Trotz Coronakrise auf Wachstumskurs

Matrix Vision aus Oppenweiler wird dieses Jahr aller Voraussicht nach mit einem Umsatzplus abschließen. Das Unternehmen hat zu keiner Zeit Kurzarbeit angemeldet und erst kürzlich zwei neue Standorte eröffnet.

Die Produktion in Oppenweiler, in der Juri Kühn arbeitet, platzte aus allen Nähten. Seit vergangener Woche ist daher ein weiterer Produktionsstandort in Kirchheim am Neckar in Betrieb.  Fotos: J. Fiedler

© Jörg Fiedler

Die Produktion in Oppenweiler, in der Juri Kühn arbeitet, platzte aus allen Nähten. Seit vergangener Woche ist daher ein weiterer Produktionsstandort in Kirchheim am Neckar in Betrieb. Fotos: J. Fiedler

Von Lorena Greppo

OPPENWEILER. Es könnte schlechter laufen für Matrix Vision. „Wir sind bis jetzt relativ gut durch die Coronakrise gekommen“, sagt Standortleiter Ralf Grasmann. Überschwänglich ist er nicht, zu vieles in der näheren Zukunft ist ungewiss. Am Standort in Oppenweiler wird daher auf Sicht gefahren. Mehrere Faktoren haben dem Unternehmen für Bildverarbeitung in diesem Jahr geholfen. „Wir sind hauptsächlich in längerfristigen Projekten unterwegs“, erklärt Grasmann. Die seien trotz der Krise weitergelaufen. Zudem ist Matrix Vision in zahlreichen Branchen zu Hause. Das vielfältige Produktangebot an Industriekameras, intelligenten Kameras, Embedded-Lösungen und Software kommt in der Medizin ebenso zum Einsatz wie in der Verkehrstechnik, der Verpackungs- und Lebensmittelbranche oder der Logistik. Gerade in Pharma und Verkehrsüberwachung sei es in diesem Jahr sehr gut weitergegangen. „Zum Glück sind wir nicht so sehr von der Automobilindustrie abhängig“, fügt Grasmann an. Er gehe davon aus, dass das Unternehmen in diesem Jahr etwa 25 Millionen Euro an Umsatz verbucht, das entspräche einem Plus von zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Vorsichtig optimistisch ist Grasmann auch für 2021. Vorsichtig deshalb, weil die Einschränkungen durch die Coronakrise sich in der Akquise neuer Projekte bemerkbar machten. „Da fehlt uns knapp ein Jahr“, erklärt der Standortleiter. Die Akquise lasse sich auch nicht ohne Weiteres online betreiben. Somit habe man weniger Projekte in der Pipeline – setzt sich die Coronakrise unverändert fort, wird das irgendwann problematisch.

Der Großteil der Belegschaft arbeitet im Homeoffice.

Bisher hat das Unternehmen in Oppenweiler auch keine Kurzarbeit für seine etwa 110 Mitarbeiter anmelden müssen. „Das war nicht notwendig und wir gehen auch nicht davon aus, dass wir das brauchen werden“, sagt Grasmann. Für den Fall der Fälle sei man aber vorbereitet. So achte die Betriebsleitung darauf, dass die Überstunden der Mitarbeiter unter Kontrolle gehalten werden. Der Großteil der Belegschaft arbeite momentan im Homeoffice. Das Unternehmen habe technisch aufgerüstet. „Es funktioniert, allerdings leidet auf Dauer die Teammotivation unter dem Homeoffice“, hat der Standortleiter festgestellt. Das Zwischenmenschliche fehle einfach. Bei Matrix Vision werde das Homeoffice intelligent gesteuert. Bei einer Belegschaft von 100 Mitarbeitern am Standort in Oppenweiler sei es möglich, individuell zu schauen, ob ein Mitarbeiter gut mobil arbeiten kann. „Wer zu Hause drei Kinder, Hund und Katze um sich herum hat und keine ruhige Minute findet, dem wollen wir das nicht aufzwingen“, schildert Grasmann schmunzelnd. Auch sei nicht jeder Aufgabenbereich gleich gut in die Heimarbeit zu verlagern. Das gehe bei der Softwareentwicklung gut, in der Produktion hingegen nicht.

Angesichts der positiven Entwicklung des Unternehmens zeigt sich Matrix-Vision-Standortleiter Ralf Grasmann sehr zufrieden.

© Jörg Fiedler

Angesichts der positiven Entwicklung des Unternehmens zeigt sich Matrix-Vision-Standortleiter Ralf Grasmann sehr zufrieden.

Gerade was die Produktion betrifft, hat sich bei Matrix Vision vor Kurzem eine Neuerung ergeben: Ein zweiter Standort in Kirchheim am Neckar wurde vergangene Woche in Betrieb genommen. „Wir sind hier aus allen Nähten geplatzt“, berichtet Ralf Grasmann. Zuerst habe man in Oppenweiler nach einem geeigneten Gebäude zur Expansion gesucht, sei dort aber nicht fündig geworden. Der Standort in Kirchheim sei ein Gebäude des Mutterkonzerns Balluff – „das hat sich gut ergeben“. Gerade in Coronazeiten ist es zusätzlich von Vorteil, wenn zwei Produktionsteams räumlich getrennt arbeiten. Eventuelle Ausfälle legen dann nicht gleich alles still.

In Hamburg sollen sich neue Chancen ergeben.

Ausgebaut hat Matrix Vision auch das Entwicklungsteam. Seit dem vergangenen Monat sind fünf Mitarbeiter am neuen Standort in Hamburg stationiert. „Das Einzugsgebiet von Oppenweiler ist begrenzt, wenn man neue Fachkräfte gewinnen will“, erklärt Grasmann. Das sei in Hamburg anders. Nicht alle Rahmenbedingungen in der Sturmfedergemeinde sind für das Unternehmen optimal. Dass die S-Bahn beispielsweise in Backnang endet, sei für die Mitarbeiter von Nachteil. Zudem habe die Firma beispielsweise keine Kantine und die Möglichkeiten für ein Mittagessen in der Nähe sind beschränkt. In puncto Breitbandversorgung setze man darauf, dass sich in nicht allzu ferner Zukunft da etwas zum Positiven verändere. Immerhin: Durch gezieltes Anwerben neuer Fachkräfte, etwa durch Produktsponsoring oder das Angebot einer Bachelor- oder Masterarbeit im Betrieb, seien schon Mitarbeiter gewonnen worden, die auch längerfristig blieben.

Punkten kann Matrix Vision unter anderem auch mit Innovationen. „Das hat damit zu tun, dass man als Firma Megatrends erkennt, auch in der Bildverarbeitung“, erklärt Grasmann. Dafür brauche es gute Mitarbeiter. 2018 wurde der Betrieb als einer der „100 Orte für Industrie 4.0“ im Land ausgezeichnet. Die Unternehmensstrategie laute „Time to market“. Das bedeute nicht, Produkte rasch auf den Markt zu bringen, erläutert der Standortleiter, sondern vielmehr Kunden so passgenau zu bedienen, dass diese einen Vorsprung haben. Deswegen sei Matrix Vision nicht im Verdrängungswettbewerb mit asiatischen Anbietern, sondern im High End und Customizing angesiedelt. „Wir versuchen, Kundenwünsche schnellstmöglich umzusetzen. Das ist unser Erfolgsrezept.“

Mehr als 80000 Konfigurationen sind möglich

Werner Armingeon und Gerhard Thullner gründen die Firma Matrix Vision 1986. Nur weniger Jahre später produziert das Unternehmen die weltweit erste Grafikkarte für Großbildschirme für Atari-Computer.

1992 steigt das Unternehmen in die industrielle Bildverarbeitung ein. Die Firma beginnt mit der Entwicklung von Frame Grabbern für industrielle Anwendungen. Diese elektronische Komponente wird zum Digitalisieren analoger Videosignale verwendet.

Die Produktpalette von Matrix Vision wächst stetig und kommt in verschiedensten Branchen zum Einsatz, etwa in Medizin, Logistik, Automotive, Verpackung, Lebensmittel, Getränke, Pharma, Verkehrstechnik und Messtechnik. Über 80000 Industriekamera-Konfigurationen sind möglich.

Seit 2017 ist Matrix Vision Tochter der Balluff GmbH und ist somit weltweit durch insgesamt 68 Balluff-Vertretungen präsent.

Im November 2020 hat Matrix Vision das Entwicklungsteam mit einem Büro in Hamburg ausgebaut und zudem einen neuen Produktionsstandort in Kirchheim am Neckar in Betrieb genommen. Das Unternehmen beschäftigt mehr als 110 Mitarbeiter, davon 100 in Oppenweiler.

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Erstellt:
3. Dezember 2020, 06:00 Uhr

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