Kürzester Tag, längste Nacht

Tiefpunkt erreicht: Am Sonntag ist Wintersonnenwende

Kürzester Tag und längste Nacht: Am Sonntag beginnt der Winter. Ein Wendepunkt, der auch in der Lichtsymbolik von Weihnachten gefeiert wird. Schon bald ist es wieder länger hell.

Am Sonntag (21. Dzemeber) um 16.03 Uhr ist Winteranfang. Dann ist auf der Nordhalbkugel der kürzeste Tag und die längste Nacht des Jahres.

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Am Sonntag (21. Dzemeber) um 16.03 Uhr ist Winteranfang. Dann ist auf der Nordhalbkugel der kürzeste Tag und die längste Nacht des Jahres.

Von KNA/Markus Brauer

Bald ist der Tiefpunkt erreicht: Am Sonntag (21. Dzemeber) um 16.03 Uhr ist Winteranfang. Dann ist auf der Nordhalbkugel der kürzeste Tag und die längste Nacht des Jahres. An diesem Tag erreicht die Sonne nördlich des Äquators ihre geringste Mittagshöhe. Im Süden beginnt der Sommer, mit dem längsten Tag und der kürzesten Nacht des Jahres.

Kürzester Tag, längste Nacht des Jahres

Die Sonne geht dann vielerorts in Deutschland schon gegen 15.54 Uhr unter. Doch es gibt es regionale Unterschiede:

  • In Berlin ist es lediglich etwa 7 Stunden und 39 Minuten hell
  • in Frankfurt am Main hingegen 8 Stunden und 3 Minuten
  • in München sind es immerhin 8 Stunden und 21 Minuten.
  • Dass der Tag in Hamburg deutlich kürzer ist als etwa in München, liegt an der nördlicheren Lage der Hansestadt. Zum Ausgleich ist er dort dafür im Sommer aber länger als im Süden der Republik.
  • Doch dann geht es wieder aufwärts: Ist die Tageslänge für Köln am 21. Dezember auf 7 Stunden und 59 Minuten berechnet, sind es zu Silvester dann schon wieder fünf Minuten mehr. Und schon am 31. Januar liegen zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang 9 Stunden und 15 Minuten.

Kontrast von hell und dunkel

Dass der Winteranfang in diesem Jahr auf den vierten Advent fällt, hat eine hohe symbolische Bedeutung. Denn dann wird auch die vierte und letzte Kerze des Adventskranzes angezündet. Für Christen das Zeichen, dass bald das Licht in die Finsternis kommt, wie es im Johannes-Evangelium heißt.

Dabei lässt sich Weihnachten, genau wie das derzeit begangene jüdische Chanukka-Fest, kaum denken ohne den Kontrast von dunkler Nacht und dem Leuchten von Kerzen und Sternen.

Seit jeher versuchen Menschen, das Dunkel der Nacht durch Mythen und Geschichten zu deuten und zu zähmen. Die Nacht ist die dunkle Schwester des Tages, geheimnisvoll und mächtig. Sie kann das Beste und das Schlechteste im Menschen hervorbringen. Sie kann von den Zwängen des Tages befreien.

Herrschaft des Teufels

In der Nacht reifen Entscheidungen, wenn man über Probleme noch einmal schlafen kann. Die Nacht auch als Grenzerfahrung: Wenn es dunkel wird, überkommt die Menschen seit je ein Unbehagen.

Geister und Teufel haben laut Volksglauben zwischen Mitternacht und Morgengrauen besondere Macht. Die Herrschaft des Teufels auf Erden dauert, wie Märchen und Sagen erzählen, von Mitternacht bis zum ersten Hahnenschrei. Oft sind es die „inneren Dämonen“, die im Dunkeln Angst und Bange machen. Zerwühlte Laken, rasender Puls - kleine Probleme bauschen sich zum Monstrum auf.

Das Volk, das im Dunkeln lebt

Auch in der Bibel und in der christlichen Tradition spielt die Nacht eine besondere Rolle. Gott offenbart sich immer wieder in Dunkel und Chaos. Schon am ersten Tag der Schöpfung – die Erde war, wie es in der Bibel heißt, „wüst und leer, und Finsternis schwebte über dem Abgrund“ – schuf Gott das Licht und trennte den Tag von der Nacht.

In der Nacht brach das Volk Israel aus Ägypten auf, um seine Freiheit wiederzuerlangen. „Das Volk, das im Dunkel lebt, sieht ein helles Licht“, dieser Satz des Propheten Jesaja wird auch als Ankündigung der Geburt des Messias interpretiert.

Beim Kreuzestod Jesu verfinstert sich der Himmel. In der Osternacht wird Auferstehung gefeiert. „Die Mitte der Nacht ist der Anfang des Tages“, lautet ein alter christlicher Osterhymnus. Darin wird Christus besungen als Licht, das in der tiefsten Finsternis aufscheint und neues Leben verheißt.

„Morgenstern der finstern Nacht“

Jesus als Licht in der Nacht: Nicht zufällig wird das Weihnachtsfest in der dunkelsten Zeit des Jahres gefeiert. An den dunklen Wintertagen erwartet man sehnsüchtig die heller werdenden Tage.

Eigentlich gibt es in der Bibel keinen konkreten Hinweis auf den Termin der Geburt Jesu. Doch manche Theologen vermuten, dass Papst Liberius im Jahr 354 n. Chr. den 25. Dezember als Weihnachtstermin festlegte, um Jesus als neue Sonne, Morgenstern und Licht in der Nacht feiern zu können.

Das spiegelt sich auch im christlichen Liedgut wider: Vor allem die Dichter des Barock haben den Morgenstern intensiv besungen. Angelus Silesius bezeichnet in seinem berühmten, gern Weihnachten gesungenen Lied „Morgenstern der finstern Nacht“ Jesus als Hoffnungslicht in der Dunkelheit.

Auch Philipp Nicolai, der Autor von „Wie schön leuchtet der Morgenstern“, hat diese Jesus-Licht-Mystik aufgenommen. KNA

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Erstellt:
17. Dezember 2025, 16:28 Uhr

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