Trends unter der Haut

Serie: Gestochen scharf Tattoos bleiben für die Ewigkeit, trotzdem schreckt manch einer nicht vor Modeerscheinungen zurück

Von Anker bis Arschgeweih: Die Mode geht, das Tattoo bleibt. Wer dann nicht wirklich Gefallen an seiner Tätowierung, sondern allein am Trend hat, dem bleibt nahezu nur eine Möglichkeit - ein anderes Motiv muss drüber. Was angesagt war, was angesagt ist, welche Motive seit Jahren gefragt sind und was gar nicht geht.

Johanna Eisenmann tätowiert bei Think Tattoos in Backnang und zeigt eine Auswahl an Motiven.

Johanna Eisenmann tätowiert bei Think Tattoos in Backnang und zeigt eine Auswahl an Motiven.

Von Anker bis Arschgeweih: Die Mode geht, das Tattoo bleibt. Wer dann nicht wirklich Gefallen an seiner Tätowierung, sondern allein am Trend hat, dem bleibt nahezu nur eine Möglichkeit - ein anderes Motiv muss drüber. Was angesagt war, was angesagt ist, welche Motive seit Jahren gefragt sind und was gar nicht geht.

Auf die Frage, warum sich Menschen tätowieren lassen, gibt es keine einfache und konkrete Antwort. Viele wollen Erinnerungen schaffen, ihre Individualität nach außen tragen oder einfach ihren Körper verschönern. Seit Jahren sind Tattoos gesellschaftstauglich, jeder fünfte Deutsche trägt ein buntes Motiv auf der Haut. Jetzt im Sommer kommt fast alle wieder zum Vorschein - und damit auch der Querschnitt durch die Tattoo-Trends der vergangenen Jahre:

Tribals, Drachen, Totenköpfe, Anker, Schriftzeichen. Obwohl man seine Tätowierung ja eigentlich gut überlegt sein sollte, da die ein Leben lang auf der Haut bleibt, gibt’s auch hier immer wieder angesagte Motive, Muster und Körperstellen. Seit einiger Zeit, sind Maori-Muster nicht mehr aus den Tattoo-Studios und von der Haut wegzudenken. „Anfangs wollten viele eben das Tattoo von The Rock“, erklärt Johanna Eisenmann vom Backnanger Tattoostudio Think. Jetzt ziert es etliche männliche Oberarme, Beine und Oberkörper. Und der Trend will einfach nicht abebben.

Anders als bei all den Federn, Sternen, Traumfängern oder Zeichen für die Unendlichkeit. An denen habe man sich satt gesehen, weiß die Tätowiererin: „Solche Sachen sind ja fast schon verpönt.“ Hin und wieder kämen auch Kunden in den Laden, für die Sterne, Federn und Co eine Bedeutung haben. „Und da sage ich, man sollte es machen. Wieso nicht?“ Wichtig ist, dass es zu einem passt und man mache das ja für sich, nicht für die anderen.

Doch neben Tattoos, die eine absolute Hochzeit erleben und an denen man sich dann auch irgendwann sattgesehen hat, gibt es Motive, die seit Jahren beliebt sind. „Totenköpfe mehr denn je“, erklärt Johanna. Die gibt’s zwar schon irgendwie immer, aber gerade jetzt erlebt das Motiv noch einmal einen Aufschwung. Ob als bunte, mexikanische Form der La Catrina oder zusammen mit einer Rose. Apropos Rose: Die sind ebenfalls nicht mehr wegzudenken. „Rosen? Immer, immer, immer. Überhaupt Blumen gibt’s immer, die gehen auch nicht mehr. Was sollten sich sonst die ganzen Mädels stechen lassen?“, sagt Johanna und grinst. Über die Jahre änderte sich zwar nicht die Motive, sondern deren Stil. Damals gefährliche Drachen sind heute eher im japanischen Stil geprägt. „Aber eigentlich sind das hauptsächlich Leute, die sowieso japanische Motive haben.“

Verschiedene Stile sind in den vergangenen Jahren immer populärer geworden. Graphisches, innerhalb dessen die Bandbreite groß, aber stets form- und farbreduziert ist oder Blackwork, bei dem es sich um einen zwar einfachen, aber technisch anspruchsvollen Stil ohne Schattierungen und natürlich ohne Farbe handelt. Das sagt auch Andreas Ebel von Partizan Tattoos in Backnang: „Graphisches aus Punkten und Realistisches sind gerade sehr gefragt.“

„Im Grunde ist es ja oft eine Message an sich oder eine Message an andere, die man nach außen tragen will“, meint Johanna. Deshalb sollte man sich von Trends nicht allzu sehr leiten lassen. Manch einer käme in den Laden mit einer genauen Vorlage. „Das ist doch schade, wenn das Tattoo dann genau so aussieht, wie das eines anderen.“ Überhaupt sei es doch toll, wenn man das Ganze individuell angeht: „Ich finde das klasse, wenn jemand eine ganz neue Idee hat.“

Was gar nicht geht? Da sind sich Andreas und Johanna einig: Namen des Partners. „Auch bei Ehepartnern mache ich das äußerst ungern. Ich sage dann mein Sprüchlein auf, doch manche schreckt das nicht ab.“

Das macht sie aus dem Grund so ungern, weil sie eben solche Tattoos oft genug zum covern, also zum Übermalen, vor sich hat. Die Tribals und Namen der Expartner will man vielleicht doch nicht sein Leben lang auf der Haut tragen, da hilft nur noch covern. „Es kommt immer drauf an, wie düster und dunkel ein Motiv ist. Aber eigentlich kann man nahezu alles covern“, so Johanna. Vor allem bei schwarzen, massiven Tribals wird es schwer. „Oft bleibt dann nur noch, große Flächen schwarz zu machen.“ Manches wird auch zuerst aufgehellt mittels Laser. Doch das kostet mit mehreren Sitzungen auf der einen Seite Zeit und vor allem eines: Geld. Beim Lasern wird das Tattoo nach und nach aufgehellt. Und zwar wird die Farbe mit kurzen Impulsen beschossen, die Farbpigmente zertrümmert und vom Körper abtransportiert und abgebaut. Doch, nicht jedes Tattoo lässt sich komplett entfernen, meist bleibt ein Schatten oder Umriss zurück. Nur in fünf bis zehn Prozent der Fälle lässt sich ein Tattoo ganz entfernen.

Info: In unserer Serie „Gestochen scharf“ dreht sich alles ums Thema Tätowierungen. Nächste Woche erzählt Kai Gehring, Kicker der SG Sonnenhof Großaspach, von seinen Kunstwerken, die er unter der Haut trägt.

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Erstellt:
4. August 2018, 06:34 Uhr

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