Trump kehrt mit leeren Händen heim

Zweiter Gipfel zwischen dem US-Präsidenten und Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un ist gescheitert

Trotz vieler großer Worte endet ein Treffen von Trump und Kim in Vietnam ohne eine konkrete Vereinbarung über ein Nordkorea ohne Atomwaffen. Mit dem Friedensnobelpreis sollte der US-Präsident jetzt nicht mehr rechnen.

Hanoi /DPA - Ein Gipfel zur atomaren Abrüstung Nordkoreas ist gescheitert. Damit hat sich die Aussicht auf ein Nordkorea ohne Atomwaffen vorerst zerschlagen. US-Präsident Donald Trump und Nordkoreas Diktator Kim Jong-un konnten sich nach zweitägigen Gesprächen im vietnamesischen Hanoi auf keinen Kompromiss einigen. Das Treffen endete im Streit über Abrüstung und Aufhebung von Sanktionen. Trump sagte: „Ich hätte etwas unterschreiben können. Aber es ist besser, etwas richtig zu tun als schnell.“ Von Kim gab es keine Reaktion.

Trump zufolge wollte Kim, dass alle ­Sanktionen gegen sein Land aufgehoben werden. Der kommunistische Staat ist ­verarmt und international isoliert. „Wir konnten das nicht tun“, sagte Trump. „Sie waren bereit, einen großen Teil der Bereiche atomar abzurüsten, die wir wollten. Aber wir konnten nicht alle Sanktionen dafür aufheben. So werden wir weiterarbeiten und sehen.“

Mit dem abrupten Ende haben sich die Chancen auf eine friedliche Lösung für die Koreanische Halbinsel deutlich verringert. Der Konflikt gehört zu den gefährlichsten der Welt. Für Trump, der in den USA durch belastende Aussagen seines Ex-Anwalts momentan unter Druck steht, ist das eine Enttäuschung. Mit einem Erfolg auf internationaler Bühne hätte er von den negativen Schlagzeilen ablenken können. Der von Trump erhoffte Friedensnobelpreis liegt in weiter Ferne.

Pläne für einen dritten Gipfel – nach Singapur und Hanoi – gibt es nicht. Das Weiße Haus erklärte, die „jeweiligen Teams“ wollten die Gespräche fortsetzen. Nordkoreas Diktator verließ den Schauplatz des Gipfels ohne eine Erklärung. China und Südkorea reagierten enttäuscht auf das Scheitern und drängten die USA und Nordkorea, den Dialog fortzusetzen. Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) sprach von einer „schlechten Nachricht für die Welt“.

Die USA wollten laut US-Außenminister Mike Pompeo weiter reichende Zugeständnisse für den Abbau von Atomwaffen als von Kim angeboten: „Wir haben ihn aufgefordert, mehr zu tun. Aber er war nicht darauf vorbereitet.“ Trump sprach trotz des Scheiterns von einem „produktiven“ Treffen. Nordkorea wolle weiterhin auf neue Atomwaffen- und Raketentests verzichten. Von Kim gab es keine Bestätigung dafür. Pjöngjang lässt sich mit politischen Bewertungen in der Regel viel Zeit.

Die jüngste Atommacht der Welt hat seit November 2017 keine solchen Tests mehr gemacht. Experten sind der Ansicht, dass das Waffenarsenal so weit entwickelt ist, dass keine Tests mehr nötig sind. Trump zufolge bekräftigte Kim die Bereitschaft, den wichtigen Atomkomplex in Yongbyon zu schließen. Dort gibt es einen Reaktor sowie Anlagen zur Herstellung von Plutonium und zur Anreicherung von Uran. Beides ist für eine Atombombe notwendig.

Die USA verlangten von Nordkorea, zusätzlich eine weitere Stätte zu schließen. „Ich denke, er war überrascht, dass wir darüber Bescheid wussten“, sagte Trump. Zu dem vagen Begriff der Denuklearisierung, mit der beide Seiten die Abrüstung auf der Koreanischen Halbinsel umschreiben, sagte Trump: „Viele Leute wissen nicht, was es bedeutet. Aber für mich ist es ziemlich klar: Sie müssen ihre Atomwaffen beseitigen.“

Spekuliert wurde außerdem, dass beide Seiten bei dem Treffen den Koreakrieg (1950–1953) offiziell für beendet erklären wollten. Dazu gab es aber kein Wort. Mehr als sechs Jahrzehnte nach den letzten Kämpfen gilt bis heute ein Waffenstillstand. Auch von der Einrichtung von Verbindungsbüros im jeweils anderen Land war keine Rede mehr. Unter den Tisch fiel auch die erhoffte Wiederaufnahme innerkoreanischer Wirtschaftsprojekte.

Das Scheitern des Gipfels kam für viele überraschend. Noch am Morgen hatten sich Kim und Trump positiv über den Verlauf geäußert. Auch nach dem Scheitern fand der US-Präsident warmherzige Worte: „Wir mögen einander einfach. Wir haben eine gute Beziehung“, sagte Trump. „Ich habe Vertrauen in ihn. Und ich nehme ihn beim Wort.“ Nach üblen gegenseitigen Beschimpfungen hatte sich das Verhältnis der beiden in letzter Zeit entspannt.

Außenminister Pompeo sagte: „Wir haben nicht alles bekommen, was am Ende Sinn für die USA ergeben hätte.“ Dabei war Trump dem Machthaber entgegengekommen, indem er ihn nicht mehr zu einer schnellen Abrüstung seiner Atomwaffen drängte. Es gebe „keine Eile“, solange Nordkorea auf Atomwaffen- und Raketentests verzichte. Trotzdem reichte es nicht. Die Führung in Pjöngjang sieht ihr Atomarsenal als eine Art Lebensversicherung gegen mögliche Angriffe oder Umsturzversuche.

Trotz des gescheiterten Treffens sagte Trump, er habe Vertrauen in Kim Jong-un

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Erstellt:
1. März 2019, 03:04 Uhr

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