Zum Ärger Russlands: Seemanöver im Schwarzen Meer

dpa Odessa. Nur wenige Tage nach dem Zwischenfall mit einem britischen Kriegsschiff im Schwarzen Meer halten die USA und ihre Verbündeten in dem Gebiet ein großes Militärmanöver ab. Eine Provokation, findet Moskau.

Aus Moskauer Sicht war der die „HMS Defender“ nahe der Krim in russisches Hoheitsgewässer gefahren. Foto: Vasil Gedenidze/British Embassy in Georgia/AP/dpa

Aus Moskauer Sicht war der die „HMS Defender“ nahe der Krim in russisches Hoheitsgewässer gefahren. Foto: Vasil Gedenidze/British Embassy in Georgia/AP/dpa

Trotz deutlicher Kritik aus Russland hat in der südukrainischen Hafenstadt Odessa das jährliche Seemanöver „Sea Breeze“ (Meeresbrise) begonnen.

Die ukrainische Marine veröffentlichte am Montag ein Video von der Eröffnung der Militärübung auf Facebook. In den kommenden zwei Wochen werden im nordwestlichen Schwarzen Meer Soldaten und Matrosen aus der Ukraine, den USA und weiteren knapp 30 Ländern trainieren. Die Bundeswehr ist nicht beteiligt.

Russland versteht das Manöver unweit der 2014 annektierten Halbinsel Krim als Provokation und hatte die USA bereits vorab aufgerufen, darauf zu verzichten. Man werde das Geschehen aufmerksam verfolgen und gegebenenfalls „angemessen“ reagieren, hieß es aus Moskau. Bereits am Samstag überwachte die russische Marine den US-Zerstörer „USS Ross“, als dieser im Schwarzen Meer einlief.

Nach US-Angaben sind an der Militärübung etwa 5000 Soldaten, rund 30 Schiffe sowie 40 Flugzeuge und Hubschrauber beteiligt. Trainiert werden unter anderem Landungsoperationen und Luftabwehr. Der US Navy zufolge ist die diesjährige Übung im Schwarzen Meer, die seit 1997 regelmäßig abgehalten wird, die bislang größte dieser Art.

Der ukrainische Flottenchef Olexij Nejischapa wertete das Manöver als Zeichen dafür, „dass die Ukraine von der ganzen zivilisierten Welt unterstützt wird“. Es sei Ausdruck für die „Unterstützung der Stabilität und des Friedens in unserer Region“.

Russland hingegen befürchtet unter anderem, dass ein Teil der Waffen nach Abschluss der Übung in der Ukraine bleiben könnte und forderte die USA deshalb auf, den Truppenabzug transparent zu gestalten.

Der außenpolitische Sprecher der Linksfraktion, Gregor Gysi, bezeichnete die Militärübung als Provokation gegenüber Russland. Gysi sagte dem Nachrichtenradio MDR Aktuell, die Nato wolle damit ihre Bereitschaft zeigen, die Ukraine militärisch zu unterstützen, falls es zu einem Angriff komme. So könne man kein konstruktives Verhältnis mit Moskau erreichen.

Zuletzt hatten sich die Spannungen im Seegebiet um die Krim erhöht, in deren Nähe Moskau bis Oktober größere Abschnitte für Militärschiffe anderer Staaten sperren ließ. Ein britisches Kriegsschiff fuhr in das von Russland beanspruchte Seegebiet und wurde mit Warnschüssen und Bomben verdrängt. Britische Medienberichte stützen diese Angaben teilweise, betonen aber, das Schiff habe Kurs gehalten.

Der Ton zwischen Moskau und westlichen Staaten ist seit dem Frühjahr noch einmal schärfer geworden. Im April hatten russische und ukrainische Truppenaufmärsche entlang des Konfliktgebiets Ostukraine Sorge ausgelöst, dass der seit knapp Jahren andauernde Konflikt zwischen Russland und der Ukraine erneut eskalieren könnte.

Seit etwa sieben Jahren werden Teile der ostukrainischen Gebiete Donezk und Luhansk entlang der russischen Grenze von moskautreuen Aufständischen kontrolliert. Nach UN-Schätzungen sind seit Beginn des Konflikts 2014 mehr als 13.000 Menschen getötet worden. Ein 2015 vereinbarter Friedensplan unter deutscher und französischer Beteiligung liegt auf Eis.

© dpa-infocom, dpa:210628-99-167634/7

Der Zerstörer USS Ross der US Navy kommt im Hafen von Odessa an. Er nimmt an der Militärübung „Sea Breeze“ teil. Foto: Konstantin Sazonchik/epa Tass/dpa

Der Zerstörer USS Ross der US Navy kommt im Hafen von Odessa an. Er nimmt an der Militärübung „Sea Breeze“ teil. Foto: Konstantin Sazonchik/epa Tass/dpa

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Erstellt:
28. Juni 2021, 04:16 Uhr

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