euerle-Halle

Auf der Maubacher Höhe in Backnang hat Mitte Januar der Abbruch der mehr als 50 Jahre alten Karl-Euerle-Halle begonnen. Sie soll bis Ende 2024 durch eine neue vierteilige Sporthalle ersetzt werden.

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Abrissarbeiten an der Karl-Euerle-Halle in Backnang
Abrissarbeiten an der Karl-Euerle-Halle in Backnang

© Alexander Becher

Abrissarbeiten an der Karl-Euerle-Halle in Backnang
Abrissarbeiten an der Karl-Euerle-Halle in Backnang

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Abrissarbeiten an der Karl-Euerle-Halle in Backnang
Abrissarbeiten an der Karl-Euerle-Halle in Backnang

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Mario Hoffmann von der Firma JMS in Weinstadt ist der Mann an den Steuerknüppeln...
Mario Hoffmann von der Firma JMS in Weinstadt ist der Mann an den Steuerknüppeln des Baggers.

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Abrissarbeiten an der Karl-Euerle-Halle in Backnang
Abrissarbeiten an der Karl-Euerle-Halle in Backnang

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Abrissarbeiten an der Karl-Euerle-Halle in Backnang
Abrissarbeiten an der Karl-Euerle-Halle in Backnang

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Abrissarbeiten an der Karl-Euerle-Halle in Backnang
Abrissarbeiten an der Karl-Euerle-Halle in Backnang

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Abrissarbeiten an der Karl-Euerle-Halle in Backnang
Abrissarbeiten an der Karl-Euerle-Halle in Backnang

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Abrissarbeiten an der Karl-Euerle-Halle in Backnang
Abrissarbeiten an der Karl-Euerle-Halle in Backnang

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Abrissarbeiten an der Karl-Euerle-Halle in Backnang
Abrissarbeiten an der Karl-Euerle-Halle in Backnang

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// Abrissarbeiten an der Karl Euerle Halle in Backnang im Januar 2023
// Abrissarbeiten an der Karl Euerle Halle in Backnang im Januar 2023

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// Abrissarbeiten an der Karl Euerle Halle in Backnang im Januar 2023
// Abrissarbeiten an der Karl Euerle Halle in Backnang im Januar 2023

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Abrissarbeiten an der Karl-Euerle-Halle in Backnang
Abrissarbeiten an der Karl-Euerle-Halle in Backnang

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Abrissarbeiten an der Karl-Euerle-Halle in Backnang
Abrissarbeiten an der Karl-Euerle-Halle in Backnang

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Abrissarbeiten an der Karl-Euerle-Halle in Backnang
Abrissarbeiten an der Karl-Euerle-Halle in Backnang

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Abrissarbeiten an der Karl-Euerle-Halle in Backnang
Abrissarbeiten an der Karl-Euerle-Halle in Backnang

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Abrissarbeiten an der Karl-Euerle-Halle in Backnang
Abrissarbeiten an der Karl-Euerle-Halle in Backnang

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Abrissarbeiten an der Karl-Euerle-Halle in Backnang
Abrissarbeiten an der Karl-Euerle-Halle in Backnang

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Abrissarbeiten an der Karl-Euerle-Halle in Backnang
Abrissarbeiten an der Karl-Euerle-Halle in Backnang

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Hundestaffel Neben der Ortung durch technische Mittel gibt es in Backnang aber auch tierische Unterstützung. Eine Hundestaffel, bestehend aus etwa zehn Hunden, kann in Trümmern verschüttete Personen oder auf der Fläche vermisste Menschen finden. Auch die Fellnasen trainieren am Samstag fleißig auf dem Gelände der Karl-Euerle-Halle. Leichtfüßig huschen sie über die Trümmer, schlängeln sich an den hervorstehenden Eisenstangen vorbei und eilen durch enge Schächte im Keller. Von den lautstarken Bohrern ihrer menschlichen Kollegen lassen sie sich dabei ebenso wenig ablenken wie von dem Surren der Drohne über ihnen. „Selbst wenn eine Kettensäge neben ihnen läuft, würde sie das nicht stören. Die Rettungshunde werden so trainiert, dass sie nur auf liegende Personen reagieren“, sagt Hoffmann. Finden sie die gesuchte Person, bellen sie und informieren so ihre Hundeführer über den genauen Fundort. Dafür fließt viel Zeit in das Training der Hunde: Etwa zweimal pro Woche treffen sich die Hundeführer des THWs, um genau solche Szenarien zu üben. Auch für die Tiere ist der Einsatz auf dem Abrissgelände eine wertvolle Übung. „Für die Hunde ist es etwas ganz anderes, wenn sie in einem Trümmerfeld suchen müssen, als wenn sie über ebene Flächen laufen“, erklärt Hoffmann. Das sei für die Tiere anspruchsvoller, sie müssen auf andere Gefahren achten. Trotzdem kennen sich die schlauen Tieren auf dem Gelände schnell aus. „Schon beim dritten Durchgang laufen sie genau die Ecken an, in denen sie vorher Personen gefunden haben.“ Deshalb sei es wichtig, dass die Hunde immer wieder auf neuen und abwechslungsreichen Arealen üben können.

In Atemschutzausrüstung suchen die Helfer über die Trümmer einen Zugang zum Gebäude.

© Alexander Becher

In Atemschutzausrüstung suchen die Helfer über die Trümmer einen Zugang zum Gebäude.

Bergungstrupp Die Ortung von verschütteten und vermissten Personen ist im Ernstfall aber nur eine Aufgabe des THWs. Diese dann auch schnell und sicher zu bergen gehört ebenso dazu. Dazu müssen die Helfer oft zu schwerem Gerät greifen. Geübt wurde deshalb ein Mauerdurchbruch an einer der wenigen noch stehenden Wände der Karl-Euerle-Halle. Mit verschiedenen Geräten bearbeiten die Helfer einen kleinen Teil der Mauer, gerade so groß, dass eine liegende Person durch das Loch gerettet werden könnte. „Das können wir tatsächlich nicht so oft üben, deshalb geht es hier nicht um Schnelligkeit, sondern darum, dass alle die Geräte mal bedienen“, erklärt Zugführer Benjamin Wieland. Auch ganz konkrete Szenarien werden durchgespielt. Für einen Bergungstrupp heißt die Aufgabe am Samstag zum Beispiel, eine verletzte Person aus einem Gebäude zu retten, in dem giftige Gase ausgetreten sind. Das heißt: Einsatz in Atemschutzausrüstung.

Hunde durchsuchen auch enge Schächte.

© Alexander Becher

Hunde durchsuchen auch enge Schächte.

Drei Helfer begeben sich mit Sauerstoffmaske ins Gebäude, drei bleiben zurück, um in Notfall schnell unterstützen zu können. „Wichtig ist hier, die Kommunikation zu üben, sowohl innerhalb des Trupps als auch mit der Einsatzleitung draußen“, erklärt Benjamin Wieland. Besonders die Maske erschwere die Verständigung. Der Trupp arbeitet sich in den Keller vor, hier finden sie die Person – oder im Übungsfall eine Stoffpuppe – in einem Schacht. Während zwei Helfer in den Schacht klettern, bleibt die dritte Helferin zurück und meldet den Fund dem Team draußen. Auf Wielands Aufforderung simuliert sie dann eine Ohnmacht. „Bei schwerer Arbeit verbraucht man deutlich mehr Sauerstoff“, so Wieland. So ein Fall könne vorkommen, deshalb werde immer auch die Rettung von Einsatzkräften mit in die Übungen eingebaut. Die Helfer wissen genau, wie sie reagieren müssen. Schnell kommt die zweite Gruppe dazu, sowohl die Stoffpuppe als auch die Helferin werden über die Trümmer aus dem Gebäude getragen. Anschließend wird ausführlich besprochen, was gut lief und was noch besser hätte sein können.

Auf dem Abrissgelände der Karl-Euerle-Halle können die THWler realistischer üben. Zum Beispiel einen Wanddurchbruch. Fotos: Alexander Becher

© Alexander Becher

Auf dem Abrissgelände der Karl-Euerle-Halle können die THWler realistischer üben. Zum Beispiel einen Wanddurchbruch. Fotos: Alexander Becher

Mehrmals spielen die Einsatzkräfte des THWs solche und andere Szenarien durch. „Üben, üben, üben – das ist das Wichtigste“, sagt Steffen Hoffmann. „Wir wollen erreichen, dass jeder auch nachts um 3 Uhr sofort genau weiß, wie er ein Stromaggregat einschalten muss“, nennt er ein Beispiel. Und auch, wenn der Rems-Murr-Kreis selbst kein Erdbebengebiet ist, sei die Übung in solchen Abrisshäusern sehr wichtig. Obwohl das Haupteinsatzgebiet in der Region liegt, werden die THWler immer wieder auch zu Einsätzen an anderen Orten gerufen. Im Ahrtal waren die Backnanger zum Beispiel neun Wochen lang im Einsatz, immer wieder helfen die Ehrenamtlichen auch im Ausland bei Katastrophenfällen.

Ein Teil der Gruppe spielt die verschiedenen Szenarien bis etwa 12 Uhr durch. Einige bleiben sogar noch länger, weil sie noch zusätzliche Einsätze üben wollen, zum Beispiel das Absichern eines einsturzgefährdeten Durchgangs mit Holzbalken. Steffen Hoffman ist froh, dass die Zusammenarbeit mit dem Bauleiter und der Stadt gut klappt und dem THW immer wieder der Zugang so solchen Abrissgeländen möglich gemacht wird. Nicht nur, weil die Szenarien hier viel realistischer geprobt werden können. „Das macht natürlich auf so einem Gelände auch viel mehr Spaß, als die Ortung und Bergung in einem Einfamilienhaus zu üben“, sagt er. „Und Mauerdurchbrüche kann man da auch eher selten üben“, meint er lachend.

Abriss Die Abrissarbeiten der Karl-Euerle-Halle haben wir in einem Zeitraffervideo festgehalten. Zu finden ist dieses unter www.bkz.de/abriss.

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Erstellt:
6. Februar 2023, 06:00 Uhr

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